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Ermutigung für internationale Online-Aktivisten

Steffen Heinze18. Juni 2013

Die DW hat am 18. Juni in Bonn die Gewinner ihres internationalen Wettbewerbs „The Bobs – Best of Online Activism“ ausgezeichnet. Der „Best Blog Award“ ging an den chinesischen Gesellschaftskritiker Li Chengpeng.

Li Chengpeng Winner in the category Best Blog, blog: blog.sina.com.cn/lichenpeng © DW/M. Magunia
Gewinner des Awards The Bobs, Li ChengpengBild: DW/M. Magunia

„Autoren haben es in China besonders schwer, die ungeschminkte Wahrheit auszusprechen“, sagte der 48-jährige Preisträger der Deutschen Welle. Li Chengpeng ist einer der bekanntesten Blogger, Autoren und Gesellschaftskritiker Chinas. Unter den Jugendlichen in der Volksrepublik ist er sehr populär – auf der Microblogging-Plattform SinaWeibo hat er mehr als sieben Millionen Anhänger. Sein Blog Lichengpeng (www.blog.sina.com.cn/lichengpeng) hatte bisher mehr als 300 Millionen Visits. „Das Schmelzwasser vom Eisberg fließt am Ende ins Meer, ungeachtet der vielen Hindernisse, die auf dem Weg auftauchen. In der Zivilgesellschaft steckt enorme Kraft. Ich empfehle der Regierung, mit den zivilgesellschaftlichen Gruppen zu kooperieren, statt uns mit haltlosen Anschuldigungen zu beschmutzen“, sagte Li Chengpeng.

„Vorbild für die jüngere Generation“

„Er betreibt investigative Recherchen und reiste zum Beispiel 2008 in das Erdbebengebiet der Provinz Sichuan, um über die mangelnde Bausubstanz der eingestürzten Schulen zu berichten. Er ist ein Vorbild für die jüngere Generation und demonstriert, wie man sich für die Zukunft Chinas einsetzt“, begründete Jury-Mitglied Hu Yong die Entscheidung für den Gewinner. Li Chengpeng zeige chinesischen Jugendlichen, sich der Zensur im Lande bewusst zu sein, und ermutige sie, freier, offener und aktiver an politischen Prozessen teilzuhaben. Nach der Veröffentlichung seines Buchs „Die ganze Welt weiß Bescheid“ 2012 wurde Li Chengpeng während einer Lesereise von der chinesischen Regierung mit Sprechverbot bestraft. Aus Solidarität trugen die Besucher seiner „stummen Lesungen“ genau wie er eine Atemmaske.

Chinesischer Blogger ausgezeichnet

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„Jede noch so kleine Initiative ist wichtig“

In der Kategorie Best Social Activism wurde die marokkanische Jugendinitiative 475 (www.facebook.com/475LeFilm) ausgezeichnet. Sie richtet ihr Augenmerk auf das Schicksal vergewaltigter Frauen. Die Zahl 475 steht für einen Artikel im marokkanischen Strafgesetzbuch, der es erlaubt, dass ein Vergewaltiger seiner Strafe entgehen kann, wenn er sein Opfer heiratet. Die Geschichte von Amina, die 2012 im Alter von 16 Jahren Selbstmord beging, ist Thema des Films „475“ und der Social-Media-Kampagne auf Facebook und Flickr. „Das Projekt zeigt, dass jede noch so kleine Initiative wichtig ist, um Gewalt gegen Frauen und Vergewaltigungen zu stoppen“, so die Jury.

Houda Lamqaddam von der Jugendinitiative „475“Bild: DW/S.Karam

In der Kategorie Best Innovation verlieh die DW den ersten Preis an die Plattform FreeWeibo (www.freeweibo.com) aus China. Sie bietet einen zensurfreien Zugang zu SinaWeibo.com, einem der meistgenutzten Sozialen Netze in China. „In China ist die Zensur völlig normal und alltäglich. Es kommt vor, dass Konten und Nachrichten ohne Wissen der Betroffenen gelöscht werden. FreeWeibo bietet den Nutzern einen Weg, die gelöschten Nachrichten dennoch zu erhalten und herauszufinden, was zensiert werden sollte“, würdigte die Jury die Softwarelösung.

