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Politik

Verdächtiger Syrer wollte sich freikaufen

11. Oktober 2016

Der von Landsleuten überwältigte terrorverdächtige Syrer hat offenbar versucht, seine Freilassung zu erkaufen. Die Sicherheitsbehörden zeigen sich erleichtert über die Festnahme des 22-Jährigen.

Polizeieinsatz in Leipizig
Polizeieinsatz in Leipizig Bild: picture-alliance/dpa/H. Schmid

"Er hat versucht, uns mit Geld zu bestechen", sagte der syrische Flüchtling Mohammed A., dem Fernsehsender RTL. Der Mann hatte seinen Landsmann Dschaber al-Bakr nach eigenen Angaben mit in seine Wohnung genommen, nachdem dieser ihn am Hauptbahnhof Leipzig angesprochen und nach einer Übernachtungsmöglichkeit gefragt habe. Als A. vom Terrorverdacht gegen den 22-Jährigen erfahren hatte, überwältigte er ihn zusammen mit zwei Freunden und rief die Polizei.

"Total wütend" auf den Verdächtigen 

"Wir haben ihm gesagt, du kannst uns so viel Geld geben wie du willst, wir lassen dich nicht frei", sagte Mohammed A. in dem Interview, bei dem er nur von hinten gezeigt wurde. "Dann haben wir ein Stromkabel geholt und ihn gefesselt." Er sei "total wütend" auf al-Bakr gewesen. "So was akzeptiere ich nicht, gerade hier in Deutschland, dem Land, das uns die Türen geöffnet hat", fügte der Syrer hinzu.

Der Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, zeigte sich erleichtert über die Festnahme des Mannes. "Aus meiner Sicht war es fünf vor Zwölf", sagte Maaßen im Zweiten Deutschen Fernsehen. Der Zugriff sei ein "großartiger Erfolg der deutschen Sicherheitsbehörden".

Hinweise seit September

Dem Verfassungsschutz lagen laut Maaßen seit Anfang September Hinweise vor, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat", IS in Deutschland Anschläge plane. Es sei dann eine "wirkliche Detektivarbeit" gewesen, auf den Mann zu kommen. Anschlagsziel sei einer der Flughäfen in Berlin gewesen, so Maaßen. Aus Sicht des Verfassungsschutzes gebe es gute Gründe anzunehmen, dass der Festgenommene Beziehungen zum IS gehabt habe.  

Der Terrorverdächtige al-Bakr Bild: picture-alliance/dpa/Polizei Sachsen

Al-Bakr wird nach Angaben der Bundesanwaltschaft verdächtigt, einen Anschlag vorbereitet zu haben. Bei der Durchsuchung einer von ihm genutzten Wohnung in Chemnitz hatten die Ermittler nach Angaben der Behörde am Samstag anderthalb Kilogramm hochexplosiven Sprengstoffs sowie weiteres Material gefunden, das zur Herstellung einer Sprengstoffweste geeignet gewesen sei. Der 33 Jahre alte Wohnungsmieter sitzt als möglicher Komplize ebenfalls in Untersuchungshaft.

Nach Angaben Maaßens liegen dem Verfassungsschutz keine Hinweise auf ähnliche Anschlagspläne wie die des Syrers vor. Zwar gebe es "viele Hinweise auf mögliche Anschlagsplanungen in Deutschland" in "unterschiedlicher Art und Güte", aber nicht in der Art al-Bakrs, sagte der Behördenchef.

Angesichts der Vorkommnisse ist ein Parteien-Streit über die Sicherheitsüberprüfung von Asylbewerbern entbrannt. Der CSU-Innenpolitiker Hans-Peter Uhl forderte: "Jeder Asylsuchende in Deutschland muss mit allen international verfügbaren Datenbanken über Terrorverdächtige abgeglichen werden, auf die der Bundesnachrichtendienst Zugriff hat." Die stellvertretende SPD-Fraktionschefin Eva Högl wies die Forderung zurück: "Da sehe ich überhaupt keinen Handlungsbedarf. Wir haben ausreichende gesetzliche Grundlagen."  

wl/qu (afp, dpa) 

 

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