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Testen für den EM-Titel

5. September 2011

Nach der souveränen Qualifikation für die EURO 2012 beginnt für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft mit dem Spiel in Polen die Zeit der Experimente. Für Klose und Podolski ist die Begegnung eine ganz besondere.

Deutschlands Bundestrainer Joachim Loew jubelt nach einem Tor (Foto: dapd)
Löw: Dem Jubel folgt die ArbeitBild: dapd

Mit dem 6:2-Sieg gegen Österreich hat die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Qualifikation für die Europameisterschaft im kommenden Sommer in Polen und der Ukraine mit Bravour unter Dach und Fach gebracht, aber nicht nur das. Mit der Art und Weise wie sich das Team von Bundestrainer Joachim Löw mittlerweile präsentiert, hat es sich zumindest zum Mitfavoriten auf den Titelgewinn hochgespielt. Ganz Europa bewundert nun respektvoll die neue deutsche Fußballkunst. Teilweise wird das DFB-Team auf dem Kontinent sogar als erster Kandidat gehandelt, die spanische Fußball-Vorherrschaft zu brechen. Der Bundestrainer muss aber Realismus walten lassen. "Keiner wird vor uns auf die Knie fallen. Bei dem Turnier müssen wir uns in jedem Spiel beweisen", sagte Löw und warnt bereits vor Größenwahn: "Die Erwartungshaltung ist jetzt schon immens groß, dabei ist die EM relativ weit weg."

Mit Hochdruck konzentriert weiter arbeiten

Das Fünf-Sterne-"Dwor Oliwski City Hotel und Spa" in DanzigBild: dapd

Nach der Rekord-Qualifikation für die EURO 2012 drückt der Bundestrainer weiter aufs Tempo. "Wir werden alles dransetzen, die Spannung hochzuhalten. Jedes Länderspiel gehen wir ernsthaft an", sagte Löw vor dem Test gegen Polen am Dienstag (20.45 Uhr MESZ) in Danzig. Und schon kurz nach der Ankunft dort wurde bereits das EM-Quartier für den kommenden Sommer vorgestellt. Vom noblen Danziger Fünf-Sterne-Hotel "Dwor Oliwski" aus will die DFB-Auswahl den Angriff auf den EM-Thron starten. Doch bei "aller Vorfreude auf die EM" richtete Löw den Blick sofort wieder auf den bevorstehenden Test gegen den Mitgastgeber des Turniers und setzte seine Stars gehörig unter Druck. Einen Schlendrian beim Schaulaufen bis zum Turnier wie etwa vor der Europameisterschaft 2008 will er nicht dulden. "Wenn sich ein Spieler von den acht Siegen in der Qualifikation oder dem Erfolg gegen Brasilien blenden lässt, ist er bei mir falsch. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mit Siegen alleine nicht zufrieden bin. Ich will, dass wir uns weiter verbessern", sagte der Bundestrainer mit Nachdruck.

Klose und Podolski spielen in der Heimat vor

Klose (l.) dabei, Özil pausiertBild: dapd

In Polen will die DFB-Auswahl deshalb trotz einiger Experimente und fehlender Stars wie Mesut Özil, Bastian Schweinsteiger, Manuel Neuer, Mario Gomez oder Sami Khedira erneut ihre Klasse demonstrieren. "Wir wollen auch dieses Spiel gewinnen", sagte Kapitän Philipp Lahm, der keinen Einbruch befürchtet: "Der Konkurrenzkampf ist so groß wie noch nie. Jeder muss kämpfen. Keiner kann sich seiner Sache sicher sein." Von der Spielerrotation ausgeschlossen sein werden wohl Miroslav Klose und Lukas Podolski. Für die beiden gebürtigen Polen ist "es ein ganz besonderes Spiel", wie beide bei ihrer Rückkehr in die Heimat unisono unterstrichen. "Ich freue mich sehr darauf, auch auf die EURO im kommenden Jahr. Das ist sehr emotional für mich", fügte Klose an. Der Angreifer von Lazio Rom spielt das erste Mal in seiner Profi-Karriere überhaupt in Polen, wo er 1978 in Opole geboren wurde.

