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Festgenommener bestreitet Terror-Pläne

22. August 2015

Ein schwerbewaffneter junger Mann eröffnet in einem französischen Zug das Feuer. Zwei Passagiere werden schwer verletzt. Jetzt ermittelt die Anti-Terror-Abteilung der Pariser Staatsanwaltschaft.

Polizei und Ermittler der Spurensicherung stehen vor dem Thalys-Schnellzug und nehmen Beweise auf (Foto: AFP)
Bild: PHILIPPE HUGUEN/AFP/Getty Images

Nun spricht auch Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve von einem terroristischen Angriff im Thalys-Zug. Der festgenommene Mann werde verdächtigt, zur radikal-islamistischen Bewegung zu gehören, sagte Cazeneuve in Paris. Der Angreifer habe sich als 26-jähriger Marokkaner ausgegeben. Falls sich diese Identität bestätige, sei er den französischen Behörden im Februar 2014 von ihren spanischen Kollegen als mutmaßlicher Islamist gemeldet worden. Auch Belgiens Ministerpräsident Charles Michel nannte den Angreifer einen Terroristen.

Frankreichs Staatschef François Hollande und sein belgischer Kollege Michel wollen bei der Aufklärung der Tat eng zusammenzuarbeiten. Der belgische Premier berief für den heutigen Samstag eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein und kündigte für Belgien verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an.

Verdächtiger weist Terror-Vorwürfe zurück

Der Angriff ereignete sich in einem Thalys-Zug, der auf dem Weg von Amsterdam nach Paris war. Der Täter war in Brüssel zugestiegen. Er schoss nach Behördenangaben einen Passagier an, ein zweiter wurde mit einem Teppichmesser verletzt. Die französische Nachrichtenagentur AFP meldete, die Verletzten seien nicht in Lebensgefahr.

Der Mann hat bei einem Verhör bestritten, terroristische Absichten gehabt zu haben, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Polizeikreise. Demnach halten die Ermittler die Angaben des Mannes bislang aber nicht für stichhaltig. Er sei nie im Gefängnis gewesen und entspreche nicht dem Profil eines Kriminellen.

"Amerikanische Helden"

Zwei US-Soldaten, die im Urlaub waren und zufällig in Zivil in dem Zug saßen, überwältigten den Mann zusammen mit einem befreundeten Studenten. "Wir haben einen Schuss und berstendes Glas gehört", erzählte der Nationalgardist Alek Skarlatos dem französischen Fernsehsender BFMTV. "Ich habe hinter mich geschaut und gesehen, wie ein Mann mit einer Kalaschnikow reinkam." Sie hätten sich geduckt und dann auf den Täter gestürzt. "Mein Freund ist mit dem Messer verletzt worden, und ich habe die Waffe gepackt. Wir haben ihn gegen den Kopf geschlagen, bis er bewusstlos war." Der Schütze war den Ermittlern zufolge mit einem Kalaschnikow-Gewehr, einer Pistole, neun Magazinen und einem Teppichmesser bewaffnet.

Französische Bürger und Politiker feierten die Amerikaner für ihr "mutiges Eingreifen". US-Präsident Barack Obama lobte den Mut der Passagiere. Sie hätten mit ihren "heldenhaften Taten" möglicherweise eine weitaus schlimmere Tragödie verhindert, hieß es nach Angaben des Weißen Hauses. Die beiden hätten möglicherweise ein "furchtbares Drama" verhindert, sagte Frankreichs Innenminister Cazeneuve.

Passagiere in Sonderzug nach Paris

Der Verdächtige war in Brüssel in den Thalys gestiegen. Nachdem er um 17.50 Uhr, kurz nach der Überquerung der Grenze nach Frankreich das Feuer eröffnet hatte und überwältigt worden war, wurde er um 18.00 Uhr am Bahnhof im nordfranzösischen Arras festgenommen. Ermittler durchsuchten in Arras den Zug und überprüften die Identität der 554 Passagiere. Nachdem auch ihr Gepäck durchsucht wurde, brachten Sonderzüge die Reisenden in der Nacht nach Paris.

Belgien hat nach dem Angriff angekündigt, umgehend die Sicherheitsvorkehrungen in Zügen und Bahnhöfen zu verstärken. Noch am Wochenende sollten die französisch-belgischen Patrouillen in den Thalys-Zügen sowie an den internationalen Bahnhöfen verstärkt werden, teilte das Büro von Ministerpräsident Charles Michel nach einer Dringlichkeitssitzung des Nationalen Sicherheitsrats mit. Auch die Gepäckkontrollen würden ausgeweitet.

nem/jj/rb (dpa, afp)

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