Teilgeständnis im Mordfall Marinowa
12. Oktober 2018Der in Deutschland gefasste 20-jährige Bulgare hat zugegeben, die 30-jährige Journalistin am vergangenen Samstag in einem Park der bulgarischen Stadt Russe ins Gesicht geschlagen und in ein Gebüsch geschleudert zu haben. Das teilte die zuständige Generalstaatsanwaltschaft im niedersächsischen Celle mit. Als der Verdächtige auf sein Opfer traf, stand er nach eigenen Angaben unter starkem Alkohol- und Drogeneinfluss. Er habe die Frau nicht gekannt und sei zufällig mit ihr in Streit geraten, sagte er in der Vernehmung. Nachdem er sie in ein Gebüsch geworfen habe, sei er weitergegangen. Eine Tötungsabsicht bestritt der Mann ebenso wie eine Vergewaltigung.
Bald an Bulgarien ausgeliefert
Auf der Grundlage seiner Aussagen könne ein politischer Hintergrund für die Tat nicht angenommen werden, erklärte die Staatsanwaltschaft. Das Oberlandesgericht Celle ordnete die förmliche Auslieferungshaft an. Innerhalb der nächsten zehn Tage wird der Verdächtige damit an Bulgarien überstellt. Severin K. habe keine Einwände gegen ein beschleunigtes Verfahren erhoben, teilte ein Sprecher mit.
Der Mann war am Dienstag nach entsprechenden Hinweisen der bulgarischen Behörden von Spezialkräften der deutschen Polizei in einer Wohnung in Stade festgenommen worden. Dort leben Familienangehörige des 20-Jährigen.
Anklage wegen Mordes und Vergewaltigung
Bulgarische Ermittler beschuldigen den Verdächtigen, das Mobiltelefon sowie Schmuck des Opfers an sich genommen zu haben. Am Körper der Ermordeten wurde nach Angaben der Behörden DNA-Material des Mannes sichergestellt. Die Staatsanwaltschaft will ihn deshalb nach seiner Rückkehr nach Bulgarien wegen Mordes und Vergewaltigung anklagen.
Marinowa arbeitete als Moderatorin für den privaten Lokalsender TVN, der wenige Tage vor ihrer Ermordung Interviews mit zwei investigativen Journalisten ausstrahlte. Die Reporter berichteten über ihre Recherchen zur mutmaßlichen Veruntreuung von EU-Geldern in Bulgarien durch Geschäftsleute und Politiker.
Die Tat hatte international große Empörung ausgelöst, in ersten Reaktionen zeigten sich ausländische Medien und Politiker besorgt wegen einer möglichen Verbindung zur journalistischen Arbeit des Opfers. Die bulgarische Regierung kritisierte dies als verfrüht.
se/pg (dpa, afp)