Für Europäer waren sie bisher weit weg, in Ländern wie dem Irak oder Afghanistan: Terroranschläge. Doch dann: Attentate in Paris, Brüssel und Berlin. Wir zeigen Ihnen die Reaktionen von Künstlern weltweit.
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Wie Künstler mit dem Terror umgehen
Ob Musik, eine simple Zeichnung mit wenigen Pinselstrichen oder eine aufwendige Illumination - Möglichkeiten, auf Terror zu reagieren, gibt es viele. Wir stellen Ihnen einige von ihnen vor.
Bild: Getty Images/X. Olleros
Klare Botschaft: John Lennons "Imagine"
Am 13. November sterben bei mehreren Anschlägen in Paris 130 Menschen - die Stadt trauert. Doch am nächsten Tag stellt der deutsche Pianist Davide Martello seinen Flügel vor dem Bataclan auf und spielt "Imagine" von John Lennon, setzt damit ein Zeichen für den Frieden. Hunderte Menschen hören ihm dabei zu. Er habe vor allem Trost spenden wollen, sagte Martello nach dem Konzert.
Bild: Getty Images/AFP/K. Tribouillard
Nur wenige Pinselstriche genügen
Als Reaktion auf die Terroranschläge in Paris kreiert der französische Illustrator Jean Jullien dieses Peace-Zeichen, das eine symbolische Darstellung des Eiffelturms enthält. Vor allem über die Sozialen Netzwerke verbreitete sich dieses Bild. Julliens Zeichnung wird zum Symbol für Mitgefühl und ist zugleich ein klares Bekenntnis zum Frieden.
Bild: Jean Jullien
Provozierend: Karikaturen
Die Karikaturen von Charlie Hebdo-Herausgeber Stéphane Charbonnier polarisierten. Selbst der Prophet Mohammed war vor seinen satirischen Zeichnungen nicht sicher. Am 7. Januar 2015 werden er und 11 Kollegen im Büro der Zeitung von zwei Islamisten erschossen. Mit Charbs Bildern zeigen die Demonstranten, dass sie die Meinungs- und Pressefreiheit weiterhin ganz hoch halten werden.
Bild: Getty Images/E. Cabanis
Jeff-Koons geht es gewohnt bunt an
Der amerikanische Künstler Jeff Koons wird der Opfer der Pariser Attentate mit seiner Skulptur "Bouquet of Tulips 2016" gedenken. Sie soll zehn Meter hoch sein und eine Hand darstellen, die einen Strauß bunter Luftballons hält. Damit erinnert sie an die Hand der Freiheitsstutue - damals ein Geschenk Frankreichs an die USA. 2017 soll die Skulptur vor dem Palais de Tokyo aufgestellt werden.
Bild: picture-alliance/AP Photo/M. Euler
Katharsis durchs Theater
Nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo und den jüdischen Supermarkt in Paris beginnt Elfriede Jelinek ihr Stück "Wut" zu schreiben. Der Titel verweist nicht nur auf die Wut der Attentäter, sondern auch auf hasserfüllte Reaktionen von Wutbrügern, Demagogen und Populisten oder ihre Wut gegenüber all denen, die dem Terror gegenüber ohnmächtig sind.
Bild: picture-alliance/dpa/C. Fürst
"Together Berlin"
Dieses Bild sehen wir am 20. Dezember, einen Tag nach dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz, nicht zum ersten Mal: Ein illuminiertes Brandenburger Tor. Doch nach der französischen und belgischen Tricolore ist es diesmal die deutsche. Die Beleuchtung der Wahrzeichen einer Stadt ist die vergangenen Jahre zu einem verbreiteten Ausdruck der Solidarität geworden.
Bild: Reuters/R. Krause
Musik inmitten der Zerstörung
Wer sich positioniert, lebt gefährlich. Auch der palästinensisch-syrische Pianist Aeham Ahmad wird durch seine klare Haltung zur Zielscheibe der IS-Terroristen. Denn Ahmad spielt für die kriegsmüden Bürger inmitten des bombardierten syrischen Flüchtlingslagers Jarmuk mutig Klavier. Als die Terrormiliz das Lager einnimmt und sein Klavier zerstört, flieht Aeham Ahmad nach Deutschland.
Bild: picture-alliance/dpa/M. Hitij
"Même pas peur"
Im März 2016 erschießen Al Qaida-Mitglieder am Strand von Grand Bassam an der Elfenbeinküste 19 Menschen. Wenig später kontert eine Gruppe von ivorischen Popstars mit einem Musikvideo, um den Raum zurückzuerobern. "Même pas peur" lautet der Titel des Songs, auf Deutsch etwa "Nicht mal verängstigt". Mit ihrem betont fröhlichen Singen und Tanzen bieten sie den Terroristen die Stirn.
Bild: DW/J.-P. Scholz
Farben und Linien für die Opfer von Brüssel
Es sind nicht immer Worte nötig, um auf Gewalt zu antworten. Die lebhaften Farben und Formen von Guillaume Bottazzis abstrakter Kunst als Reaktion auf den Terror versteht man auch so. Seit Ende Oktober arbeitet er an einem Wandgemälde am Place Jourdan in Brüssel, das als dauerhaftes Denkmal für die Opfer der Selbstmordattentate vom 22. März 2016 gedacht ist.
Bild: DW/M. Kübler
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Terrorismus zu definieren, ist schwierig. In Europa und den USA werden Massen-Schießereien das eine Mal als "Akte des Terrors" bezeichnet, ein anderes Mal nicht. Es kommt auf die Täter und deren Beweggründe an. In Syrien bezeichnet die Regierung sowohl den IS als auch die Freie Syrische Armee als terroristische Gruppe. Die UN räumt ein, dass es keine allgemeingültige Definition gibt. Stattdessen werde an einer "pragmatischen Vorgehensweise" gearbeitet, um dem Problem zu begegnen.
Auch Journalisten sind bei der Terminologie geteilter Meinung. Tarik Kafala zum Beispiel, Leiter der arabischen Abteilung von BBC, vermeidet den Begriff "Terrorismus". "Wir wissen, was politische Gewalt ist", sagt er der britischen Zeitung "The Independent" nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo 2015. "Wir wissen, was Mord, Bombardements und Schießereien sind - und wir beschreiben sie. Das ist, so meinen wir, viel aufschlussreicher als ein Wort wie 'Terrorist' zu benutzen."
Wenn sich Terrorismus von Mord unterscheidet, dann, weil er traumatisierende Auswirkungen auf die Überlebenden hat. Genau da haben viele Künstler innerhalb der letzten zwei Jahre angesetzt und den Terror des Terrorismus thematisiert.
Vom wandernden Klavierspieler, der mit seinem Instrument vor dem Pariser Club Bataclan "Imagine" von John Lennon spielt, bis zu den Künstlern der Elfenbeinküste, die ein Musikvideo genau da aufgenommen haben, wo Al Qaida-Schützen zuvor 22 Menschen getötet hatten - Künstler auf der ganzen Welt haben eine aktive Rolle eingenommen und auf die Attacken gegen Zivilisten reagiert.
Unsere Bildergalerie zeigt eine Auswahl bewegender künstlerischer Resonanzen aus den vergangenen zwei Jahren.