Thailand lehnt Vermittlung im Konflikt mit Kambodscha ab
25. Juli 2025
Die kambodschanische Regierung müsse zunächst ihre Angriffe einstellen, teilte das Außenministerium in Bangkok mit. Der Konflikt könne zudem nur durch bilaterale Gespräche gelöst werden. "Ich glaube nicht, dass wir vorerst eine Vermittlung durch ein Drittland benötigen", sagte Thailands Außenamtssprecher Nikorndej Balankura der Nachrichtenagentur Reuters.
Der seit Jahrzehnten schwelende Konflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarn war am Donnerstag eskaliert. Nach Schusswechseln an der Grenze hatte das thailändische Militär eigenen Angaben zufolge Kampfjets gegen kambodschanische Stellungen eingesetzt. Kambodscha reagierte im Gegenzug mit Artilleriefeuer, auch auf Wohngebiete.
100.000 Anwohner auf der Flucht
Der Regierung in Bangkok zufolge ist die Zahl der Todesopfer in Thailand mittlerweile auf 15 gestiegen - 14 Zivilisten und ein Soldat. 46 Menschen wurden verletzt, darunter 31 Zivilisten. 100.000 Anwohner aus vier Provinzen (Ubon Ratchathani, Si Sa Ket, Surin und Buriram) wurden laut Innenministerium in rund 300 Evakuierungszentren in Sicherheit gebracht. Nach Berichten des thailändischen Militärs sollen mindestens 24 kambodschanische Soldaten getötet worden sein.
Beide Länder trennt eine mehr als 800 Kilometer lange Grenze, deren Verlauf noch in der Kolonialzeit festgelegt wurde. Die Regierungen in Bangkok und Phnom Penh interpretieren diese Grenzziehung aber unterschiedlich. Im Zentrum des Streits steht der Tempel Prasat Preah Vihear (vermutlich aus dem 10. bis 12. Jahrhundert), der seit 2008 zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört und von beiden Ländern beansprucht wird.
Der Tempel soll durch die Kämpfe Schaden genommen haben: "Die Attacken, die sowohl Artilleriebeschuss als auch Luftangriffe umfassten, haben die heilige Stätte, die für das kambodschanische Volk von immenser kultureller, historischer und spiritueller Bedeutung ist, schwer beschädigt", teilte das Kulturministerium in Kambodscha gerichtet an Thailand mit. Der thailändische Militärsprecher Winthai Suvari wies die Beschuldigungen vehement zurück. Es handele sich um eine "klare Verdrehung der Tatsachen". Die thailändische Armee habe keine zivilen Gebiete angegriffen, sondern nur Militärstellungen.
Beide Seiten werfen sich gegenseitig vor, das Feuer eröffnet zu haben. Der kambodschanische Ministerpräsident Hun Manet forderte den Weltsicherheitsrat auf, dringend eine Sitzung zu dem "unprovozierten, vorsätzlichen und gezielten Angriff auf Kambodscha" einzuberufen. Das UN-Gremium will noch am Freitag zusammenkommen.
USA und UN fordern Ende der Kämpfe
Die USA zeigten sich "zutiefst besorgt" über die Situation. "Besonders beunruhigt sind wir über Berichte über den Tod unschuldiger Zivilisten", heißt es in einer Mitteilung, die von der US-Botschaft in Bangkok veröffentlicht wurde. "Wir fordern dringend die sofortige Einstellung der Angriffe, den Schutz der Zivilbevölkerung und eine friedliche Beilegung der Streitigkeiten."
UN-Generalsekretär António Guterres rief beide Seiten zur größtmöglichen Zurückhaltung auf. Die Probleme müssten im Dialog und im Geiste guter Nachbarschaft gelöst werden. Auch der Ministerpräsident von Malaysia, dessen Land in diesem Jahr der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN vorsteht, forderte Verhandlungen. Beide Länder seien wichtige Mitglieder des Bundes. "Frieden ist die einzige Option", sagte Anwar Ibrahim.
Das Auswärtige Amt (AA) passte seine Sicherheitshinweise an. "Von Reisen in das Grenzgebiet zu Kambodscha wird dringend abgeraten", heißt es auf der Webseite des AA. Eine weitere Eskalation könne nicht ausgeschlossen werden.
haz/pgr (dpa, rtr, afp)
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