In der Kategorie Most Creative & Original gewann Me & My Shadow (www.myshadow.org). Die englischsprachige Webseite zeige Onlinenutzern „in verspielter und visuell überzeugender Weise, welche digitalen Spuren sie durch ihre Aktivitäten im Netz hinterlassen, und gibt einfache Verhaltenstipps, diese zu minimieren“. Hinter der Webseite steht die internationale Organisation „Tactical Technology Collective“, die weltweit Menschenrechtsaktivisten im Umgang mit neuer Netztechnik schult.

Ungewöhnliche Hilfe in Bangladesch

Mit dem Global Media Forum Award kürte die DW das Projekt Info Lady aus Bangladesch. Die „Infoladies“ (www.pallitathya.org.bd/infolady) sind junge Frauen, die mit dem Fahrrad entlegene und vom Internet abgeschnittene Dörfer besuchen. Ausgerüstet mit Solar-Laptops und Smartphones, helfen sie den Bewohnern, Antworten auf Fragen rund um Gesundheit, Landwirtschaft und Entwicklung zu finden. Dabei greifen sie auf ein Netzwerk aus Experten zurück.

Der Reporters Without Borders Award ging an Fabbikouassi’s Blog (www.fabbikouassi.wordpress.com) aus Togo (Westafrika). Den Preis verlieh die DW in Kooperation mit Reporter ohne Grenzen. Die Journalistin und Menschenrechtsaktivistin Fabbi Kouassi berichtet in ihrem Blog über die gefährliche Situation von Journalisten im Land, unter anderem von der Polizeigewalt gegen Journalisten. Das Blog symbolisiert für die Jury, dass das Engagement für freie Meinungsäußerung in Afrika oft übersehen wird. „Wir reden über Probleme in China oder Iran und vergessen darüber Afrika, wo Angst vor der Brutalität der Polizei und Unterdrückung zum Alltag gehören können“, begründet die Jury die Auszeichnung.

Bestes deutschsprachiges Blog

Parallel zur Jury-Entscheidung hatten Internetnutzer in diesem Jahr rund 95.000 Stimmen abgegeben, um ihre Favoriten für The Bobs zu wählen. Als Bestes deutschsprachiges Blog wählten sie www.publikative.org. Das Projekt beschäftigt sich mit rechtsextremen Tendenzen in Deutschland. Die weiteren Publikumspreisträger sind unter www.thebobs.com zu finden.

Die Preisträger von The Bobs 2013 – Best of Online ActivismBild: DW/M. Magunia

Wettbewerb in 14 Sprachen

Die Deutsche Welle hat The Bobs – Best of Online Activism 2004 ins Leben gerufen – mit dem Ziel, den offenen Diskurs im Sinne der Meinungsfreiheit über digitale Medien voranzutreiben und zu bereichern. 2013 wurden mehr als 4.200 Webseiten und Onlineprojekte aus aller Welt zu dem Wettbewerb eingereicht, der in 14 Sprachen ausgetragen wird. Die Vorschläge spiegeln die vielfältigen Möglichkeiten der Blogosphäre wider, sich für Meinungsfreiheit einzusetzen und Missstände transparent zu machen.

Die 15-köpfige internationale Jury hatte in einer Vorauswahl 364 Kandidaten nominiert. Zur Jury gehörten unter anderem Hu Yong aus China und Arash Abadpour, der einen der meist gelesenen Blogs auf Persisch betreibt.

Partner des Wettbewerbs
Premium-Partner sind Reporter ohne Grenzen und re:publica, Medienpartner sind Masrawy, Somewhere in…, Bdnews.com, iSun TV, Global Voices, Categorynet.com, Courrier International, Presseeurop, Gooya, Terra, Jetzt.de, Lenta.ru, Korrespondent, ntvmsnbc, MYNET, MEDYATAVA und webdunia.

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18. Juni 2013
 

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