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IS von syrisch-türkischer Grenze vertrieben

5. September 2016

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat ihren Zugang zur syrisch-türkischen Grenze verloren: Mit vereinten Kräften verdrängten syrische Rebellen und türkische Soldaten die Islamisten aus deren letzten Stellungen.

Türkische Panzer an der Grenze zu Syrien bei Gaziantep (Foto: Picture alliance)
Türkische Panzer an der Grenze zu Syrien bei GaziantepBild: picture alliance/abaca/E. Ozdemir

"Zwischen Asas und Dscharabulus wurde unsere 91 Kilometer lange Grenze komplett gesichert", sagte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim im Fernsehen bei einem Besuch in der Kurdenmetropole Diyarbakir im Südosten der Türkei. "Alle Terrororganisationen wurden verdrängt und sind fort." Zuvor hatte die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte verkündet, der IS habe "seinen Kontakt zur Außenwelt verloren". Demnach vertrieben türkische Einheiten und die "Freie Syrische Armee" (FSA) die Dschihadisten aus den letzten verbliebenen Grenzdörfern zwischen dem Sadschur-Fluss und dem Dorf Al-Rai. Damit ist der letzte direkte Nachschubweg der Dschihadisten gekappt. Die Beobachtungsstelle bezieht ihre Informationen von einem Netzwerk von Informanten in Syrien. Ihre Berichte sind für Medien kaum zu überprüfen.

Nachschubrouten unterbrochen

Nach US-Angaben vom Freitag hatte die IS-Miliz in Nordsyrien zuletzt nur noch rund 25 Kilometer entlang der Grenze kontrolliert. Der IS hatte die Region vor zwei Jahren unter seiner Kontrolle gebracht. Nach dem Einmarsch in Dscharablus Ende August waren am Samstag 20 türkische Panzer nordöstlich von Aleppo auf syrisches Territorium vorgestoßen, um die Rebellen zu unterstützen. Die türkische Luftwaffe flog in der Nacht zu Sonntag erneut Angriffe in dem Gebiet.

In Nordsyrien kämpfen verschiedene syrische Rebellengruppen gegen die IS-Extremisten. Unterstützt werden sie durch Luftangriffe der Türkei und der US-geführten Militärkoalition. Die Türkei unterstützt allerdings nicht die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), vielmehr bekämpft sie diese seit dem Start ihrer Operation "Schutzschild Euphrat" am 24. August. Die Führung in Ankara will vermeiden, dass die Kurden ihre Gebiete südlich der Grenze vereinen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bekräftigte beim G20-Treffen in China, die Türkei werde niemals einen "Terror-Korridor" an ihrer Südgrenze zulassen. Seit einigen Tagen herrscht allerdings faktisch eine Waffenruhe zwischen Kurden und Türken. Die Kurden gelten als effizienteste Kämpfer gegen die Terrormiliz IS und vertrieben die Dschihadisten binnen zwei Jahren aus den meisten Gebieten an der Grenze. Der IS ist auch an anderen Fronten seines sogenannten Kalifats schwer unter Druck.

Ostteil Aleppos wieder eingekesselt

Derweil brachten in Aleppo die Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad die Artillerieakademie unter ihre Kontrolle, wie die amtliche Nachrichtenagentur Sana meldet. Die Regierungstruppen kontrollierten damit alle drei Militärakademien der Stadt. Nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte sind die von den Rebellen kontrollierten östlichen Stadtteile von Aleppo "erneut komplett umschlossen". Im Ostteil Aleppos sollen noch 250.000 Menschen ausharren.

Ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP in den Rebellenvierteln berichtete von schweren Bombardierungen aus der Luft. Die Lage in Aleppo, der einstigen Wirtschafts- und Kulturmetropole des Landes, ist verheerend. Die Stadt ist seit Mitte 2012 in einen von den Aufständischen kontrollierten Osten und einen vom Regime beherrschten Westen geteilt. Die syrische und die russische Luftwaffe greifen immer wieder Wohngebiete an, die unter Kontrolle der Rebellen stehen.

Keine Einigung auf Waffenruhe

Im Ringen um eine Waffenruhe in Syrien ist weiter keine Verständigung zwischen den USA und Russland auf ein gemeinsames Vorgehen in Sicht. "Die Russen sind auf einige Punkte zurückgekommen, von denen wir dachten, dass wir bereits Übereinstimmung erzielt haben", sagte ein ranghoher US-Vertreter am Rande des G20-Treffens im chinesischen Hangzhou. Die Außenminister John Kerry und Sergej Lawrow würden sich an diesem Montag in Hangzhou zu weiteren Verhandlungen treffen. Zuvor hatte es aus dem US-Außenamt geheißen, ein Abkommen stehe kurz bevor.

Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte in Hangzhou, die G20 seien sich "einig, dass der politische Prozess wieder in Gang kommen muss". Insbesondere die Lage im umkämpften Aleppo sei "nicht hinnehmbar". "Wir alle hoffen, dass es jetzt schnell zu einem Waffenstillstand in Aleppo kommen kann", um dort humanitäre Hilfe zu leisten.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier appellierte an Russland, einer Waffenruhe für Syrien zuzustimmen. "Das Angebot der USA steht. Russland kann jetzt zeigen, dass es tatsächlich an einem Ende der Kämpfe in Syrien interessiert ist", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auch Russland könne kein Interesse daran haben, dass in Syrien endlos weitergekämpft werde.

kle/nin (dpa, afp, rtre)

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