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Tibetische Proteste

10. März 2008

Am 49. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China gab es weltweit Solidaritätsaktionen. Der Dalai Lama forderte, bei Olympia auch an die Menschenrechte in China zu denken.

Der Dalai Lama im indischen Dharamsala: Ein Mann mit vielen Freunden - und Gegnern (Foto: AP)
Der Dalai Lama: Ein Mann mit vielen Freunden - und GegnernBild: AP
Der Dalai Lama bei der Ankunft im Dharmsala zum Jahrestag des Aufstands in TibetBild: AP

Fünf Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Peking hat der Dalai Lama China für eine Verschlechterung der Menschenrechtslage im besetzten Tibet verantwortlich gemacht. "In Tibet nimmt die Unterdrückung weiter zu", sagte das geistige Oberhaupt der Tibeter am Montag (10.3.2008) in einer Ansprache zum 49. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China. Der 72-jährige Friedensnobelpreisträger lebt seit seiner Flucht nach dem Aufstand 1959 im nordindischen Dharamsala. Seit langem kämpft er nicht mehr für eine Unabhängigkeit Tibets, sondern für eine Autonomie.

Der Dalai Lama kritisierte "zahlreiche, unvorstellbare und grausame Menschenrechtsverletzungen, Verweigerung der Religionsfreiheit und die Politisierung religiöser Themen". Verantwortlich sei der Mangel an Respekt, den die chinesische Regierung dem tibetischen Volk entgegenbringe.

Auch nach Olympia Menschenrechtslage in China beobachten

Der Dalai Lama betonte, er habe die Idee, die Olympischen Spiele nach China zu vergeben, von Anfang an unterstützt. Die internationale Gemeinschaft solle aber nicht nur Athleten schicken, sondern China auch an die Prinzipien Meinungsfreiheit, Gleichheit und Freundschaft erinnern. Die Welt müsse auch nach den Olympischen Spielen auf kontinuierlichen Wandel hinwirken.

Am Montag fanden weltweite Solidaritätsaktionen für die Belange Tibets statt. Bei Protestmärschen durch die tibetische Stadt Lhasa hat China Berichten zufolge Dutzende tibetische Mönche festgenommen. Wie "Radio Free Asia" unter Berufung auf eine nicht näher identifizierte Behörden-Quelle erklärte, seien etwa 300 Mönche aus dem bekannten Drepung-Kloster auf dem Weg zum Potala Palast im zehn Kilometer entfernten Stadtzentrum aufgehalten worden. Sie hatten laut "Radio Free Asia" die Freilassung von im Oktober inhaftierten Mönchen aus ihrem Kloster gefordert. 50 bis 60 Mönche seien festgenommen und mit zehn Militärfahrzeugen weggeschafft worden, berichtete "Radio Free Asia" weiter.

Marsch nach Tibet

In Dharamsala starteten am Montag mehrere hundert Tibeter zu einem sechsmonatigen Marsch nach Tibet. Obgleich der Protestmarsch von der indischen Polizei verboten und gestoppt wurde, setzten sie die Demonstration am Folgetag fort. In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu versuchten hunderte Tibeter, nach einer Gedenkveranstaltung in einem tibetischen Tempelkomplex zur chinesischen Botschaft vorzudringen. Als sie von nepalesischen Sicherheitskräften gestoppt wurden, kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen. Rund 130 Demonstranten wurden nach Angaben der Polizei festgenommen, sollten am Abend aber wieder freikommen. Mindestens drei tibetische Demonstranten und zwei Polizisten wurden dabei verletzt. Die Polizei teilte mit, sie habe Schlagstöcke eingesetzt, als Beamte von Unruhestiftern angegriffen worden seien. An der Feier im Buddha-Tempel hatten zuvor 4000 Menschen teilgenommen.

Eigenes Olympisches Feuer entfacht

Aus Protest gegen die Besetzung ihres Landes entzündeten etwa 50 Tibeter vor dem Eingang der historischen Sportstätte im griechischen Olympia ein eigenes Olympisches Feuer. Das Gelände selbst hatte die Polizei abgesperrt, wie ein lokaler Radiosender berichtete. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) erlaubt die Beteiligung einer tibetischen Mannschaft an den Spielen in Peking nicht. Die Organisatoren wollen am Tag vor Eröffnung der Olympischen Spiele das eigene tibetische Feuer bis zur indisch-tibetischen Grenze bringen.

Tibetische Flaggen auf deutschen Dächern


In Deutschland hissten am Montag Menschen in mehr als 920 Städten, Dörfern und Kreisen nach Angaben der Tibet Initiative Deutschland die Flagge Tibets auf Rathäusern und Ämtern. Wie der Verein in Frankfurt mitteilte, folgten dem Aufruf am 49. Jahrestag des tibetischen Aufstands gegen China etwa 140 Kommunen mehr als im Vorjahr. Ziel der Aktion sei es, das Recht des tibetischen Volkes auf Selbstbestimmung zu unterstützen und gegen die Verletzung von Menschenrechten und die Zerstörung der tibetischen Kultur und Religion zu demonstrieren.

Nach dem Scheitern des Aufstands in Tibet war der 14. Dalai Lama im März 1959 vor chinesischen Besatzungstruppen nach Indien geflohen, wo die Regierung ihm seitdem Asyl gewährt. Insgesamt leben etwa 130.000 Tibeter im Exil, hauptsächlich in Indien, Nepal und Bhutan. (kap)

Eine tibetische Flagge weht auf dem Stuttgarter Schlossplatz neben der Concordia, der Göttin der EintrachtBild: picture-alliance/dpa
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