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FilmAsien

Warum Bhutans Oscar-Beitrag "einen Knoten löst"

19. Dezember 2023

"The Monk and the Gun" erzählt vom Modernisierungsprozess Bhutans. Die DW sprach mit dem bhutanischen Regisseur Pawo Choyning Dorji über seinen neuen Film, der ins Rennen um den Auslands-Oscar geschickt wird.

Szene aus "The Monk and the Gun" zeigt eine Gruppe Bhutaner, zwei davon in Mönchskleidung
"The Monk and the Gun" spielt im Jahr 2006: Es ist die Zeit, in der sich Bhutan zu einer Demokratie transformiertBild: The Monk and the Gun

Die Familie des Filmemachers Pawo Choyning Dorji stammt aus dem Osten Bhutans. Wenn dort ein Kind seine Eltern bittet, ihm eine Geschichte zu erzählen, nennen sie das, "einen Knoten lösen". Dorjis neuer Film "The Monk and the Gun" (Der Mönch und die Waffe) beschreibt die sozialen, politischen und kulturellen Veränderungen in seinem Heimatland Mitte der 2000er-Jahre. Also auch eine Art Knoten, der entwirrt werden muss.

"Ich bin in dieser Zeit aufgewachsen, und 'The Monk and the Gun' ist eine Geschichte über die Veränderungen und den Übergang Bhutans in den 2000er-Jahren, als wir Fernsehen, Internet und schließlich auch die Demokratie bekamen", sagt Dorji. Aber als Bhutaner, der in Indien lebte, wo sein Vater Diplomat war, und der in den Schulferien in sein Heimatland zurückkehrte, hatte er eine Perspektive von Außen auf die Veränderungen, die das Himalaya-Königreich überrollten. 

Pawo Choyning Dorji (Mitte) mit zwei Statisten während der Dreharbeiten zu "The Monk and the Gun"Bild: Kinley Wangchuk


"In Bhutan gibt es ein Sprichwort, das besagt, dass man seine Wimpern nicht sehen kann, weil sie einem so nahe sind. Für mich war das die Situation. Viele Bhutaner konnten damals die Veränderungen und die Auswirkungen des Wandels nicht sehen, weil sie so nah dran waren", sagte Dorji der DW in einem Interview in Bhutans Hauptstadt Thimphu. 

Blick von außen auf Bhutan

"Aber als Bhutaner, der im Ausland lebt, konnte ich sehen, wie sich unsere Gesellschaft und Kultur verändert haben - und ich dachte immer, das wäre eine großartige Geschichte, die man mit der Welt teilen könnte. Es ist eine Geschichte darüber, woher wir Bhutaner kommen und wohin wir gehen."

Bhutan hat bisher nur zwei Filme für den Oscar eingereicht: "The Cup" (1999) von Khyentse Norbu und Dorjis eigenes Regiedebüt "Lunana: A Yak in a Classroom" im Jahr 2021. "Lunana" erzählt die Geschichte eines Lehrers, der in das abgelegenste Dorf Bhutans geschickt wird. Dorji schrieb mit seinem Film Geschichte, weil es der erste bhutanische Film war, der eine Oscar-Nominierung erhielt. 

"Lunana ist eine Geschichte darüber, wie man sein Zuhause findet, wie man findet, wo man hingehört", sagt er. "Der Film handelt von einer Kultur, einer Sprache und einem Land, das viele Menschen nicht kennen. Als ich ihn bei den Oscars eingereicht habe, haben sie nicht einmal 'Dzongkha', meine Landessprache, anerkannt. Das Land Bhutan stand nicht einmal auf der Oscar-Liste." 

"Lunana: Ein Yak im Klassenzimmer" war der erste bhutanische Film, der eine Oscar-Nominierung erhieltBild: Films Boutique


Die Kritik reagierte mit überschwänglichen Rezensionen, Dorji erhielt zahlreiche renommierte Filmpreise auf der ganzen Welt sowie eine Auszeichnung von König Jigme Khesar Namgyel Wangchuck, die höchste zivile Auszeichnung Bhutans.

Der kommerzielle Erfolg ermöglichte es dem Regisseur, sich auf seinen zweiten Film zu konzentrieren und die Herausforderungen eines armen Entwicklungslandes im 21. Jahrhunderts zu dokumentieren. 

Die Ankunft der Demokratie 

"Der Film konzentriert sich auf den Übergang zur Demokratie in Bhutan, aber es geht mehr um die Modernisierung", sagt Dorji über "The Monk and the Gun". "Mich interessiert, wie die bhutanische Kultur auf diese Veränderungen reagiert."

Im Film soll das Königreich Bhutan zu einer Demokratie werden: Zu Übungszwecken wird eine Scheinwahl durchgeführtBild: The Monk and the Gun

"Die Waffe im Film steht für die Ankunft der Modernisierung. Eine Waffe ist etwas Westliches und Modernes, und ja, wenn man sie richtig benutzt, kann sie sehr nützlich sein. Aber sie ist auch sehr gefährlich. "

Dorji wies seine Schauspieler an, sich von der Waffe irritieren zu lassen, sie verkehrt herum zu halten und in den Lauf zu schauen, weil er ihre Unschuld angesichts des Wandels darstellen wollte. Die Waffe wird durch einen großen hölzernen Phallus kontrastiert, ein traditionelles Symbol in Bhutan, das der Film zur Darstellung von Tradition, Kultur und Unschuld verwendet. 

Dorji betont, dass es ihm nicht darum gehe, den Oscar zu gewinnen, sondern "die bhutanische Kultur mit dem Rest der Welt zu teilen". "Wir sind eine Kultur, die auf der Lehre Buddhas von Liebe, Mitgefühl, Weisheit und Freundlichkeit basiert, und ich möchte Filme nutzen, um dies mit dem Rest der Welt zu teilen", sagt er. "Aber ich möchte auch Filme machen, die auf diesen Werten basieren, um unsere Traditionen für die Bhutaner vor Ort relevant und lebendig zu halten."

Der Artikel wurde aus dem Englischen übersetzt.