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USAllgegenwärtig

Nikolas Fischer22. März 2013

Von "Welcome, Ike" über "Ami Go Home" zu "Yes, we can" – die Einflüsse der USA haben die Geschichte Deutschlands maßgeblich geprägt. Doch die Beziehungen der beiden Länder waren nicht immer ungetrübt.

Zwei Puzzleteile sind inenander verhakt. Das eine hat die Farben der USA-Flagge, das andere die Farben der Deutschland-Flagge. Copyright: zentilia - Fotolia.com
Puzzle USA DeutschlandBild: zentilia - Fotolia.com

"NAZIS quit!" titelt 1945 in riesigen Lettern "Stars and Stripes", die Zeitschrift der amerikanischen Streitkräfte. Die vier Siegermächte teilten das Deutsche Reich und Berlin unter sich auf. – Heute sind die USA und Deutschland Partner. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Einen Eindruck davon gibt die Ausstellung "The American Way. Die USA in Deutschland" im Haus der Geschichte in Bonn. Historische Aufnahmen, Tondokumente, Objekte und Projektionen vermitteln 68 Jahre deutsch-amerikanische Geschichte. 

"Ohne die USA ist die Geschichte Deutschlands gar nicht denkbar", sagt Kurator Prof. Dr. Hanno Sowade. "Wie haben die USA Deutschland geprägt? Mit welchen Ideen gehen die Amerikaner in die Welt?" Nach zwei Jahren Vorbereitungszeit kann man sich diese Fragen jetzt im Haus der Geschichte in Bonn beantworten lassen – noch bis zum 13. Oktober.

Kurator Prof. Dr. Hanno Sowade vor einem Ford Taunus 17 M de LuxeBild: DW/N. Fischer/Stiftung Haus der Geschichte

Die Ausstellung strukturiert den amerikanischen Einfluss in Deutschland in drei Bereiche: Sicherheitspolitik, Wirtschaft und (Alltags-)Kultur. "Während sich im Bereich der Sicherheitspolitik der Einfluss – oder die Wahrnehmung des Einflusses – vielleicht ein wenig abgeschwächt hat", glaubt Sorade, "ist er in anderen Bereichen stärker geworden: Hat man 1945/46 über amerikanische Musik gesprochen, war das etwas völlig anderes als heute. Lady Gaga wird gar nicht mehr als amerikanisch wahrgenommen. Sie ist Alltag, genau wie Apple und der ipod."

Vom Besatzer zur beliebten Schutzmacht

Zu Beginn der deutsch-amerikanischen Nachkriegsgeschichte herrschen harte Zeiten. Die Amerikaner waren bei Kriegsende Besatzer. Sie warfen Bomben auf deutsche Städte und beschlagnahmten Gebäude und Industrieanlagen. Das deutsche Bild vom Kriegsgegner war schwer belastet. Aber die USA versuchten schnell, das zu ändern: Sie gründeten die private Hilfsorganisation "Cooperative for American Remittances to Europe": Die CARE-Pakete retteten vielen Deutschen das Überleben.

Dass die Amerikaner den Deutschen immer sympathischer wurden, verdankten sie vor allem auch dem Marshallplan, mit dem sie die an den Folgen des Krieges leidenden Nationen wirtschaftlich unterstützten. Und den "Rosinenbombern", den Flugzeugen der Alliierten, die West-Berlin zur Zeit der "Berliner Luftbrücke" mit Lebens- und Hilfsmitteln versorgten. Von Juni 1948 bis Mai 1949 hatten die sowjetischen Besatzer sämtliche Straßen- und Bahnverbindungen nach West-Berlin blockiert.

Amerikanischer Soldat vor der Air Base in RammsteinBild: Stiftung Haus der Geschichte/Axel Thünker

Der RIAS und das Elvis-Fieber

Aber nicht nur die politische, wirtschaftliche und militärische Hilfe der USA kam in Deutschland gut an – vor allem die amerikanische Alltagskultur hielt Einzug in deutsche Wohnzimmer und darüber hinaus: Elvis Presley und Bill Haley wurden in den 50er und 60er Jahren zu Stars. Großen Anteil daran, dass die Musik von der anderen Seite des Ozeans so erfolgreich war, hatte der RIAS, der Rundfunk im amerikanischen Sektor. Immer mehr Deutsche wollten die neue Musik hören – auch die in der ehemals russischen Besatzungszone.

