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Politik

Tausende Kinder starben in irischen Heimen

12. Januar 2021

In Irland sind in Mutter-Kind-Heimen laut einem aktuellen Untersuchungsbericht im 20. Jahrhundert rund 9000 Kinder gestorben. Mütter und Kinder wurden in den Einrichtungen vernachlässigt und erniedrigt.

Irland Untersuchung im ehemaligen Mutter-und-Kind-Heims in Tuam, County Galway
Bild: Aidan Crawley/dpa/EPA/picture alliance

Die vom irischen Staat eingesetzte Untersuchungskommission hat laut ihrem offiziellen Bericht eindeutige Hinweise auf den Tod von 9000 Kindern gefunden. Die Mutter-Kind-Heime für ledige Frauen wurden über Jahrzehnte hinweg und noch bis 1998 von religiösen Organisationen, zumeist katholischen Orden, geführt und vom irischen Staat kontrolliert.

Regierungschef Micheal Martin sprach von zutiefst "verstörenden" Erkenntnissen und einer Mitschuld der Gesellschaft. Der Bericht zeichne das Bild einer "über Jahrzehnte hinweg vorherrschenden frauenfeindlichen Kultur in Irland". "Wir hatten eine völlig gestörte Einstellung zur Sexualität und Intimität, und junge Mütter sowie ihre Söhne und Töchter mussten für diese Störung einen furchtbaren Preis bezahlen." Es sei deshalb wichtig, sich mit dieser Tragödie "als Nation" auseinanderzusetzen.

Micheal Martin will sich am Mittwoch im Parlament im Namen des Staates für das entstandene Leid entschuldigenBild: Julien Behal Photograph/dpa/PA Media/picture alliance

Etwa 15 Prozent der Kinder, die in dem untersuchten Zeitraum von 76 Jahren in den Heimen geboren wurden, starben auch dort, wie die Kommission berichtete. Insgesamt waren demnach 56.000 unverheiratete Mütter und 57.000 Kinder in den Heimen untergebracht.

"Kalte und lieblose" Atmosphäre

Als Haupttodesursachen der Säuglinge und Kinder wurden Atemwegserkrankungen und Magen-Darm-Entzündungen festgestellt. "Die Abwesenheit von professionellem Personal, kombiniert mit einer generellen Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der in den Heimen geborenen Kinder, hat zu der entsetzlichen Säuglingssterblichkeit beigetragen", heißt es in dem Bericht. Offensichtlich habe dort eine "kalte und lieblose" Atmosphäre geherrscht. Alle Frauen litten unter ernsthafter Diskriminierung. Sie und ihre Kinder hätten niemals in derartigen Einrichtungen sein dürfen, ist das Fazit des Untersuchungsberichts.

Der ehemalige Mutter-und-Kind-Heim in Tuam, County Galway Bild: Niall Carson/AP Photo/picture alliance

Die Kommission untersuchte die Gründe für die hohe Kindersterblichkeit in insgesamt 18 kirchlich betriebenen Heimen für unverheiratete Mütter zwischen den Jahren 1922 und 1998. Im streng katholischen Irland war es üblich, Frauen, die vor der Heirat schwanger wurden, in solchen Einrichtungen unterzubringen. Oft waren die Frauen durch Vergewaltigungen schwanger geworden, andere hatten gesundheitliche oder psychische Probleme.

qu/bru (dpa, afp, rtr, ap)

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