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Thyssenkrupp teilt sich auf

Klaus Deuse Essen
1. Oktober 2018

Der Aufsichtsrat des Dax-Konzerns aus Essen hat die Aufteilung in zwei eigenständige börsennotierte Unternehmen einstimmig abgesegnet. Betriebsbedingte Kündigungen soll es nicht geben. Aus Essen Klaus Deuse.

Straßenschild ThyssenKrupp Stahl Dortmund
Bild: Reuters/I. Fassbender

Thyssenkrupp: Aus eins mach zwei

01:32

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Die Aufspaltung des Thyssenkrupp Konzerns in zwei unabhängige börsenorientierte Unternehmen ist beschlossene Sache. Am Sonntag segnete der Aufsichtsrat den erst vor wenigen Tagen überraschend von Interimschef Guido Kerkhoff vorgelegten Plan einstimmig ab.

Demnach werden die prosperierenden und technologieausgerichteten Sparten Aufzüge, Autoteile und Anlagenbau bei der "Thyssenkrupp Industrials AG" mit rund 90.000 Mitarbeitern zusammengefasst. Die Sparten Werkstoffhandel (Stahl), Schmiedegeschäft, Großwälzlager und Marine mit 40.000 Beschäftigten firmieren künftig unter "Thyssenkrupp Materials AG".

Guido Kerkhoff, langjähriger Finanzchef und in den vergangenen Wochen Übergangschef, wurde vom Aufsichtsrat nun für fünf Jahre zum Vorstandsvorsitzenden ernannt. Er soll die Neuordnung des bisherigen Mischkonzerns umsetzen.

Seit Juli war der langjährige Finanzvorstand Guido Kerkhoff Interimschef, jetzt ist er offiziell VorstandsvorsitzenderBild: picture alliance

Dass der Aufsichtsrat den Teilungsplan quasi durchwinkte, konnte letztlich nicht überraschen. Schon kurz nach Bekanntwerden von Kerkhoffs Plänen legte die Thyssenkrupp-Aktie um zehn Prozent zu. Außerdem hatte die Krupp-Stiftung, die mit 21 Prozent den größten Aktienanteil hält, schon ihre Zustimmung signalisiert.

Auch die Gewerkschaften standen hinter dem Konzept. Nach dem Rücktritt von Aufsichtsratschef Ulrich Lehner, der vor Wochen ebenso wie der bisherige Vorstandschef Heinrich Hiesinger das Handtuch geworfen hatte, und dem Rückzug von René Obermann aus dem Aufsichtsrat, verfügte die Arbeitnehmervertretung über zehn der 18 Sitze in diesem Gremium.

Umbau statt Filetierung

Was aber nicht minder schwer wog: die Aufteilung passt vor allem der schwedischen Investmentfirma Cevian ins Konzept, die 18 Prozent der Aktien besitzt. Cevian und auch der US-Investor Elliott, der drei Prozent der Anteile hält, hatten seit langem die Schwerfälligkeit des Dax-Konzerns kritisiert und auf Veränderungen gedrängt.

Von einer befürchteten Zerschlagung, etwa durch den Verkauf der einträglichen Aufzugssparte, ist nun keine Rede mehr. "Der drohende Ausverkauf", so der Chef der Gewerkschaft IG Metall Nordrhein-Westfalen, Knut Giesler, "ist damit vom Tisch".

Guido Kerkhoff hatte der Gewerkschaft zuvor zugesichert: "Die Arbeitsplätze werden nach diesem Umbau sicherer sein als vorher." Im Rahmen der Teilung  wurde nunmehr festgeschrieben, dass es bei beiden Unternehmen keine betriebsbedingten Kündigungen geben werde.

Außerdem bleibt im Rahmen einer Grundlagenvereinbarung die Mitbestimmung garantiert, auch im Hinblick auf  Investitions- und Personalplanung sowie die Sicherung von Standorten. Man sei gegenüber der Kapitalseite nicht eingeknickt, sondern habe konstruktiv an der Umgestaltung des Konzerns im Interesse der Arbeitnehmer mitgewirkt, so die Gewerkschaft.

Am 2. Juli 2018 unterzeichnete der damalige Thyssenkrupp-Chef Heinrich Hiesinger die Fusion der Stahlsparte mit Tata Steel aus Indien, drei Tage später trat er zurückBild: Reuters/F. Lenoir

Auch die 27.000 Stahlkocher von Thyssenkrupp müssen sich nach der Fusion mit Tata-Steel wenig Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen, deren Geschäftszweig der "Materials AG" zugeordnet wurde. Für sie gelten die vereinbarten langjährigen Job- und Standortgarantien.

Auch die Krupp-Stiftung sieht ihre soziale Verpflichtung gegenüber den Arbeitnehmern als erfüllt an. Bei beiden eigenständigen börsenorientierten Unternehmen, also "Thyssenkrupp Industrials" und "Thyssenkrupp Materials", bleibt die Stiftung nämlich Anker-Aktionärin, ohne deren Zustimmung keine Entscheidungen getroffen werden können.

Im Prinzip könnte die Stiftung zwar Anteile umschichten, um mehr Ertrag zu erzielen. Allerdings heißt es aus Kreisen der Stiftung, dass dies nicht der Fall sein werde. Man fühle sich dem Unternehmenswohl verpflichtet und setze auf eine gute Balance aus Wettbewerbsfähigkeit und der Sicherung zukunftsfähiger Arbeitsplätze. Eine Botschaft, die vor allem die Mitarbeiter der umsatzschwachen Marine-Sparte und im Anlagenbau beruhigen dürfte.

Abwarten, wie der Markt reagiert

Was bedeutet das nun für die Aktionäre und die Beschäftigten, wenn sich der Konzern auf zwei Beine stellt? Die Aktionäre sollen 100 Prozent an der "Materials AG"  und eine deutliche Mehrheit an der "Industrials AG" erhalten. Die Details werden mit Spannung erwartet.

Der nunmehr fest im Vorstandssattel sitzende Guido Kerkhoff sieht in der Aufteilung jedenfalls Chancen für die bislang nicht so florierenden Unternehmensbereiche, da man man die "Materials AG" mit einer Beteiligung an der wachstumsstarken Schwester "Industrials AG" ausstatten werde. Die genaue Höhe dieser Beteiligung mochte Kerkhoff allerdings nicht genau zu beziffern.

Die Aufteilung ändert aber nichts an bereits laufenden Einsparprogrammen im Schiffsbau und der Verwaltung. Andererseits müssen durch die Aufteilung Bereiche wie Controlling oder Personalwesen doppelt geschaffen werden. Das kann sich unter dem Strich die Waage halten, sicher ist es nicht.

Auch wenn Gewerkschaft, Investoren und die Krupp-Stiftung die Umgestaltung unisono begrüßen - ob sich die beiden eigenständigen Thyssenkrupps auf dem Markt behaupten können, muss sich erst noch zeigen.

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