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Whistleblower gibt Identität preis

9. Juni 2013

Die Quelle der Enthüllungen über die Internet-Überwachung durch den US-Geheimdienst ist offenbar enttarnt. Der Mann, der den PRISM-Skandal ans Licht gebracht haben will, gab jetzt dem britischen "Guardian" ein Interview.

Edward Snowden (Quelle: Reuters)
USA PRISM Internet Überwachung Quelle Edward SnowdenBild: Reuters/Ewen MacAskill/The Guardian/Handout

Ein 29-jähriger Techniker steckt offenbar hinter den jüngsten Enthüllungen über die massive Daten-Sammlung des US-Geheimdiensts bei amerikanischen Internet-Diensten. Er trat am Sonntagabend mit einem Interview in britischen Zeitung "The Guardian" aus dem Schatten der Anonymität. Der junge Mann namens Edward Snowden war nach eigenen Angaben die vergangenen vier Jahre als Mitarbeiter externer Unternehmen beim US-Geheimdienst NSA tätig.

"Sie haben keine Ahnung, was alles möglich ist", sagte er über die Spionage-Möglichkeiten der NSA-Systeme. Nach den von Snowden enthüllten Dokumenten sammelt der US-Geheimdienst in großem Stil Daten bei Internet-Diensten wie Google, Facebook, Microsoft, Apple und Yahoo.

"NSA kann fast alles abfangen"

"Ich will nicht in einer Gesellschaft leben, die so etwas macht", sagte Snowden dem "Guardian". Er wolle auch "nicht in einer Welt leben, in der alles, was ich mache und sage, aufgenommen wird".

Snowden beschreibt im "Guardian" sogar eine noch größere Dimension der Datensammlung, als die von ihm enthüllten Dokumente andeuten: "Die NSA hat eine Infrastruktur aufgebaut, die ihr erlaubt, fast alles abzufangen." Damit werde der Großteil der menschlichen Kommunikation automatisch aufgesaugt. "Wenn ich in Ihre E-Mails oder in das Telefon Ihrer Frau hineinsehen wollte, müsste ich nur die abgefangenen Daten aufrufen. Ich kann ihre E-Mails, Passwörter, Gesprächsdaten, Kreditkarteninformationen bekommen."

Die US-Regierung hatte erst wenige Stunden zuvor die Informationen über eine ausufernde Sammlung von Daten im Internet durch ein System mit dem Namen PRISM zurückgewiesen. "PRISM ist kein geheimes Programm zum Sammeln oder Aufsaugen von Daten", erklärte US-Geheimdienstkoordinator James Clapper. Es sei ein "internes Computersystem der Regierung" , das dazu diene, das gesetzlich erlaubte Sammeln elektronischer Informationen bei der Auslandsaufklärung zu unterstützen.

"Werde Familie wohl nicht wiedersehen"

Clapper kündigte außerdem strafrechtliche Ermittlungen gegen die Urheber der Enthüllungen an. Die Veröffentlichungen seien wegen des "enormen Schadens" für die Geheimdienstarbeit "geradezu herzzerreißend", sagte er dem Sender NBC News.

Snowden war mit den Dokumenten nach Hongkong geflohen und sprach dort mit dem "Guardian". Er ist sich der möglichen Konsequenzen seines Handelns bewusst. "Nichts Gutes", lautete seine Antwort auf die Frage, was mit ihm weiter passieren werde. Er gehe davon aus, dass er nie wieder mit seiner Familie oder seinen Freunden Kontakt aufnehmen könne. Seine Hoffnung sei, dass ihn Hongkong nicht ausliefern werde, auch wenn ihm das Risiko einer Gefängnisstrafe von Anfang an klar gewesen sei. "Ich glaube nicht, dass ich mein Zuhause jemals wiedersehen werde."

Der 29-Jährige agierte den Angaben zufolge bei der NSA, die auf Überwachung von Kommunikations-Infrastruktur spezialisiert ist, als Mitarbeiter mehrerer externer Unternehmen wie der Unternehmensberatung Booz Allen Hamilton und des PC-Herstellers Dell.

Internet-Konzerne bestreiten Vorwürfe

Die Chefs von Google und Facebook wiesen mit Nachdruck den Vorwurf zurück, dem US-Geheimdienst uneingeschränkten Zugang zu Nutzerdaten zu gewähren. "Wir sind keinem Programm beigetreten, das der US-Regierung oder einer anderen Regierung direkten Zugang zu unseren Servern gewähren würde", schrieb Google-Mitgründer Larry Page in einem Blogeintrag. Facebook-Gründer Mark Zuckerberg äußerte sich ähnlich und versicherte, dass sein Online-Netzwerk sich gegen jede Anfrage nach freiem Daten-Zugang "aggressiv" gewehrt habe.

Die Internet-Konzerne - genannt wurden in den Zeitungsberichten neben Google und Facebook unter anderem auch Apple, Microsoft und Yahoo - bestätigten zugleich, dass sie den Behörden Informationen auf Gerichtsbeschluss zur Verfügung stellen.

gri/kle (dpa, afp)

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