Textilarbeiter bei Protesten getötet
13. Dezember 2010Tausende Arbeiter haben am Sonntag (12.12.2010) mehrere Textilfabriken in der Nähe der Stadt Chittagong gestürmt. Als es zu Zusammenstößen zwischen den Protestierenden und der Polizei kam, sollen einem Medienbericht zufolge drei Menschen getötet worden sein. Die Polizei hat bislang nur bestätigt, dass 100 weitere Menschen dabei verletzt wurden.
Die Beamten hätten Tränengas eingesetzt und Schüsse auf die Arbeiter abgefeuert, weil diese in mehreren Fabriken randalierten. Einige der Arbeiter sollen mit Steinen geworfen haben. Daraufhin habe die Polizei auch versucht, die Situation mit Schlagstöcken unter Kontrolle zu bringen, berichtete einer der Polizisten.
Eine bessere Bezahlung
Die Textilarbeiter fordern einen Mindestlohn in Höhe von 3000 Taka, was etwa 32 Euro entspricht und eígentlich seit November gilt. Laut Angaben der Belegschaften haben viele der Fabriken diese Vereinbarung jedoch noch nicht umgesetzt. Die Regierung hatte bereits 2006 den Mindestlohn um 1662 Taka auf 3000 erhöht.
Neben der besseren Bezahlung fordern die Beschäftigten auch einen neuen Lohnplan, der von der Regierung bereits im Juli angekündigt worden war. Laut Angaben der Polizei arbeiten die Protestierenden für ein südkoreanisches Unternehmen, das nun nach den ersten Ausschreitungen am Samstag den Betrieb in seinen bangladeschischen Fabriken vorerst komplett eingestellt hat.
Am unteren Limit
Bangladesch gehört zu den ärmsten Ländern der Welt. Laut dem Index der Vereinten Nationen für Wohlstand und Entwicklung (HDI) belegt das Land Platz 130 von 169 Rängen. In der Textilindustrie Bangladeschs arbeiten mehr als drei Millionen Menschen. Die Branche zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen des südasiatischen Landes. Wegen der geringen Löhne lassen dort auch zahlreiche westliche, internationale Handelsketten und Markenunternehmen Kleidung produzieren. Die Waren werden dann vor allem nach Europa und in die USA exportiert.
Autor: Nicole Scherschun (dpa, afp, dapd)
Redaktion: Walter Lausch