Der DDR-Führung gefiel das gar nicht: Sie verbreitete antiamerikanische Plakate und versuchte, den RIAS-Empfang mit Störsendern zu unterbinden. Heutzutage können Deutsche darüber lachen: In Kinofilmen wie "Friendship!" verlassen Matthias Schweighöfer und Friedrich Mücke die DDR und sind "Die ersten Ossis in Amerika".

Hollywood, Blue Jeans und Tupper-Partys

Der amerikanische Einfluss in Deutschland zeigt sich nicht zuletzt in den ungezählten Hollywood-Produktionen, die über die Leinwände deutscher Kinos flimmern. Die Ausstellung widmet den amerikanischen Celluloid-Träumen einen eigenen Raum. An dessen Eingang begrüßt ein sehr bekannter amerikanischer "Schauspieler" die Besucher: Der sympathische Roboter R2D2 aus George Lucas' Star-Wars-Saga wurde eigens nach Bonn eingeflogen.

Nicht nur amerikanische Filme, auch amerikanische Produkte eroberten Deutschland im Flug: Coca-Cola und Hot Dog, Blue Jeans und Hollywood-Schaukel, Straßenkreuzer und Einbauküche. Auch Tupperware war beliebt: Viele deutsche Frauen luden sich Beraterinnen zu "Tupperpartys" nach Hause ein und kauften die farbenfrohen Plastikprodukte dann direkt vor Ort.

Plakat des amerikanischen Unternehmens TupperwareBild: Stiftung Haus der Geschichte/Axel Thünker

Vom "Ami Go Home" zur starken Partnerschaft

Die Beziehungen beider Länder waren keinesfalls immer ungetrübt: Ende der 60er Jahre gingen die Deutschen gegen den "US-Imperialismus" und den Vietnamkrieg auf die Straße. Anfang der 80er Jahre wurde gegen die Stationierung neuer US-Mittelstreckenraketen in Deutschland protestiert. Und auch beim Irakkrieg 2003 stellte sich Deutschland nicht auf die Seite der USA.

Heute sind die USA und Deutschland Partner, die – erst recht nach 9/11 –gemeinsam vor globalen Herausforderungen stehen. Zum ersten Mal sind Zeugnisse des Terrors vom 11. September 2001 außerhalb der USA zu besichtigen: unter anderem die Überreste eines Flugzeugflügels, ein Etagenschild aus dem 102. Stockwerk des World Trade Centers und der zerfetzte Mitarbeiterausweis eines Deutsche-Bank-Angestellten, der im WTC arbeitete.

Zeugnis der Terrors: Etagenschild aus dem 102. Stock des World Trade CentersBild: National Museum of American History, Smithonian Institution

Gemeinsam in die Zukunft?

Läuft man schnell durch die Ausstellung, beeindruckt die Erkenntnis, wie amerikanisiert Deutschland doch heute ist, auch wenn es viele Unterschiede zwischen beiden Kulturen gibt. "The American Way" offenbart einen Querschnitt, welches Bild die Deutschen vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" haben.

Aber wie ist das eigentlich andersherum? Wie denken die Amerikaner von Deutschland? Insgesamt, glaubt Hanno Sorade, ist das Bild von Deutschland in Amerika sehr positiv, aufgeschlossen und entgegenkommend. Er glaubt aber, "die Amerikaner sind sich selbst in dieser Frage noch nicht so ganz einig. Genau so, wie wir Deutschen ja auch unser Amerikabild in den nächsten Jahren noch festlegen müssen." Das werde schon deutlich, wenn man sich allein die letzten US-Präsidentschaftswahlen anschaue: "Obama ist gewählt, Amerika ist gut. Ich verkürze mal: Wäre der Gegenkandidat gewählt worden, wäre Amerika möglicherweise als problematisch angesehen worden."

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