Für Podolski eine RückkehrBild: AP

Auch der Kölner Podolski - geboren in Gliwice - wies immer wieder auf die große Bedeutung seines 92. Länderspiels hin. "Ich bin in dem Land geboren, spreche mit meinen Eltern polnisch, habe in Polen eine große Familie und viele Freunde. Die freuen sich alle auf das Spiel. Es wird ein besonderes Gefühl sein, die polnische Hymne zu hören", sagte Podolski. Bei ihren Zurufen im Spiel werden sich die beiden wohl ausnahmsweise umstellen müssen. "Wir reden ja nicht nur auf dem Platz polnisch, sondern auch außerhalb. Jetzt werden wir vielleicht auf Englisch umswitchen", scherzte Klose. Doch Podolski winkte gleich ab: Man werde bei polnisch bleiben - und als Ausweichsprache böte sich sonst eher deutsch an.

Trotz aller Scherze und der großen Vorfreude erwartet Lukas Podolski die polnische Mannschaft mit "viel Respekt vor uns. Sie wollen aber auch zeigen, dass sie einen Großen schlagen können." Ein Rückschlag für die zuletzt überzeugend aufgetretene DFB-Auswahl soll möglichst verhindert werden. Das allerdings gilt nicht nur für den Test in Polen sondern auch für alle anderen Vorbereitungsspiele, wie beispielsweise das in der Ukraine am 11. November. Auch mit der Partie in Kiew gegen den zweiten EURO-Gastgeber will sich das Löw-Team gezielt auf das Turnier vorbereiten.

Neben Deutschland testet auch Polen

Hooligans: Die Angst spielt mitBild: picture-alliance/dpa

Vorbereiten will sich auch Polen: sportlich sowieso, aber auch auf seine Rolle als Mit-Gastgeber der Europameisterschaft. Viele Probleme gibt es im Vorfeld noch zu lösen, von denen eines die Angst vor Fan-Krawallen ist. Da gilt das Länderspiel gegen den Vize-Europameister auch in Sachen Sicherheit als ein wichtiger Test für die Endrunde 2012. "Es ist das erste internationale Spiel in dem neuen Stadion in Danzig. Wir werden alle Standards als Maßstab nehmen und dann sehen, wo wir stehen", sagte Marcin Herra, Chef des polnischen Organisationskomitees: "Ich denke, das Stadion wird mit über 40.000 Zuschauern ausverkauft sein. Darunter werden rund 1000 deutsche Fans sein. Für uns eine gute Möglichkeit, zu sehen, ob auch am Flughafen und auf den Wegen zum Stadion alles klappt. Und dass wir gegen so einen Gegner testen, freut uns besonders."

Seit längerer Zeit wird der polnische Fußball immer wieder von Exzessen durch Hooligans erschüttert. Zuletzt kam es im Mai beim Pokalfinale zu schweren Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Fanlagern sowie den Sicherheitskräften. Dass die Gewaltproblematik ein großes Problem für das EM-Gastgeberland darstellt, räumt auch Verbands-Präisdent Grzegorz Lato ein: "Unsere größte Herausforderung ist die Sicherheit", sagte der 61-Jährige. Organisationschef Herra versichert unterdessen, niemand müsse sich Sorgen machen. "Wenn man sich nur auf 30 Sekunden lange Videosequenzen beruft, kann das zu einem Missverständnis führen", erklärte er: "Ich denke, dass wir in wenigen Regionen unseres Landes Probleme haben. Die wahren polnischen Fußballfans sind friedlich. Das Land hat sich in den vergangenen 20 Jahren enorm verändert. Es lohnt sich, zu uns zu kommen."

Autor: Calle Kops (mit sid und dpa)

Redaktion: Frank Wörner

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