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ThyssenKrupp sucht nach Auswegen

19. März 2013

Der krisengeschüttelte Stahlkonzern steht vor einer Zeitenwende: Der Aufsichtsrat wählte Ulrich Lehner an die Spitze und beendete damit die Ära Cromme. Laut Medienberichten ist nun auch eine Kapitalerhöhung im Gespräch.

ThyssenKrupp AG Firmensitz in Essen (Foto: Reiters)
Bild: Reuters

Mit der Wahl des früheren Henkel-Chefs Ulrich Lehner zum Vorsitzenden des Aufsichtsrates beginnt beim angeschlagenen ThyssenKrupp-Konzern ein neuer Abschnitt. Lehner folgt offiziell zum 1. April dem langjährigen Chefaufseher Gerhard Cromme, der vor gut einer Woche überraschend seinen vollständigen Rückzug aus dem Unternehmen angekündigt hatte. Der Manager, der auch das Kontrollgremium der Deutschen Telekom leitet, ist bereits seit fünf Jahren Mitglied des ThyssenKrupp-Aufsichtsrates.

Kapitalerhöhung in Sicht?

Medienberichten zufolge könnte Lehner schon bald mit einer Kapitalerhöhung den Einfluss der mächtigen Krupp-Stiftung mit Berthold Beitz an der Spitze stutzen. Anders als sonst vermied der durch Milliardenverluste, Kartellverstöße und Korruptionsvorwürfe erschütterte Konzern ein klares Dementi eines solchen Schritts. "Wir kommentieren das nicht", sagte ein Unternehmenssprecher. Finanzchef Guido Kerkhoff hatte entsprechende Pläne stets zurückgewiesen. Erst auf der Hauptversammlung im Januar hatte ThyssenKrupp erklärt, dass es keine Notwendigkeit für eine Kapitalerhöhung gibt. Analysten bezeichneten eine Kapitalerhöhung wegen der schwachen Bilanz jedoch als sinnvoll.

Ulrich LehnerBild: picture-alliance/dpa

Krupp-Stiftung würde an Einfluss verlieren

In den kommenden Wochen will Vorstandschef Heinrich Hiesinger die verlustreichen Stahlwerke in Übersee abstoßen. Dabei drohen weitere Abschreibungen, die das Eigenkapital belasten. Der Konzern hat die Anlagen in den USA und Brasilien mit 3,9 Milliarden Euro in den Büchern. Auf ThyssenKrupp lasten zudem Schulden von über fünf Milliarden Euro. Es gilt als unwahrscheinlich, dass die Stiftung mit dem 99-jährigen Patriarchen Beitz an der Spitze bei einer Kapitalerhöhung mitziehen würde. Sie würde damit nämlich ihre Sperrminorität verlieren.

ThyssenKrupp in der Krise

01:40

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Die Stiftung hält bislang 25,3 Prozent an dem Traditionskonzern mit weltweit 150.000 Mitarbeitern. Ihre Macht ist vielen Aktionären seit langer Zeit ein Dorn im Auge. "Wenn man bei der Stiftung bereit ist, auf die Sperrminorität zu verzichten, dann kann man das auch beim Entsenderecht", sagte der Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Thomas Hechtfischer. Das Entsenderecht, wonach die Stiftung drei Vertreter direkt in den Aufsichtsrat schicken kann, trifft seit Jahren auf Widerstand. Einer der drei Vertreter war Cromme. Möglicherweise verzichte die Stiftung auf die Entsendung eines Nachfolgers und lasse stattdessen ein neutrales Mitglied gerichtlich bestellen und in der nächsten Hauptversammlung wählen, sagte Hechtfischer. "Dann haben wir den Startschuss zu einem personellen Neuanfang auch beim Aufsichtsrat."

Anleger suchten derweil in Scharen das Weite. Der ohnehin gebeutelte Aktienkurs stürzte zeitweise um mehr als sieben Prozent ab. Das "Handelsblatt" berichtete unter Berufung auf Konzernkreise, dass noch im Geschäftsjahr 2012/13 (per Ende September) für über eine Milliarde Euro neue Aktien ausgegeben werden könnten.

rbr/gmf (dpa, rtr)

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