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Terminator im Kandidatenzirkus

Ali Akinci10. August 2003

Favorit unter den 130 Bewerbern um das Amt des kalifornischen Gouverneurs ist Arnold Schwarzenegger. Für den Ex-Österreicher ist klar: der Sonnenstaat braucht einen "starken Mann". Den Segen von George W. Bush hat er.

Kandidat nebst Gattin: Arnold Schwarzenegger und Maria ShriverBild: AP

"Das war eine sehr schwierige Entscheidung, eine der schwierigsten meines Lebens", sagte Arnold Schwarzenegger am Mittwoch (6.8.2003) in der Sendung von US-Talkmaster Jay Leno. Wegen der "katastrophalen Lage" in Kalifornien sei es jedoch seine Pflicht, ins Rennen zu gehen und den Menschen Hoffnung zu bringen, so der der gebürtige Österreicher.

Arnold Schwarzenegger im politischen Small-Talk mit Jay LenoBild: AP

Schwarzenegger wird bei der vorgezogenen Neuwahl am 7. Oktober für die Republikaner gegen Amtsinhaber Gray Davis von den Demokraten antreten. Und der steht mit dem Rücken zur Wand. Davis war nach einem Volksbegehren zu vorgezogenen Neuwahlen gezwungen worden. 1,6 Millionen Kalifornier hatten eine Rücktrittsforderung unterzeichnet. Kritiker werfen Davis Missmanagement vor und den Versuch, die katastrophale Haushaltslage in dem Westküstenstaat zu verschleiern.

Der bevölkerungsreichste US-Bundesstaat leidet unter einer Schuldenlast von 38 Milliarden Dollar. Dass unter anderem George W. Bushs Steuerkürzungen zu der Krise beigetragen haben sollen, will in Kalifornien kaum jemand noch hören. Die Bewohner des Goldenen Staates wollen nur einfach wieder der Boomstaat der USA werden. Bei Zustimmungsraten von nur noch 20 Prozent dürfte es Davis also reichlich schwer fallen, in den kommenden zwei Monaten das Vertrauen der Wähler zurückzugewinnen.

"Grau" oder doch lieber "bunt"

Um Schwarzenegger, den wohl prominentesten Kandidaten für das Gouverneursamt, schart sich eine recht illustre Runde an Mitbewerbern: Pornokönig Larry Flynt will mit Glücksspiel die Haushaltslöcher von Kalifornien stopfen. Pornodarstellerin Mary Carey schlägt vor, Brustimplantate zu besteuern. Und die US-Werbe-Ikone Angelyne macht von sich reden mit dem Slogan: "Denkt rational pink" - was immer das heißen mag.

"Ich habe eine simple Idee, wie wir das Defizit beseitigen können, ohne dabei Steuern zu erhöhen oder die Mittel für Programme zu streichen", sagte Flynt, der das Porno-Magazin "'Hustler" herausgibt, "es müssten in allen Privatclubs Glücksspielautomaten aufgestellt werden".

Mit "Ehrlichkeit" will es dagegen Angelyne versuchen: Wenn jeder seine Steuern zahlte, könne das Rekord-Defizit bis Mai 2005 abgebaut sein. Und sie fügte hinzu: "Wir hatten genug Grau und Braun, und wir brauchen Pink, und das bin ich." Auch Porno-Star Carey bemüht die Anspielung auf den jetzigen Gouverneur: "Wir haben es mit Grau versucht. Jetzt ist es Zeit für Blonde."

"Bunte Kandidaten"Bild: AP

Kandidatenliste erinnert an "Zirkus-Clowns"

Unter den mehr als 130 Anwärtern, die bis zum Wochenende ihre Papiere für die Kandidatur eingereicht haben, sind gleich mehrere Dutzend Exzentriker. "Der Rest der Nation denkt sowieso schon, dass wir eine Horde Spinner sind", klagte die Politikwissenschaftlerin Sherry Bebitch-Jeffe von der Universität von Südkalifornien - das hier fördere diese Wahrnehmung. "Es erinnert mich an einen Zirkus-Besuch, wo ich dieses kleine Auto in die Zirkusarena fahren sah und nicht glauben konnte, dass da so viele Clowns herauskommen konnten", kommentierte der Vorsitzende der demokratischen Partei in Kalifornien, Art Torres, die Kandidatenliste.

Manche Kandidaten kämpfen wohl vor allem um die sprichwörtlichen 15 Minuten Berühmtheit. So zum Beispiel zwei Männer namens Michael Jackson und Bill Murray, deren Wahlprogramm allein darin zu bestehen scheint, auf ihre prominenten Namensvettern, den Sänger und den Schauspieler, hinzuweisen. Zu den Kandidaten zählen auch ein gewisser Art Brown, der für seinen Kurzfilm werben will, und die Softwareprogrammiererin Georgy Russell, die auf ihrer Internetseite String-Tangas mit dem Slogan "Georgy for Governor" verkauft.

"Gover-nator" hat gute Chancen

Dem 56-jährigen Schwarzenegger, der in den USA in Anlehnung an seine vielleicht berühmteste Filmrolle (Terminator) bereits den Spitznamen "Gover-nator" trägt, räumen Experten die besten Chancen ein. Obwohl ohne größere politische Erfahrung, zeigt sich Star selbstbewusst: "Ich habe die Energie, ich habe die Intelligenz, ich habe das Know-How. Ich weiß, wie man etwas verkauft. Ich habe mich selbst in Amerika verkauft." Er habe den US-Amerikanern Bodybuilding verkauft, als diese noch nicht einmal wussten, was dies sei.