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Politik

Tausende sagen in Hanau: "Es reicht!"

23. Februar 2020

Der rassistische Anschlag in Hanau mit neun Todesopfern wühlt auf. In der hessischen Stadt sind bis zu zehntausend Menschen auf die Straße gegangen. Sie trauern um die Opfer und fordern mehr als nur Lippenbekenntnisse.

Deutschland Proteste nach Anschlag in Hanau
Vertreter der christlichen, der jüdischen und der muslimischen Gemeinden Hanaus auf dem PodiumBild: picture-alliance/AA/D. Aydemir

Sie wollen ein Zeichen setzen für Toleranz und Menschlichkeit. "Wichtig ist für uns, Flagge zu zeigen. Gegen Terror, Fremdenfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus", sagte Mitorganisator Teyfik Oezcan. "Unsere Botschaft lautet: Wir sind Deutschland. Wir gehören zusammen."

Nach Schätzungen der Polizei liefen bis zu 10.000 Menschen vom Tatort Kurt-Schumacher-Platz in der Innenstadt. Dort gab es eine Kundgebung, an der Angehörige der Opfer, der türkische Botschafter Ali Kemal Aydin, Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) und Vertreter verschiedener Religionen teilnahmen. Es sei dringend nötig, ein Gegengift zu finden für den Hass, sagte Botschafter Aydin. Die türkische Gemeinde erlebe von Jahr zu Jahr mehr Angriffe auf Personen, auf Moscheen oder auf Vereine. "Das kann und darf so nicht weitergehen." Lippenbekenntnisse reichten nicht aus. 

Rassistische Gesinnung

In der Nacht zum Donnerstag hatte nach Ermittlungen der Polizei ein 43 Jahre alter Deutscher in Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Der Sportschütze soll auch seine 72 Jahre alte Mutter und dann sich selbst getötet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen hatte der mutmaßliche Täter eine rassistische Gesinnung und war psychisch krank.

Bild: picture-alliance/AA/D. Aydemir

"Die Tage und Stunden sind zu Friedenszeiten die schwärzesten und dunkelsten, die unsere Stadt je erlebt hat", sagte Oberbürgermeister Kaminsky. Denjenigen, die die Gesellschaft spalten wollten, rief er zu: "Wir sind mehr, und wir können Euch daran hindern." Der SPD-Politiker richtete sich auch direkt an die Angehörigen der Getöteten: "Ihr seid nicht alleine. Wir können Euren Schmerz natürlich nicht lindern, aber ein klein wenig Trost können wir spenden."

"Wir müssen in Angst leben"

Der Bruder eines Todesopfers sagte, "wir sind im Stich gelassen worden". Solange es die AfD weiter gebe, "müssen wir in Angst leben". Ein Anliegen der Veranstalter war es auch, alle drei großen Religionen zu Wort kommen zu lassen. So waren Vertreter der christlichen, der jüdischen und der muslimischen Gemeinden Hanaus auf dem Podium. Sie riefen zu Frieden und Versöhnung, zu Respekt und Miteinander auf.

nob/haz (epd, dpa)

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