Zum ersten Mal seit fast 70 Jahren krönt Thailand wieder einen König. Die Krönung in Bangkok gilt als wichtigstes Ereignis des Jahres in dem mehrheitlich buddhistischen Land. Das Fernsehen übertrug die Zeremonie live und bot der Bevölkerung einen seltenen Blick hinter die Mauern des Großen Palastes.

Wie es der jahrhundertealte Ritus vorsieht, tauschte Maha Vajiralongkorn zu Beginn seine weiße Militäruniform mit einem weißen Gewand, in dem er von buddhistischen Mönchen mit sogenanntem Heiligen Wasser besprengt und gesalbt wurde. In der Thronhalle des Palastes bestieg der 66-Jährige dann den Thron und erhielt die königlichen Insignien, darunter die 7,3 Kilogramm schwere goldene und diamantenbesetzte große Siegeskrone.

Monarch mit hochpolitische Rolle

Thailands König, der nach dem Tod seines Vaters Bhumibol Adulyadej bereits seit zweieinhalb Jahren amtiert, hat nun alle Würden und Vollmachten eines thailändischen Monarchen. Maha Vajiralongkorn ist der zehnte König seit Beginn der Chakri-Dynastie 1782. Er trägt auch den Namen Rama X. Die absolute Monarchie ist in Thailand bereits seit 1932 abgeschafft. Seit einem Putsch vor fünf Jahren regiert das Militär. Der König hat jedoch bis heute eine hochpolitische Rolle.

Die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten nahmen Wochen in Anspruch. Die Kosten werden auf insgesamt etwa 30 Millionen Euro geschätzt. Im Unterschied zu vergleichbaren Ereignissen in Europa waren bei der Krönung keine Gäste aus dem Ausland dabei. Der Palast war während der Krönung streng abgeriegelt. Trotzdem kamen zehntausende Schaulustige - viele in Gelb, der Farbe des Königshauses. Die Armee feuerte zahlreiche Salut-Schüsse ab. Wegen der hohen Temperaturen um die 40 Grad Celsius wurde gratis Wasser verteilt.

König begnadigt 40.000 Strafgefangene

Durch einen königlichen Erlass wurden vor der Krönung mehr als 40.000 Strafgefangene begnadigt. Darunter ist nach Presseberichten auch ein Studentenführer, der gegen das strikte Gesetz verstoßen hatte, das den König vor "Majestätsbeleidigung" schützt. 

Erst Hochzeit, dann Krönung

Der König erschien zur Krönungszeremonie im Rolls Royce, zusammen mit seiner neuen Frau, der 40-jährigen Königin Suthida, seiner ehemaligen Leibwächterin. Die beiden hatten erst diese Woche geheiratet. Dabei war auch sein jüngster Sohn, Prinz Dipangkorn Rasmijoti. Der 14-Jährige, der in Bayern auf die Schule geht, gilt als mutmaßlicher Thronfolger.

Die Mutter von Rama X., die frühere Königin Sirikit, wurde nicht gesehen. Die 86-Jährige taucht kaum noch in der Öffentlichkeit auf. Zusammen mit ihrem Mann, König Bhumibol, hatte Sirikit Thailand sieben Jahrzehnte lang repräsentiert. In den 1950er und 1960er Jahren galten sie als Traumpaar des internationalen Jet-Sets. Bhumibol starb 2016 im Alter von 88 Jahren, als dienstältester Monarch der Welt. Der neue König ist - neben drei Töchtern - der einzige Sohn der beiden.

Der König mag Bayern

Rama X. heißt in voller Länge Maha Vajiralongkorn Bodin Dradebaya Warangkun ("König der Blitze, Abkömmling von allmächtigen Gottheiten"). Im Volk ist er weniger angesehen als sein Vater. Aus drei gescheiterten Ehen hat er zwei Töchter und fünf Söhne. Er hält sich oft in Deutschland auf, in einer Villa am Starnberger See. Mit einem geschätzten Vermögen von mehr als 35 Milliarden Euro gehört Thailands Königshaus zu den reichsten Monarchien der Welt.

cw/se (afp, dpa)