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Der Irak-Krieg und seine Kosten

20. Dezember 2011

Iraks Diktator Saddam Hussein ist Geschichte. Doch der Preis für seinen Sturz war hoch. Der Irak-Krieg hat eine Billion US-Dollar verschlungen und zu hohen Verlusten unter Zivilisten und Militärs geführt.

Saddam Hussein Statue in Bagdad mit amerikanischer Flagge bedeckt
Bild: AP

Auf den Krieg waren die USA gut vorbereitet. Nur knapp sechs Wochen dauerten die Kampfhandlungen der "Operation Iraqi Freedom" bis US-Präsident George W. Bush am 1. Mai 2003 den Krieg für beendet erklärte. Da war Bagdad erobert und Saddam Hussein gestürzt.


Weniger gut waren die USA auf die Zeit nach dem Krieg vorbereitet. Auf "shock and awe" folgte Anarchie. Die archäologischen Museen in Bagdad wurden geplündert. Das Land zerfiel entlang ethnischer und religiöser Bruchlinien. Der Erfurter Politikwissenschaftler Dietmar Herz beschreibt das amerikanische Missmanagement für die Besatzung des Irak so: "Man löste die Armee auf. Man verbot die Baath-Partei, entfernte die alten Funktionäre, auch relativ niedrigrangige und mittlere Funktionäre aus den Ämtern, so dass der Staat förmlich entkernt war und in dem langen Prozess seither erst wieder mühsam aufgebaut werden musste", erklärte Herz im Deutsche Welle Interview weiter.

2003: "Mission accomplished" - aber noch lange kein FriedenBild: AP

Die Folgen waren für den Irak verheerend und für die USA teuer. Über 100.000 Iraker verloren bei Gefechten und Attentaten ihr Leben. Etwa zwei Millionen wurden vertrieben. Der knapp neun Jahre währende Militäreinsatz belastete die amerikanische Staatskasse mit über einer Billion Dollar. Rund 4500 US-Soldaten kamen im Irak ums Leben. Aber auch die Überlebenden haben zu Hause weiter mit den Schrecken des Krieges zu kämpfen – und viele verlieren diesen Kampf: Nach Angaben des US Department of Veteran Affairs nehmen sich im Durchschnitt pro Jahr 6000 Veteranen das Leben, mehr als 16 pro Tag.

Überfordert vom Guerilla-Krieg

Die US-Truppen waren auf den Kampf gegen reguläre Truppen vorbereitet. Die asymmetrische Kriegsführung der irakischen Aufständischen mit Autobomben und Heckenschützen aber hat viele Soldaten überfordert. Sie kämpften einen Krieg, in dem die Angreifer keine Uniformen trugen. Welche zum Teil brutalen Gegenreaktionen diese Art der Kriegsführung auf Seiten der US-Soldaten auslöste, wurde jetzt noch einmal Mitte Dezember deutlich. Da machte ein Reporter der "New York Times" auf einem Schrottplatz eine aufsehenerregende Entdeckung. Er fand die geheimen Verhörprotokolle der Streitkräfte in Zusammenhang mit dem Massaker von Haditha. 2005 hatten US-Soldaten in dieser Kleinstadt rund 240 Kilometer westlich von Bagdad in einer Vergeltungsaktion 24 Zivilisten ermordet und die Tat anschließend zu verschleiern versucht. Über das Verbrechen von Haditha hinaus wird aus den Dokumenten deutlich, wie alltäglich das Töten von Zivilisten im Irakrkieg war – und wie sehr die Soldaten sich zu einem Vorgehen gezwungen fühlten, das sich am besten zusammenfassen lässt als: "Erst schießen, dann fragen".

Privatisierung des Krieges

Eine Rolle bei der Brutalisierung des Krieges im Irak spielte die Auslagerung von militärischen Aufgaben an Privatfirmen. Eine Fülle privater Sicherheitsfirmen – die bekannteste von ihnen "Blackwater" - war im Irak im Auftrag der US-Regierung aktiv. Dietmar Herz weist darauf hin, dass diese privaten Streitkräfte nicht der Militärgerichtsbarkeit und strengen Disziplin de regulären Streitkräfte unterlagen. "Die konnten sehr viel brutaler vorgehen, sehr viel mehr machen, was amerikanischen Soldaten verboten war oder was bei amerikanischen Soldaten zu Sanktionen im eigenen System geführt hätte", so der Erfurter Politikwissenschaftler. Herz hatte auf dem Höhepunkt der Gewalt Ende Dezember 2006 vier Wochen lang den Irak bereist. Kurz zuvor, Anfang November 2006, hatte Präsident Bush den früheren CIA-Chef Robert Gates als Nachfolger von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld nominiert. Bei einer Anhörung im amerikanischen Kongress beantwortete Gates kurz darauf die Frage, ob die Amerikaner im Irak gewinnen werden, mit einem klaren "Nein".

Der falsche Krieg

Zu den Folgekosten des Irak-Krieges muss möglicherweise auch die Verlängerung des Afghanistan Krieges gezählt werden. Das hat Barack Obama gemeint, als er im Wahlkampf 2008 der Bush-Administration vorwarf, den "falschen Krieg" zu führen. Anstatt mehr militärische Kapazitäten auf die Befriedung Afghanistans zu konzentrieren, hätte man zuviele Ressourcen in den Irak-Krieg investiert, so Obamas Argumentation. Das gleichzeitige Führen beider Konflikte über einen langen Zeitraum hat auch die Möglichkeiten der größten Militärmacht der Welt überdehnt.

Rund 500 Jahre vor Christus prägte der griechische Philosoph Heraklit den Satz: "Der Krieg ist der Vater aller Dinge". Dem Irak Krieg aber gehen seine Väter verloren. US-Präsident Barack Obama hatte ihn schon als Senator im Vorfeld 2002 abgelehnt als einen "dummen Krieg". Aber auch George W. Bush hat Anfang Dezember 2008 in einem Fernsehinterview mit ABC Zweifel am Sinn des Krieges erkennen lassen. Kurz vor dem Ende seiner Präsidentschaft erklärte er da, er bedauere, auf Grund falscher Geheimdienstinformationen den Irak-Krieg begonnen zu haben.

Autor: Matthias von Hein
Redaktion: Daniel Scheschkewitz

Über 4500 US-Soldaten kamen im Sarg nach HauseBild: AP
Privatisierung des Krieges: Sicherheitsdienst in BagdadBild: AP
Nach dem Einmarsch Plünderung: Irakisches NationalmuseumBild: AP
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