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Angriff auf Belgien

Bernd Riegert22. März 2016

Eine Serie von Bombenanschlägen im Flughafen und auf eine U-Bahnstation hat Brüssel bis ins Mark getroffen. 20 Menschen starben in der U-Bahn, 14 am Flughafen-Zaventem. Aus Brüssel Bernd Riegert.

Brüssels Maalbeek Metro Station - davor steht die Polizei (Foto: Getty Images)
Bild: Getty Images/AFP/E. Dunand

Augenzeugen dokumentieren per Smartphone den Terror

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Die Belgier sind geschockt. Premierminister Charles Michel bestätigte vier Stunden nach den Anschlägen auf den Flughafen Zaventem und die U-Bahn in Brüssel, dass es sich um Terrorattacken gehandelt hat. Gerade noch hatte man sich über die Festnahme des meistgesuchten IS-Terroristen Salah Abdeslam gefreut, jetzt sind der Horror und die Angst zurück.

Michel sagte aber, es gebe keine Hinweise, dass die Anschläge unmittelbar im Zusammenhang mit der Verhaftung Abdeslams stünden. Der mutmaßliche Attentäter von Paris war am Freitag in seinem Unterschlupf im Brüsseler Stadtteil Molenbeek überwältigt worden.

Ermittler und Terrorexperten in diversen belgischen Fernsehsendern fragen sich, ob diese massiven Terroranschläge gegen die Verkehrsknotenpunkte eine Art Racheakt für die Festnahme Abdeslams sein könnten. Waren sie von seiner Terrorzelle des sogenannten "Islamischen Staates" vorbereitet worden? Laut dem Sender RTBF gehen belgische Sicherheitsbehörden davon aus, dass weitere Anschläge drohen. Die Sicherheitsmaßnahmen an den belgischen Atomkraftwerken seien verstärkt worden.

Rettungskräfte versorgen Verletzte an der MetrostationBild: picture-alliance/AP/APTN

Der nationale Sicherheitsrat Belgiens hat die Terrrorwarnstufe für das ganze Land auf Stufe vier angehoben. Premierminister Charles Michel forderte alle Belgier auf, zuhause zu bleiben. "Wir müssen jetzt ruhig bleiben und solidarisch handeln", sagte der Regierungschef. Zu der Suche nach den Täter will sich die Staatsanwaltschaft vorläufig nicht weiter äußern.

Öffentliche Gebäude in ganz Belgien werden geräumt. Der Flugverkehr zum Flughafen Zaventem bei Brüssel und der Bahnverkehr in der Region sind unterbrochen. Alle Zufahrtsstraßen zum Flughafen wurden geschlossen. Die riesige Anlage wurde evakuiert. Zaventem ist einer der verkehrsreichsten Airports in Europa.

Flughafen Zaventem wird nach zwei Explosionen evakuiertBild: Reuters/F. Lenoir

20 Tote in der Metro

Die Metrostation Maelbeek, in der um 09.11 Uhr mitten in der rush hour ein Sprengsatz vor einem Zug explodierte, gleicht einem großen Lazarett. Dutzende Krankenwagen stehen am Eingang der Station. Menschen liegen auf Decken und unter Planen. In einem nahe gelegenen Hotel hat das Rote Kreuz eine Station zur Versorgung von Verletzten eingerichtet. Die Verkehrsgesellschaft STIB, die die U-Bahn betreibt, spricht von 20 Toten und etwa 40 verletzten Passagieren. Zehn davon sollen in Lebensgefahr schweben. Noch schwanken die Zahlen.

Zunächst waren die Behörden von zwei Sprengstoffanschlägen auf die U-Bahn-Stationen Schumann und Maelbeek ausgegangen, die mitten im EU-Viertel der Stadt liegen. Mittlerweile gibt die Metro-Verkehrsgesellschaft an, es habe nur eine Explosion in der Station Maelbeek gegeben, als ein Zug die Station gerade verließ.

Die Druckwelle der Explosion war in den umliegenden Bürogebäuden der Europäischen Union und auch im Studio der Deutschen Welle zu spüren, das ebenfalls im EU-Viertel liegt. Die Straßen des EU-Viertels wurden geräumt. Die Angestellten der EU-Kommission und aller umliegenden Unternehmen dürfen die Gebäude nicht verlassen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker informierte Bundeskanzlerin Angela Merkel telefonisch über die Lage und ließ die EU-Flaggen vor dem Gebäude, das nur wenige Meter vom Tatort entfernt liegt, auf Halbmast setzen.

11 Tote am Flughafen

Das belgische Gesundheitsministerium hat die Zahlen zu Toten und Verletzten nach den Explosionen im Flughafen erneut korrigiert. Danach starben dort 14 Menschen, 81 wurden verletzt, mehr als 30 davon sehr schwer. Die Übersicht sei schwer zu, weil die Verletzten in verschiedene Krankenhäuser gebracht wurden, sagen Behördensprecher. Es gehe jetzt auch darum, die Menschen zu identifizieren, damit Angehörige benachrichtigt werden können. Die Polizei hat eine telefonische Hotline eingerichtet. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass sich in der Abflughalle ein Selbstmord-Attentäter in die Luft gesprengt hat. Die Quelle der zweiten Explosion konnte noch nicht genau ermittelt werden. Ein Teil der Deckenverkleidung der Abflughalle ist herabgefallen. Die Halle ist ein großes Trümmerfeld.

Am Morgen waren kurz hintereinander zwei Sprengsätze detoniert, die einen Teil der Glasfassade des Flughafengebäudes zum Einsturz brachten. Aus dem Flughafengebäude stieg Rauch auf. Die Reisenden und Angestellten rannten in Panik auf die Straße. Bei der Durchschung des Gebäudes fanden Polizisten einen dritten Sprengsatz, der nicht detoniert ist. Außerdem sollen Waffen sichergestellt worden sein.

Die Polizei fand bei der Durchsuchung der weitläufigen Flughafenanlagen weitere Sprengsätze. Die am Morgen mit Tausenden Menschen bevölkerten Abflugsteige wurden geräumt. Geschockte Passagiere sammelten sich auf den Parkplätzen rund um das Flughafengebäude. Flugzeuge mit dem Ziel Zaventem werden umgeleitet. Die Passagiere, die sich bereits an Bord von startbereiteten Maschinen an den Flugsteigen befanden, mussten wieder aussteigen.

Der Metro-Verkehr wurde in ganz Brüssel ebenfalls eingestellt. Krankenwagen und Polizeiwagen rasen mit heulenden Sirenen durch die ganze Stadt. Der Verkehr auf einer der Hauptverkehrsstraßen, die das EU-Viertel durchquert, ist zusammengebrochen. Verschiedene Medien berichten, Ziel der Anschläge in Zaventem seien die Schalter der US-amerikanischen Flughafengesellschaften United Airlines und American Airlines gewesen.

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