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Techno-Demo in Berlin: Für die Liebe und gegen Pegida

Greta Hamann25. Juli 2015

Leicht bekleidet zu Techno-Musik im Namen der Liebe durch Berliner Straßen tanzen: Die für Samstag angemeldete Demo "Zug der Liebe" erinnert stark an die Loveparade. Veranstalter Jens Schwan will davon nichts wissen.

Berlin Loveparade (Foto: Sean Gallup/Getty Images)
So soll es nicht werden: Die Loveparade 2003 in Berlin mit rund einer halbe Million FeierndenBild: Sean Gallup/Getty Images

Deutsche Welle: Herr Schwan, Ihre Veranstaltung ist ja ziemlich schnell bekannt geworden, weil viele auf eine Neuauflage der Loveparade gehofft hatten.

Jens Schwan: Ja, als das Projekt schon zwei Monate auf Facebook war, gab es eine Anfrage von der dpa (Deutsche Presse-Agentur, Anm. d. Red.). Damit ging es dann los. Und am nächsten Tag stand plötzlich überall in den Medien: "Neue Loveparade", dazu gab es dann Bilder der Love-Parade. Irgendwo im Artikel stand dann im zweiten Absatz: "Die Veranstalter distanzieren sich von der Love-Parade, wollen keine neue machen", aber das hat keiner gelesen. Wir standen dann vor dem Problem: "Okay, jetzt müssen wir erst einmal unsere Deutungshoheit zurückgewinnen. Hat lange gebraucht, aber ich glaube jetzt haben es alle geschluckt, es war dann auch ordentliche Enttäuschung dabei.

Na ja, sie spielen Techno-Musik, ziehen im Namen der Liebe und des Friedens durch die Straßen und das Ganze auch noch in Berlin. Dass man da schnell an die Loveparade denkt, ist ja nicht sehr verwunderlich. Was unterscheidet ihren "Zug der Liebe" denn von der Loveparade?

Die Loveparade war am Ende nur noch ein reines Werbetool, man wollte Geld machen und deswegen wurde ihm auch zu Recht der Status als Demo aberkannt. Das ganze Drumherum mit Star-DJs und fett Werbung und überall Sponsoring, es gab ja gar keine Botschaften mehr.

Jens Schwan ist Mitorganisator der "Zug der Liebe"-DemoBild: privat

Wir machen keine Werbung, wir machen kein Sponsoring, es gibt keine Promotionteams, es gibt keine Stände, nichts, gar nichts davon. Wir bezahlen das alles aus eigener Tasche und wir werden auch nicht auf der Straße des 17. Juni lang marschieren. Es gibt nur die politischen Botschaften auf den Wagen und wir haben auch fleißig die aussortiert, die aus rein marketingtechnischen Gründen dabei sein wollten. Wir hätten durchaus Leute gehabt, die sagten: Hey wir kommen mit ganz riesigen Trucks, wo 100 Leute drauf passen. Aber die haben wir aussortiert, denn die wollten einfach nur Party, Party Party machen und das ist nicht unser Ziel.

Jedes Kollektiv muss seinen Kram selber bezahlen und muss sich damit arrangieren, dass die Vereine den größten Teil der Fläche einnehmen. Das ganze Ding ist eine Demo und wir benutzen einfach ein in Berlin gängiges Prinzip, Musik zu spielen - wie zum Beispiel beim Christopher Street Day oder beim Karneval der Kulturen.

Wofür oder wogegen wollen Sie denn protestieren?

Die Strecke der Demo führt von Berlin-Friedrichshain nach Berlin-Kreuzberg

Jeder Wagen wird ja von einem Kollektiv gemacht - seien es Open-Air-Veranstalter oder Clubveranstalter. Die sorgen für die Musik. Zusätzlich hat aber jeder Wagen auch einen Verein drauf, der sich präsentiert. Das sind dann Organisationen wie "Berlin 21", Vereine, die sich in der Flüchtlingspolitik engagieren oder Vereine gegen Pegida. Und die haben mehr als 80 Prozent der Fläche des Wagens. Das heißt an diesem Wagen ist komplett alles gebrandet mit diesen Vereinen, damit sie sich präsentieren können. Ich bin glücklich, wenn die Vereine mehr Spenden und mehr Aufmerksamkeit bekommen. Dann bin ich happy. Das ist eines der wichtigsten Ziele.

Sie haben sich ja aber auch "Zug der Liebe" genannt. Braucht Deutschland Ihrer Ansicht nach denn mehr Liebe?

Die ganze Idee ist schon zwei Jahre alt. Damals hat Martin Hüttmann einen Wagen auf der Fuckparade (Gegenbewegung zur Loveparade, Anm. d. Red,) gemacht. Das war ihm dann irgendwann zu viel, weil immer alles "anti", "anti", "anti" und "gegen", "gegen", "gegen" war. Dann hat er sich gesagt, okay, lass uns doch einfach mal irgendwann eine Demo für etwas machen. Das ist dann aber erst mal im Sande verlaufen, weil wir auch andere Dinge zu tun hatten. Im Zuge der ganzen Pegida-Sache kam es dann aber wieder hoch.

Wir hatten eigentlich auch schon überlegt den Zug umzubenennen in den "Zug der Menschlichkeit". Liebe passt als Deckel für die ganzen Themen, die wir haben, aber ganz gut. Toleranz ist Liebe, Mitgefühl ist Liebe und vor allem Nächstenliebe ist Liebe und davon können wir gerade ne Menge gebrauchen. Gerade auch aufgrund dessen, was gerade in den ganzen Asylbewerberheimen abgeht, ist das dringend nötig. Und schon allein, was im Mittelmeer passiert, ist meiner Meinung nach schon Grund genug auf die Straße zu gehen.

Der "Zug der Liebe" startet am Samstag, den 25.7.2015 um 15 Uhr in Berlin Friedrichshain an der Petersburger Straße. Auf Facebook haben sich mittlerweile rund 26.000 Personen angemeldet. Die Veranstalter rechnen damit, dass rund ein Viertel davon zur Demonstration kommen wird.

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