Iraker demonstrieren
9. April 2007Die Nachrichtenagentur Aswat al-Irak berichtete, die Schiiten hätten sich am Montagmorgen (9.4.2007) auf den Weg von der mittelirakischen Stadt Kufa in die Pilgerstadt Nadschaf gemacht. Die Städte liegen rund 160 Kilometer südlich von Bagdad.
Mit Bussen und Autos machten sie sich auf in die den Schiiten heilige Stadt. Die Straße zwischen Bagdad und Nadschaf war mit hunderten Fahrzeugen voll gestopft. Aus ihnen wehten irakische Fahnen, die Insassen riefen anti-amerikanische Parolen. Auch in Bagdad bereiteten sich die Sicherheitsbehörden auf Protestkundgebungen vor. Aus Furcht vor Anschlägen verhängten sie vom Morgen an ein 24-stündiges Fahrverbot. Man dürfe den Rebellen keine Gelegenheit zu Anschlägen bieten, sagte ein Sprecher.
Sunniten und Schiiten demonstrieren gemeinsam
Die Demonstranten schwenkten irakische Fahnen, aber keine Poster von Politikern oder Geistlichen, wie es bei Demonstrationen im Irak sonst üblich ist. Die Kundgebungsteilnehmer riefen "Ja zum Irak" und "Die Besatzer sollen den Irak verlassen". Auf den Boden waren vielerorts Flaggen der USA gemalt, so dass die Menge sie mit Füßen treten konnte. Auch sunnitische Geistliche nahmen auf Einladung an den Kundgebungen teil.
In einer am Sonntag in Nadschaf verbreiteten Erklärung hatte Muktada Al Sadr die irakischen Streitkräfte aufgerufen, die Zusammenarbeit mit den USA einzustellen. Zugleich wies er seine Kämpfer an, ihre Anschläge gegen US-Soldaten und nicht gegen Iraker zu richten. Die Erklärung trug Al Sadrs offizielles Siegel, ihre Authentizität konnte jedoch nicht überprüft werden.
USA: Al Sadr "größte Bedrohung"
Zunächst stand nicht fest, ob Al Sadr selbst teilnehmen werde. Der Schiitenführer wurde seit Monaten nicht in der Öffentlichkeit gesehen. Kämpfer seiner Mahdi-Miliz haben sich wiederholt Gefechte mit den irakischen Sicherheitskräften und den US-Truppen geliefert, zuletzt am Wochenende in der Stadt Diwanija. Das US-Verteidigungsministerium hat Al Sadrs Miliz als die größte Bedrohung für den Frieden im Irak bezeichnet.
Am 9. April jährt sich zum vierten Mal der Sturz des früheren irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Der Ex-Staatschef wurde am 30. Dezember 2006 in Bagdad wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit hingerichtet.
Die US-Armee berichtete unterdessen von vier weiteren Angriffen von Aufständischen auf ihre Soldaten im Irak, bei denen am Sonntag insgesamt sechs Amerikaner ums Leben gekommen waren. Damit erhöhte sich die Zahl der US-Soldaten, die in den vergangenen zwei Tagen getötet wurden, auf zehn. Die Angriffe ereigneten sich alle im Süden Bagdads sowie in den nördlich der Hauptstadt gelegenen Provinzen Dijala und Salaheddin. (rri)