Team Tansania
17. Januar 2013Adrian Kriesch: "Jeder Europäer, der Tansania besucht, kennt das Wort 'mzungu'. Viele Einheimische grüßen oder rufen so nach hellhäutigen Gästen. Gewöhnungsbedürftig, aber durchaus nett gemeint. Dass aber bei so vielen Dorfbewohnern beim Anblick von ausländischen Besuchern die Dollarzeichen in den Augen anfangen zu blitzen, dass habe ich in der Form nur in den Dörfern rund um die Nord Mara Mine erlebt. Ich habe in Tansania studiert und weite Teile des Landes bereist, aber dass selbst bei einem Spaziergang so viele Passanten nach Geld fragen, war mir in dem sonst so gastfreundlichen Land neu. Alles dreht sich ums Geld. Ich hatte den Eindruck, Rohstoffreichtum kann auch die Mentalität der ganzen Gesellschaft ändern."
Julia Hahn: "Ich war zum ersten Mal in Tansania - ein Land mit einer unglaublich positiven Ausstrahlung. 'Hakuna Matata' - alles kein Problem - diesen Spruch habe ich bestimmt hundert Mal am Tag gehört. Selbst dann, wenn die Probleme ganz offensichtlich sind, gerade in der goldreichen Region Nord Mara. Hier koexistieren zwei Welten: Drinnen - das ist die Mine mit ihren Angestellten, die in schlichten, aber gut ausgestattenen Bungalows untergebracht sind und mehrere üppige Mahlzeiten am Tag in der Kantine bekommen. Sie arbeiten im Schichtdienst und haben alle paar Wochen Urlaub. Wollen sie aus der Mine raus, dann fliegen sie mit der firmeneigenen Chartermaschine. Die sechs Stunden Autofahrt auf der Schlagloch-Piste bis zum nächsten Flughafen bleibt ihnen so erspart. Im krassen Gegensatz steht das Draußen - die Welt der Intruder, der Dorfbewohner. Ihre Hütten stehen teilweise so dicht an der Mine, dass Steine von den riesigen Schuttbergen gegen ihre Häuserwände rollen. Sie haben keinen Strom, und auch kein fließendes Wasser. Von ihrer Haustür aus, vom Bolzplatz der Kinder aus, vom Markt aus - immer haben sie die Mine im Blick. Ständig werden sie daran erinnert, wie groß der Reichtum ihres Landes ist - und wie wenig sie selbst davon haben."