Technik-Trends auf der CeBIT
28. Februar 2011Jeder, der schon einmal den Film "Krieg der Sterne" gesehen hat, wird sich an die holografischen Bilder von Luke Skywalker und Prinzessin Leia erinnern. Die Deutsche Telekom kann das auch: "Wir demonstrieren hier, was das Netz der Zukunft alles leisten kann", sagt Ralf Wilking, Projektleiter Service Management der Deutschen Telekom, und vor ihm baut sich das Hologramm seines Kollegen Andreas Schneider auf. Der sitzt am Firmensitz in Bonn und telefoniert mit Hannover in HD-Qualität über Mobilfunk. Möglich wird das durch den neuen Mobilfunkstandard LTE, der bis zu sechs mal so viele Daten übertragen kann wie bisher und den die Telekom mit Milliardeninvestitionen zügig ausbaut.
Die LTE-Technik (Long Term Evolution) ermöglicht schnelles mobiles Surfen, etwa mit dem iPad oder Notebooks. Es bietet aber Vorteile auch für ländliche Gebiete, in denen die Anbieter keine teuren Kabel verlegen wollen. Mit LTE soll der Kunde unterwegs ebenso schnell im Netz unterwegs sein wie heute per Kabel von zu Hause. Die Firmen Vodafone, O2 und die Deutsche Telekom hatten im Mai 2010 Frequenzblöcke für den drahtlosen LTE-Internetzugang ersteigert. Die Funkfrequenzen waren frei geworden, weil der Fernsehempfang per Antenne auf digitale Signale umgestellt worden war. Allerdings mussten sich die Anbieter verpflichten, zunächst vorrangig ländliche Gebiete mit der neuen Technik zu versorgen, um sogenannte weiße Flecken auf der digitalen Landkarte zu tilgen.
IBM präsentiert Mr. Watson
Alles höher, alles weiter, alles schneller – wer auf der CeBIT die Aufmerksamkeit auf sich ziehen möchte, muss mit Rekorden und Siegern aufwarten. Kein Wunder, dass IBM deshalb Mr. Watson nach Hannover geholt hat, jenen Computer, der in den USA gerade das Wissens-Quiz "Jeopardy" gewonnen hat. Watson ist in der Lage, normal formulierte Fragen eines Menschen zu verstehen und zu beantworten. Und IBM-Deutschland-Chef Martin Jetter verspricht: "Wir haben nur Dinge verbaut, die Sie heute bereits erwerben können. Egal in welchem Business, ob in der Wirtschaft oder ob es Regierungen oder Kommunen sind - jeder kann seinen kleinen Watson bauen."
Wenn es um hohe Rechenleistung geht, die man aber nicht ständig braucht, dann geht man in die Wolke. Seit zwei Jahren macht das Wort vom Cloud Computing die Runde – Rechenpower, Speicherplatz und Software holt man sich aus dem Netz – und bezahlt nur, was man tatsächlich braucht. Microsoft präsentiert in Hannover unter anderem eine Lösung, die den Netzwerk-Administratoren das Leben leichter machen soll: "Stellen Sie sich vor, nachdem Borussia Dortmund bei Bayern München gewonnen hat, gehen im Dortmunder Fanshop wesentlich mehr Anfragen ein - dann habe ich die Möglichkeit, ganz einfach per Knopfdruck die Ressourcen zu erhöhen, die ich in der Cloud habe", sagt Henrik Tesch von Microsoft Deutschland.
Privatanwender wieder gefragt
Doch nicht nur Netzwerkadministratoren und IT-Profis werden auf der CeBIT angesprochen - auch der Konsument kommt wieder auf seine Kosten. So will Fujitsu von der Popularität der Tablet-Computer profitieren und präsentiert in Hannover das Outdoor-Pad. Das Gerät mit 10-Zoll-Touchscreen und 850 Gramm Gewicht läuft mit Windows 7 als Betriebssystem, "Sie sind also in gewohnter Umgebung unterwegs", sagt Michael Melzig von Fujitsu Deutschland. Außerdem habe es sehr viel mehr Anschlussmöglichkeiten als Apples iPad, das den Tablet-Boom im vergangenen Jahr erst ausgelöst hat.
Auch der koreanische Hardware-Hersteller LG Electronics wartet mit einer Deutschland-Premiere auf: "LG Optimus 3G – das ist das erste Voll-3D-Smartphone der Welt. Voll-3D heißt, Sie sind in der Lage, 3D-Inhalte ohne Brille zu sehen", sagt Michael Wilmes, Public Relations-Manager bei LG Electronics, über das Gerät, das auch schon auf dem Mobile World Congress in Barcelona für Aufsehen gesorgt hat. In der Halle 19 schließlich wird es für die Besucher körperlich anstrengend. Dort präsentieren die Barmer Ersatzkasse, die Zeitung "Bild am Sonntag" und das Zweite Deutsche Fernsehen die Gesundheitsinitiative "Deutschland bewegt sich", und die Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler ist eine Botschafterin dieser Initiative.
Alle möglichen Geräte sind in der Halle 19 aufgebaut, die den Konsumenten zu sportlichen Aktivitäten animieren sollen - vom Golf Trainer über den Tischtennis-Simulator bis hin zum Trainings-Fahrrad, auf dem man mithilfe von Google Earth virtuelle Touren abfahren kann. Nicht jedem erschließt sich, was diese Spielhalle mit der CeBIT zu tun hat. Vielleicht ist es ja die Vorstellung, dass die Kids heutzutage nur noch vor dem Computer oder der Spielekonsole sitzen – also muss man sie per Computer oder Konsole zu mehr Bewegung animieren.
Autor: Rolf Wenkel, Hannover
Redaktion: Henrik Böhme