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Der ewige Rückkehrer Thomas Müller

10. Juni 2022

Er war schon aussortiert, nun bildet er einen der Eckpfeiler im DFB-Team: Thomas Müller. Der Offensivspieler will bei der WM in Katar vorangehen, auf und neben dem Platz. Sein Nachfolger steht aber schon parat.

Thomas Müller lächelt während einer Pressekonferenz des DFB-Teams
Routinier und Schlitzohr: Thomas Müller hat aus dem aktuellen Kader die meisten Spiele für die Nationalelf gemachtBild: Alexander Hassenstein/Getty Images

Niemand im Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft hat so viele Spiele auf dem Buckel wie er und niemand hat mehr Tore geschossen (43). Wenn Thomas Müller an diesem Samstagabend (Anpfiff 20:45 Uhr MESZ) gegen Ungarn zum Einsatz kommt, wird er sein 115. Länderspiel machen. Beim Nations-League-Spiel gegen England hat er zuletzt Philipp Lahm (113) überholt. Bastian Schweinsteiger (121) könnte Müller noch in diesem Jahr, genauer gesagt während der WM in Katar überrunden. Dann stünden nur noch Lukas Podolski (130), Miroslav Klose (137) und Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus (150) vor ihm. 

Denn Müller spielt immer noch. Er wird Mittelpunkt der Achse sein, die Bundestrainer Hansi Flick für die WM in Katar im Auge hat. Der Bayern-Profi war zuletzt einer von nur vier Spielern, die bereits beim 1:1 gegen Italien begonnen hatten und auch gegen England in der Startelf standen. Dabei war Müller eigentlich schon raus aus der Nationalmannschaft - aussortiert von Joachim Löw, ebenso wie Mats Hummels und Jerome Boateng.

Zu schwankend seine Leistungen - auch beim FC Bayern - aber er kämpfte sich immer wieder zurück. Mit Toren und Titeln. Niemals sollte man ihn unterschätzen, auch nicht von höchster Stelle. Unvergessen die Pressekonferenz vor dem Freundschaftsspiel 2010 mit Argentiniens Trainer Diego Maradona, der sich weigerte, neben dem "pillo" (Lausbuben) Platz zu nehmen, sich später aber dann entschuldigte: "Ich wusste nicht, dass das ein Spieler war".

Spätestens im WM-Viertelfinale ein paar Monate später machte sich Müller unvergesslich, als er nach nur drei Minuten das 1:0 für Deutschland gegen Maradonas Argentinier erzielte und sich später sogar zum Torschützenkönig des Turniers krönte. 

Automatismen erarbeiten für Katar

Seit 2010, seinem Debütjahr im DFB-Dress, sind mittlerweile zwölf Jahre vergangen. Müller hat in der Zwischenzeit so ziemlich alles gewonnen, was man gewinnen kann. Höhepunkt war 2014 der WM-Titel mit der deutschen Elf. Bei der WM 2018 und der EM 2021 konnte er jedoch nicht glänzen. Nun spielt er im Winter in Katar seine vierte WM, während seine ehemaligen Teamgefährten von der Couch aus zuschauen.

Bis zu ihrem Auftaktspiel gegen Japan am 23. November stehen für die DFB-Elf noch vier Spiele in der Nations League auf dem Programm - zweimal gegen Ungarn, dazu gegen Italien und in England. Während es vor dem Hinspiel gegen England noch etliche Wechsel in der Startelf gegeben hat, soll der Fokus nun auf Automatismen gelegt werden, betont der Bundestrainer. Er hofft auf den ersten Dreier in der Nations League: "Wir wollen uns in den nächsten beiden Spielen mal belohnen für den Aufwand, den wir immer betreiben." Es tue gut, wenn man eingespielt sei.

"Wir sind noch nicht auf unserem Höhepunkt", hatte auch Müller zuletzt schon festgestellt, aber auch ein Signal an alle WM-Favoriten gesehen: "Wir fühlen uns bereit für die großen Spiele."

WM-Kader zeichnet sich ab

Der Großteil des aktuellen Kaders darf sich Hoffnungen auf einen der 23 Plätze für Katar machen. Thomas Müller, Abwehrchef Antonio Rüdiger, Anführer Joshua Kimmich und Kapitän Manuel Neuer im Tor bilden das Gerüst und sind auf jeden Fall gesetzt. Doch auch den Nachwuchs sollte man nicht unterschätzen. 

Jamal Musiala (l.) könnte der Nachfolger von Thomas Müller werdenBild: Christian Charisius/dpa/picture alliance

Bayern-Talent Jamal Musiala sticht da besonders heraus - der perfekte Kandidat für die Nachfolge von Thomas Müller. Der sieht durchaus Parallelen: "Wir sind beide nicht die Schränke der Nation", sagte er und beschrieb den gemeinsamen Spielstil so: "Lange Gräten, immer mal wieder reinstochern, den Ball abluchsen." Genau das hat Müller etliche Male präsentiert - beim FC Bayern, seinem Herzensverein, bei dem er seit der Jugend auf Torejagd geht - und auch in der Nationalmannschaft.

Mit seinen nun 32 Jahren will er trotzdem nicht als "Papa" durchgehen: "Ich fühle mich nicht als Papa und der bin ich auch nicht. Ich versuche, der Gleiche zu bleiben. Ich will Input geben, auf und neben dem Platz. Ich will die Leute kitzeln und motivieren, man muss aber auch auf dem Platz was liefern. Das will ich vorleben." Und vielleicht ist Katar seine Chance, sich am Ende versöhnt und mit einem guten Gefühl zu verabschieden.

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