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Terror an zwei Fronten

10. Dezember 2004

Mindestens 25 Tote in Bagdad und ein vereiteltes Attentat in Deutschland: Während der irakische Premier Allawi in Berlin war, versuchten Terroristen den Irak unter ihre Kontrolle zu bekommen.

Grund zu großer Sorge: Allawi in BerlinBild: AP

Am Freitagmorgen (3.12.2004) griffen Aufständische eine Polizeiwache und eine Moschee an. Der erste Anschlag fand im Morgengrauen statt: Extremisten der Gruppe um den Jordanier Al-Sarkawi feuerten Granaten auf ein Polizeigebäude in Bagdad ab. Danach stürmten sie die Wache. Mindestens 11 Polizisten wurden erschossen.

Der irakische Zweig der Terrororganisation Al-Kaida bekannte sich auf seiner Internetseite zu dem Anschlag. Dort ist sogar von 30 Toten die Rede.

Anschlag auf Schiiten

Sunniten werden hinter dem Anschlag auf die Schiitische Moschee vermutetBild: AP

Der Terror in Bagdad ging am Vormittag weiter: Während der Freitagsgebete raste ein Selbstmordattentäter mit einem mit Sprengstoff beladenen Auto in eine schiitische Moschee. Mindestens 14 Menschen seien getötet worden, berichteten Augenzeugen. Die Spannungen zwischen Schiiten, die rund 60 Prozent der irakischen Bevölkerung stellen, und Sunniten eskalieren offenbar auch wegen des Streits um den Termin für die anstehenden Wahlen. Die Sunniten wollen eine Verschiebung.

Weitere Terrorstätten

Bis Freitagnachmittag war noch nicht klar, wo und wie viele weitere Anschläge von Extremisten an diesem Tag im Irak verübt worden waren. Eine Gruppe von Bewaffneten habe eine zweite Wache im Westen von Bagdad angegriffen, berichtete ein Polizeisprecher. In der Ortschaft Chalis nördlich von Bagdad sollen nach seinen Angaben außerdem zwei Kommunalpolitiker ermordet worden sein. Die beiden Männer seien auf dem Weg nach Bakuba gewesen, wo sie an einer Konferenz zur Vorbereitung der Wahlen teilnehmen wollten.

BKA vereitelt Anschlag auf Allawi

Allawi trifft in Berlin Schröder und FischerBild: AP

Die Terroristen operieren offenbar nicht nur auf irakischem Boden: In Deutschland wurden am Freitagmorgen drei Terrorverdächtige von Beamten des Bundeskriminalamtes festgenommen. Nach Informationen des Berliner "Tagesspiegel" sollen sie möglicherweise einen Anschlag auf Allawi geplant haben. Die Behörden hatten zuvor insgesamt neun Wohnungen in Berlin, Stuttgart und Augsburg durchsucht. "Die Durchsuchungen dienen dem Ziel, Beweismaterial über Bestehen, Struktur und Arbeitsweise der Vereinigung sowie Hinweise auf konkrete, terroristische Aktivitäten zu gewinnen", sagte Generalbundesanwalt Kay Nehm.

Alle Festgenommen sollen der islamistischen Terrorgruppe Ansar al-Islam angehören, die für zahlreiche Terroranschläge im Irak verantwortlich sein soll. Bisher ist die Mitgliedschaft der drei Männer jedoch noch ebenso unklar wie der Ort, an dem der Anschlag verübt werden sollte.

Höchste Sicherheitsstufe

Wegen des Attentat-Verdachts wurde das Programm von Allawi geändert. Militärische Ehren und ein Treffen mit deutschen Wirtschaftsvertretern wurden abgesagt, die Gegend um das Bundeskanzleramt weiträumig abgesperrt. Bis Allawi Berlin wieder verlässt, herrscht in Berlin die höchste Sicherheitsstufe. (bde)

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