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Teslas Model 3 geht in Serie

7. Juli 2017

Jetzt wird es ernst: Mit seinen batteriebetriebenen Luxus-Limousinen hat sich Tesla bereits zum Stachel im Fleisch der Premium-Hersteller entwickelt - nun soll mit dem Model 3 der Massenmarkt erobert werden.

Tesla Motors Modell 3 electric cars
Bild: Reuters/Tesla

Für Tesla beginnt mit der Serienproduktion seines ersten günstigeren Wagens Model 3 am Freitag die bisher größte Bewährungsprobe. Der Firma von Tech-Milliardär Elon Musk gelang es zwar, die Nische teurer Elektroautos für zahlungskräftige Käufer zu besetzen. Jetzt muss sich aber zeigen, ob es dem Vorreiter gelingt, Elektromobilität zu einem Preis von 35.000 Dollar in den Massenmarkt zu bringen - und dabei nachhaltig profitabel zu werden.

Tesla-Chef Elon MuskBild: picture alliance/AP Photo/E.Vucci

Was die Erfolgsaussichten angeht, gehen die Meinungen der Experten auseinander. Tesla hat seit Gründung im Jahr 2003 zwar beachtliche Popularität erlangt. Ob das reicht, um es vom Nischen- zum Volumenhersteller zu bringen, muss sich aber erst zeigen. Fest steht: Die Herausforderungen sind größer als nur - wie vom ehrgeizigen Chef Musk vorgegeben - binnen zwei Jahren die Produktion von 84.000 auf eine halbe Million Fahrzeuge hochzuschrauben.

Volvo machte den Anfang...

Die vergangenen Tage zeigten, dass der Autobauer aus dem kalifornischen Palo Alto nicht länger hoffen kann, dass der kleine Markt für Elektrofahrzeuge eine geschützte Spielwiese bleiben wird. Volvo - mit gut 530.000 gebauten Autos im vergangenen Jahr ziemlich genau so groß, wie Tesla bis 2018 werden will - gab als erste der etablierten Automarken bekannt, ab 2019 keine neuen Modelle ohne Elektromotor mehr zu einzuführen. Die Ankündigung war ein Paukenschlag, der Tesla-Aktionäre reichlich nervös machte. Denn natürlich werden unter Volvos künftigen Modellen auch Hybride mit Verbrennungsantrieben sein - aber die Ansage ist eindeutig: Der Antrieb der Zukunft ist elektrisch. Diese Erkenntnis scheint sich in der Autoindustrie langsam aber sicher durchzusetzen, auch andere Branchengrößen werden zunehmend aktiv.

Sollten die Platzhirschen in den Angriffsmodus schalten, könnte es für Tesla rasch enger werden. Etliche Hersteller erhöhen bereits ihr Engagement: So gab Daimler jüngst eine Investition von 735 Millionen Dollar in die Elektroauto-Infrastruktur in China bekannt, ein Großteil des Geldes wird in die Batterieproduktion gehen. Von BMW wird auf der IAA im September eine elektrische Version der 3er-Reihe erwartet, General Motors verkauft zum Preis des Model 3 seinen kompakten Chevrolet Bolt, wenn auch in kleinen Stückzahlen. Egal, ob Jaguar oder Porsche - alle blasen sie in den nächsten Jahren zur Jagd auf Tesla. Dadurch wird sich die junge Firma in einem deutlich härter umkämpften Marktumfeld beweisen müssen. Noch vor ein paar Jahren war Tesla ein Exot, belächelt von gestandenen Automanagern.

...andere werden folgen

Doch auch wenn der Marktanteil von E-Autos bislang noch kaum ins Gewicht fällt - gesetzliche Obergrenzen für den Flottenverbrauch zwingen alle Hersteller über kurz oder lang zu alternativen Antrieben. Zuletzt stellte zudem Volkswagens Abgasbetrug den Diesel, das vermeintliche Effizienzwunder unter den Verbrennungsmotoren, in Frage. Und die 374.000 Vorbestellungen für Teslas Model 3 binnen weniger Tage belegten das große Interesse der Kundschaft.

Inzwischen sei es völlig klar, dass Elektroantriebe die Verbrennungsmotoren verdrängen werden, sagt Branchenexperte Axel Schmidt von der Unternehmensberatung Accenture. Nicht sofort - allein schon weil Autos nun einmal viele Jahre auf der Straße bleiben. Aber der Weg sei vorgezeichnet, so Schmidt. Das bedeutet, dass Tesla auf lange Sicht jeden Autobauer zum direkten Konkurrenten bekommen wird. Kann es passieren, dass Tesla bei diesem Rennen die Rolle des Ausreißers zufällt, der lange vorneweg fährt - um am Ende vom restlichen Feld verschluckt zu werden? Oder schafft Musk es doch, nicht einfach nur einen Trend zu setzen, sondern kann sich auch gegen die Goliaths der Branche behaupten?

Experten sind uneins

Die Branchenexperten sind gespalten. Diese Woche senkte Goldman Sachs den Daumen über der Tesla-Aktie und riet Anlegern, das Papier zu verkaufen. Der Absatz im ersten Halbjahr, bei dem gerade so eben die untere Grenze der selbstgesetzten Spanne von 47 000 bis 50 000 erreicht wurde, lasse vermuten, dass das Interesse an den bisherigen teuren Wagen Model S und Model X abflaue. Die Aktie verlor am Mittwoch gut sieben Prozent und weitere sechs Prozent am Donnerstag. Damit fiel der Börsenwert von Tesla wieder hinter den von GM zurück. Analyst Max Warburton von der Investmentfirma Sanford Bernstein hält den Kursrutsch für angemessen. Er glaubt nicht an Musks Versprechen: "Das Model 3 wird nicht profitabel sein und der Markt anfangen zu realisieren, dass Tesla nicht in der Lage ist, das erhoffte Wachstum zu liefern." Die Firma habe mit vielen neuen Rivalen zu kämpfen und keinen klaren technologischen Vorsprung aufbauen können - weder bei Batterien, die sie bislang Zellen von Panasonic beziehe, noch bei selbstfahrenden Autos, wo Teslas Fähigkeiten überschätzt würden.

So soll Teslas Batteriefabrik Gigafactory aussehenBild: picture alliance/dpa

Andere Finanzprofis sind hingegen zuversichtlich. Die Berenberg Bank etwa hob ihr Kursziel für die Tesla-Aktie jüngst an. Analyst Alexander Haissl hält die Elektroauto-Bemühungen der etablierten Branchengrößen für halbherzig und sieht keine ernsthafte Konkurrenz für Tesla. Er geht davon aus, dass die Firma aus dem Silicon Valley in den kommenden fünf Jahren knapp 33 Milliarden Dollar investieren wird - rund 40 Prozent mehr als Daimler und VW zusammen für Elektroantriebs-Projekte in die Hand nehmen wollten. Accenture-Experte Schmidt sieht einen wichtigen Wettbewerbsvorteil für Tesla: Die eigene Batteriefertigung. "Zwar sinken die Batteriepreise derzeit, doch könnte sich das Angebot wegen steigender Nachfrage durch Massenproduktion von E-Autos in den kommenden Jahren stark verknappen. Tesla wäre dann mit seiner eigenen Batterieproduktion unabhängiger von nachfragebedingten Schwankungen bei Verfügbarkeit und Preis."

 

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