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TBC-Früherkennung drängt

Gudrun Heise24. März 2016

In Syrien und im Irak gibt es nicht viele Tuberkuloseerkrankungen, aber die Zustände in Flüchtlingslagern machen Ärzten Sorgen. Das Wichtigste bleibt die Früherkennung, sagt Tuberkulosearzt Karl Schenkel.

BdT TBC in Deutschland
Bild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Der harte Kampf gegen Tuberkulose

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Deutsche Welle: Nach Angaben des Robert Koch-Institutes ist die Zahl der an Tuberkulose Erkrankten in Deutschland erstmals wieder angestiegen, von 4.533 im Jahr 2014 auf 5.865 im Jahr 2015. Hängt der Anstieg der Tuberkulosefälle mit den Flüchtlingsströmen zusammen?

Karl Schenkel: Die Flüchtlinge tragen dazu bei. Wir haben eine Menge Flüchtlinge, die im Moment in dieses Land kommen und insofern sehen wir hier einen rein linearen Zuwachs. Aber wir haben das erwartet. Es ist nichts, was uns überrascht.

Wie wird Tuberkulose bei Flüchtlingen festgestellt?

Bei uns in Deutschland - auch in Zeiten als wir mehr Tuberkulosefälle hatten - gab es die sogenannten Tuberkulose-Reihenuntersuchungen. Sie sind abgeschafft worden, weil die Verhältnismäßigkeit nicht mehr stimmte, weil es bei uns so selten Tuberkulose gab. Diese Reihenuntersuchungen hat man jetzt wieder eingeführt, beziehungsweise Teile des Bundes-Infektionsgesetzes, das für alle Bundesländer gilt.

Hier gibt es einen Paragraphen, der besagt: Bei Menschen, die in Massenunterkünfte gebracht werden, muss sichergestellt sein, dass sie keine ansteckenden Erkrankungen haben. Dazu gehört auch Tuberkulose. Erwachsene und Jugendliche ab dem vollendeten 15. Lebensjahr werden daraufhin geröntgt. Schwangere natürlich nicht.

Ist die Ansteckungsgefahr unter den Flüchtlingen besonders groß?

Einer der wesentlichen Bausteine bei der Tuberkulosebekämpfung ist die frühe Entdeckung der Erkrankung. Die Leute müssen bei ihrer Ankunft in Deutschland so früh wie möglich geröntgt werden. Im Fall von Tuberkulose wird derjenige natürlich in eine Klinik gebracht, dort vorübergehend auch isoliert und dann so gut wie möglich behandelt.

Dadurch wird die Infektionskette unterbrochen und dadurch kann man verhindern, dass sich Menschen in den Unterkünften anstecken. Dieses Risiko ist prinzipiell sehr hoch, weil eine gewisse räumliche Enge herrscht. Je mehr Menschen unter schlechten Bedingungen, vielleicht auch bei schlechter Ernährungssituation zusammengedrängt sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sich die Tuberkulose weiterträgt.

Besteht die Gefahr, dass es in Zukunft wesentlich mehr Tuberkulosefälle in Deutschland geben wird als noch vor einigen Jahren?

Wir wissen, dass sich Tuberkulose vorwiegend in [Gemeinschaften] weiterverbreitet, im Haushalt, in der Familie. Tuberkulose ist aber nicht so hochansteckend wie beispielsweise virale Erkrankungen: Masern, Windpocken, Ebola. Das kann man nicht vergleichen. Tuberkulose wird auch als Schildkröte unter den Infektionskrankheiten bezeichnet.

Durch sporadischen Kontakt, wenn also jemand einem Tuberkulosekranken in einem Bus begegnet, ist eine Übertragung theoretisch zwar möglich, typischer aber ist es, wenn Sie viele Stunden oder Tage und Wochen mit jemandem in einem Haushalt zusammenleben.

Der harte Kampf gegen Tuberkulose

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Welche der Länder, aus denen Flüchtlinge kommen, verzeichnen besonders viele Tuberkulose-Erkrankungen?

Das muss man von Land zu Land betrachten: in Afghanistan gibt es viele Tuberkulosefälle, in Syrien eher weniger. Dazu muss allerdings gesagt werden, dass die WHO dort ihre letzten Zahlen vor dem Bürgerkrieg gesammelt hat.

Dann kommen die Bedingungen auf der Flucht hinzu. Die Menschen sitzen auf der Balkanroute in den entsprechenden Sammelstellen eng zusammen. Insbesondere unter den Bedingungen während der Flucht, die oft viele Wochen oder Monate dauert, steigt die Gefahr der Ansteckung. Besonders gefährdet sind Kinder. Sie sind prinzipiell anfälliger für Tuberkulose als Erwachsene.

Wir erwarten einen weiteren Zuwachs der Fallzahlen. Das heißt: Wir müssen frühzeitig Vorsorge treffen und vor allem den öffentlichen Gesundheitsdienst stärken.

Karl Schenkel ist Lungenarzt und arbeitet als Patientenberater für das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK). Das DZK wurde 1895 in Berlin gegründet um die tödliche damalige Volkskrankheit zu bekämpfen.

Das Interview führte Gudrun Heise.

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