Telefondiplomatie: Trump und der Papst sprechen mit Putin
5. Juni 2025
US-Präsident Donald Trump hat erneut mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gesprochen. In dem längeren Telefonat ging es um den Krieg zwischen Russland und der Ukraine und eine mögliche Friedenslösung. Konkrete Fortschritte konnte Trump nach dem Anruf in Moskau allerdings nicht in Aussicht zu stellen. "Es war ein gutes Gespräch, aber kein Gespräch, das zu einem sofortigen Frieden führen wird", teilte Trump im Anschluss mit.
Das rund 75-minütige Gespräch drehte sich nach Angaben beider Seiten vor allem um die jüngsten ukrainischen Angriffe auf russisches Staatsgebiet - darunter auf strategisch wichtige Langstreckenbomber sowie auf die Krim-Brücke, eine zentrale Nachschubroute der russischen Armee. Putin habe laut Trump "sehr deutlich" gemacht, dass er auf diese Angriffe reagieren werde.
Trotz seines früheren Versprechens, den Krieg binnen 24 Stunden beenden zu können, zeigte sich Trump nun deutlich zurückhaltender. Die Realität auf dem Schlachtfeld habe dieses Ziel in weite Ferne gerückt.
Auch wenn es in den vergangenen Wochen in Istanbul direkte Gespräche zwischen ukrainischen und russischen Vertretern gab, blieben diese bisher ohne konkreten Durchbruch. Putin warf der Ukraine in dem Zusammenhang vor, sich in eine "terroristische Organisation" zu verwandeln. Die westlichen Unterstützer der Ukraine bezichtigte er, "Komplizen von Terroristen" zu sein.
Neben der Ukraine war auch der Iran ein Gesprächsthema zwischen Trump und Putin. Trump erklärte, er habe seinem russischen Kollegen gegenüber klargestellt, dass die Führung in Teheran keine Atomwaffen besitzen dürfe. Putin habe sich bereit gezeigt, sich an neuen Verhandlungen über ein Atomabkommen mit dem Iran zu beteiligen. Trump warf dem iranischen Regime zugleich vor, die Gespräche bewusst zu verzögern.
Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow bewertete das Telefonat als "produktiv". Beide Staatschefs hätten sich darauf verständigt, weiterhin auf höchster Ebene sowie über andere diplomatische Kanäle im Kontakt zu bleiben.
Papst Leo XIV. ruft zu Friedensgeste auf
Am selben Tag telefonierte Putin auch erstmals mit dem neuen Papst Leo XIV. Im Mittelpunkt stand ebenfalls der Ukraine-Krieg. Während Trump sich auf militärische und geopolitische Aspekte konzentrierte, mahnte der Papst eine "Geste zugunsten des Friedens" an. Der Vatikan betonte, dass es in dem Telefonat insbesondere um die Lage in der Ukraine und die Notwendigkeit des Dialogs ging. Papst Leo rief zur Schaffung positiver Kontakte zwischen den Konfliktparteien auf und zeigte sich offen für Vermittlung, vor allem bei humanitären Fragen.
Putin habe dem Papst für die Bereitschaft zur humanitären Vermittlung gedankt und den Vatikan als wichtigen moralischen Gesprächspartner gelobt, meldet der Kreml. Zudem habe der russische Präsident das katholische Kirchenoberhaupt über geplante Gefangenenaustausche informiert. "Es wurde betont, dass Russland alle möglichen Schritte unternimmt, um Kinder mit ihren Familien zu vereinigen", heißt es in der Mitteilung aus Moskau. Die Verschleppung ukrainischer Kinder, ein mutmaßliches Kriegsverbrechen, hat Putin einen Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag eingetragen.
Obwohl US-Präsident Trump den Vatikan zuletzt als Ort für Friedensverhandlungen vorgeschlagen hatte und Papst Leo sich grundsätzlich dazu bereit zeigte, lehnt der Kreml eine solche Rolle ab. Russlands Außenminister Sergej Lawrow begründete dies damit, dass zwei orthodoxe Staaten ihren Konflikt nicht auf dem Boden der katholischen Kirche verhandeln sollten.
Zugleich beschwerte sich Putin beim Papst über Einschränkungen der Religionsfreiheit in der Ukraine. Das Verbot der moskautreuen orthodoxen Kirche im Land sei aus Sicht des Kremls ein Angriff auf die religiösen Rechte. Die ukrainische Regierung hingegen stuft die Institution als sicherheitsgefährdend ein, da sie enge Verbindungen nach Moskau pflege.
Nach Bekanntwerden der Telefonate mit Trump und dem Papst meldete sich auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj zu Wort. Er forderte die westlichen Partner der Ukraine eindringlich dazu auf, keine Schwäche gegenüber dem Kreml zu zeigen: "Wenn er weder Stärke noch Druck spürt, sondern Schwäche, begeht er noch mehr Verbrechen", so Selenskyj.
pgr/AR (kna, epd, rtr, dpa)