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"Terrorangriff auf Dänemark"

15. Februar 2015

Das ganze Land steht unter Schock nach den Terroranschlägen in Kopenhagen. Die Regierung zeigte sich erleichtert über das rasche Ende des Dramas. Die Aufarbeitung fängt aber gerade erst an.

Dänemark Anschläge in Kopenhagen Pressekonferenz Thorning-Schmidt
Bild: Reuters/S. Laessoee/Scanpix

Die Dänen ließen sich nicht durch den widerlichen Anschlag einschüchtern, sagte Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt (Artikelbild) während einer Pressekonferenz. "Wir glauben an unsere Werte." Der Angriff auf eine Diskussionsveranstaltung und einen jüdischen Wachmann sei ein Angriff auf die Demokratie und auf alle Dänen gewesen, sagte die Sozialdemokratin. "Es gibt viele Fragen, die die Polizei noch beantworten muss", ergänzte sie. "Aber es gibt eine Antwort, die wir heute schon geben können. Und die lautet, dass wir unsere Demokratie verteidigen werden."

Videomaterial aus Überwachungskameras

Gleichzeitig dankte Thorning-Schmidt den Ermittlungsbehörden und der Polizei für den "einmaligen Einsatz". Diese hatten nach Stunden der Terrorangst in Kopenhagen am frühen Sonntagmorgen den mutmaßlichen Attentäter gestellt und getötet. Der Mann ist den Polizeiangaben zufolge mit hoher Wahrscheinlichkeit für den Mord an einem 55 Jahre alten Gast einer Diskussionsveranstaltung sowie an einem jungen jüdischen Wachmann vor einer Synagoge verantwortlich. Die Polizei stützt sich unter anderem auf die Auswertung von Videomaterial aus Überwachungskameras.

Bei den Attentaten fünf Wochen nach den Anschlägen auf die Karikaturisten von Charlie Hebdo in Paris waren am Samstag und in der Nacht zum Sonntag zwei Menschen getötet und fünf verletzt worden, bevor die Polizei den mutmaßlichen Täter am frühen Morgen erschoss. "Wir sind noch immer dabei herauszufinden, ob er alleine gehandelt hat", sagte ein Polizeisprecher. Nähere Angaben zu dem getöteten Mann lagen zunächst nicht vor.

Das Polizeiaufgebot in der dänischen Hauptstadt ist auch am Sonntag großBild: Reuters/H. Hanschke

Entscheidender Tipp kam vom Taxifahrer

Die Polizei gab nach dem ersten Angriff bekannt, dass sie einen etwa 25 bis 30 Jahre alten Mann arabischen Aussehens sucht. Die Ermittler veröffentlichten ein Bild aus einer Überwachungskamera in der Nähe dieser Stelle. Die Aufnahme zeigt einen dunkel gekleideten Mann mit einer roten Mütze. Den Ermittlungen zufolge war der Mann nach dem Angriff auf die Diskussionsveranstaltung zum Thema "Kunst, Gotteslästerung und Freie Rede" am Samstag zunächst in einem dunklen VW Polo geflohen, der später in Kopenhagen gefunden wurde. Danach setzte er seine Flucht in einem Taxi fort und ließ sich nach Hause in seine Wohnung fahren.

Überwachungskameras zeigten den mutmaßlichen AttentäterBild: Reuters/Police/Scanpix

Der Taxifahrer gab den Ermittlern den entscheidenden Tipp. Als die Beamten den Verdächtigen vor dem observierten Haus ansprachen, habe der Mann das Feuer eröffnet, berichtete die Polizei. Daraufhin hätten die Beamten zurückgeschossen und den Angreifer getötet. Das Viertel in Kopenhagen ist bekannt für seinen hohen Migrantenanteil.

Angriff galt vermutlich Vilks

Bei dem Opfer, das in dem Kulturcafé erschossen wurde, handelt es sich um einen 55 Jahre alten Mann. Das zweite Opfer, das in der Nacht vor einer Synagoge in Kopenhagen von einer Kugel in den Kopf tödlich getroffen wurde, ist nach Angaben aus der jüdischen Gemeinde ein junger Wachmann jüdischen Glaubens. Er hatte die Menschen kontrolliert, die in die Synagoge zur Feier einer Bar Mitzwa kamen. Nach Angaben des Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde, Dan Rosenberg Asmussen, gelang es dem Angreifer nicht, in das Gebäude vorzudringen, wo etwa 80 Menschen versammelt waren. Laut Asmussen hatte die jüdische Gemeinde die Sicherheitsvorkehrungen nach den Terroranschlägen in Paris Anfang Januar verstärkt. Die jüdische Gemeinde stehe unter Schock, sagte Asmussen dem dänischen Fernsehen.

Unter den Verletzten sind auch PolizeibeamteBild: reuters

Der Angriff in dem Kulturcafé hatte vermutlich dem schwedischen Zeichner Lars Vilks gegolten. Er ist seit Jahren in islamistischen Kreisen wegen seiner Mohammed-Karikaturen in der Kritik und war bereits mehrfach Ziel von Anschlägen. Islamisten setzten ein Kopfgeld in Höhe von 150.000 Dollar auf ihn aus. Vilks blieb bei dem Anschlag unverletzt. Er hatte sich zusammen mit der Mitorganisatorin der Diskussion, Helle Merete Brix, in einem Kühlraum verschanzt. Unter den Besuchern war auch der französischen Botschafter François Zimeray. Er blieb unverletzt. Der französische Innenminister Bernard Cazeneuve machte sich von Marokko aus auf den Weg in die dänische Hauptstadt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu rief die Juden in Europa zur Auswanderung in den jüdischen Staat auf. "Juden wurden auf europäischem Boden ermordet, nur weil sie Juden waren", sagte Netanjahu während einer Kabinettssitzung in Jerusalem. "Diese Terrorwelle wird weitergehen." Auf die Anschläge in Paris im Januar, bei denen auch vier Juden getötet worden waren, hatte Netanjahu bereits mit einem ähnlichen Aufruf reagiert.

pg/SC (dpa, afp, rtr)

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