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Thyssenkrupp beendet Amerika-Abenteuer

22. Februar 2017

Der Industriekonzern Thyssenkrupp ist sein verlustträchtiges Stahlwerk in Brasilien endlich los. Der argentinische Ternium-Konzern übernimmt die Stahlhütte CSA für 1,5 Milliarden Euro.

Stahlproduktion bei ThyssenKrupp
Bild: picture-alliance/dpa

Das gab das Unternehmen am Mittwochmorgen in einer ad-hoc-Mitteilung in Essen bekannt. Damit sei das "verlustreiche Amerika-Kapitel" beendet und ein "wichtiger Meilenstein beim Umbau" erreicht. Das Geschäft muss demnach noch von Wettbewerbsbehörden genehmigt werden. Beide Seiten wollen das Geschäft bis zum 30. September abgeschlossen haben.

Der Verkauf des brasilianischen Werks sorge für einen "deutlichen Mittelzufluss" für Thyssenkrupp, mit dem die Schuldenlast des Konzerns gesenkt werden solle, erklärte das Unternehmen. Thyssenkrupp hatte seit mehreren Jahren nach einem Käufer gesucht. 2014 hatte sich Thyssenkrupp bereits von seinem Stahlwerk im US-Bundesstaat Alabama getrennt, das ebenso wie CSA über Jahre für Verluste sorgte.

Rund acht Milliarden Verlust

Auch nach Abzug der Verkaufserlöse für beide Werke bleibe für das Unternehmen unter dem Strich ein Verlust von rund acht Milliarden Euro, teilte Thyssenkrupp weiter mit. Die Auswirkungen seien bis heute in der Bilanz sichtbar. "Für die Aufarbeitung wird Thyssenkrupp noch einige Jahre benötigen."

Thyssenkrupp will sich im Zuge des Umbaus stärker auf die Produktion von Industriegütern konzentrieren. Das Unternehmen stellt unter anderem Aufzüge, U-Boote und Komponenten für die Automobilbranche her. "Mit dem Verkauf von CSA trennen wir uns endgültig von Steel Americas. Das ist ein wichtiger Meilenstein beim Umbau von thyssenkrupp hin zu einem starken Industriekonzern", sagte Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender der thyssenkrupp AG. "Inzwischen erzielen wir mehr als 75 Prozent unseres Umsatzes mit unseren profitablen Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäften."

"Strategisch nicht mehr sinnvoll"

Der Konzern hatte sich 2005 dazu entschieden, mit der Stahlsparte nach Amerika zu expandieren. Die ursprüngliche Planung sah vor, in Brasilien zu niedrigen Kosten Stahlbrammen zu erzeugen und diese in den USA und Europa weiterzuverarbeiten und zu vermarkten. Dieses Konzept ist nicht aufgegangen. Nach einem deutlichen Anstieg der Baukosten für die Anlagen in Brasilien und im US-Bundesstaat Alabama sowie technischen Problemen beim Hochfahren der Anlagen und in Folge hoher Anlaufverluste, stellte Thyssenkrupp unmittelbar nach dem Amtsantritt Heinrich Hiesingers das Gesamtprojekt auf den Prüfstand. "Wir haben festgestellt, dass ein integrierter Verbund beider Werke strategisch nicht mehr sinnvoll war. Denn die ökonomischen Rahmenbedingungen hatten sich zu stark verändert. Deshalb haben wir im Zuge der Neuausrichtung von Thyssenkrupp die notwendigen und richtigen Schlüsse gezogen und beschlossen, beide Werke zu verkaufen", so Hiesinger.

Acht Milliarden Verlust: Das Stahlwerk CSA in der Nähe von Rio de JaneiroBild: picture-alliance/dpa

Das Weiterverarbeitungswerk in den USA konnte Thyssenkrupp bereits im Jahr 2014 erfolgreich an ein Konsortium um ArcelorMittal und Nippon Steel verkaufen. Eine Trennung von CSA war zu diesem Zeitpunkt noch nicht möglich. Es bestanden vertragliche Bindungen an den damaligen Mitgesellschafter Vale. Diese Verflechtungen konnte der Konzern im Mai 2016 lösen. Seitdem ist Thyssenkrupp alleiniger Eigentümer von CSA.

CSA in schwarzen Zahlen

In den zurückliegenden Jahren hat Thyssenkrupp kontinuierlich an der Optimierung der Anlagen und der operativen Leistungsfähigkeit des Werkes gearbeitet. "Uns ist es gelungen, das Werk wie versprochen operativ in die schwarzen Zahlen zu führen. Außerdem haben wir nach intensiven Gesprächen mit den Behörden im September 2016 endlich die Betriebsgenehmigung erhalten. Unsere Ausdauer und Beharrlichkeit haben sich gelohnt", sagte Hiesinger.

Finanzvorstand Guido Kerkhoff: "Schritt für Schritt haben wir die Voraussetzungen für eine gute Lösung in Brasilien geschaffen. Damit haben wir CSA attraktiv für einen Käufer gemacht. Das spiegelt sich auch im Kaufpreis wider." Ternium ist ein führender lateinamerikanischer Stahlhersteller mit Produktionsanlagen in Mexiko, Argentinien, Kolumbien, den südlichen Vereinigten Staaten sowie Guatemala.

wen/zdh (thyssenkrupp, afpd)

 

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