Ohne Augen und farblos haust die Metallica-Assel inmitten von Manganknollen auf dem Meeresgrund zwischen Mexiko und Hawaii. Genauer gesagt in der Clarion-Clipperton-Zone (CCZ). Das siebentausend Kilometer lange Gebiet im Zentralpazifik ist bekannt für seine vielen Manganknollen, die wertvolle Rohstoffe wie Nickel, Cobalt und eben Mangan enthalten. Dort trotzt der Winzling - perfekt an die großen Tiefen von 4000 bis 5000 Metern angepasst - einem Druck von über 400 Atmosphären und ewiger Dunkelheit. Die neu beschriebene, wurmartige Krebsart trägt jetzt den Namen "Macrostylis metallicola", eine Huldigung des Forscherteams Torben Riehl vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt und Bart de Smet von der Universität Gent an die Rockidole ihrer Kindheit: Metallica.
Schwierige Umweltbedingungen
"Mit ihrer beeindruckenden Musik hat mich die Heavy Metal-Band den Großteil meines Lebens begleitet. Lieder wie 'Master of Puppets' oder 'One' sind Meisterwerke der Rockmusik", so Tiefseeforscher Riehl. "Es begeistert mich daher riesig, die Band mit der Benennung einer neuen Art zu ehren." Der wissenschaftliche Name "Metallicola" bedeute so viel wie "Metall-Bewohnerin". Damit wolle er auch auf die schwierigen Umweltbedingungen aufmerksam machen, sagte der Wissenschaftler.
Manganknollen: Träger seltener Erden
Die neue Art wurde bei Untersuchungen im Zusammenhang mit Umweltverträglichkeitsstudien für zukünftigen Tiefseebergbau entdeckt. In der CCZ sollen künftig Manganknollen abgebaut werden, die auch seltene Erden enthalten. Auf diese Weise soll die stetig wachsende Nachfrage nach bestimmten Elementen bedient werden. Auch die Bundesrepublik Deutschland erwarb 2006 eine 15 Jahre gültige Lizenz, um Ressourcen im Pazifik erforschen zu dürfen. Das internationale Forschungsprogramm "JPI Oceans" untersucht, ob ein Abbau der Manganknollen in der Tiefsee die dort lebenden Arten gefährden würde. Auf deren Basis sollen umweltfreundliche Abbaumethoden entwickelt werden. Die Forscher fanden nun heraus, dass die bisherigen Lebensgemeinschaften nach der Entfernung von Manganknollen nicht mehr in der gleichen Artzusammensetzung vorkommen.
Wichtig für Klima und Umwelt
Mit der Benennung der neuen Art möchte Torben Riehl Umweltbewusstsein fördern. "Der kontinuierlich steigende Bedarf an bestimmten Metallen, hervorgerufen durch gesellschaftliche Veränderungen, wie Populationswachstum, Urbanisierung und Energiewandel, führt zu einer Suche nach Rohstoffen auch in wissenschaftlich bislang unbekannte, schwer zu erreichende Teile der Erde, wie die Tiefsee. Kaum jemand weiß aber, dass in den großen, größtenteils unentdeckten Tiefen der Weltmeere unglaublich bizarre Kreaturen existieren, die noch niemand bislang gesehen hat - wie unser Metallica-Krebs", sagt Riehl.
Die Rocker von Metallica mögen für den ein oder anderen zwar bizarre Kreaturen mit einem extremen Lebensstil sein: Aber es geht um eine der erfolgreichsten Musikbands aller Zeiten. Weltweit hat Metallica bislang über 125 Millionen Alben verkauft - nun trägt ein neu entdeckter Tiefsee-Krebs ihren Namen.
sam/AR (afp, dpa, Senckenberg Institut)
In den Ozeanen gibt es wirklich die erstaunlichsten Lebewesen, wie diese unbekannten Wesen, die gerade zufällig in der Antarktis entdeckt wurden. Hier eine Auswahl der skurrilsten Wassertiere der Welt.
Bild: British Antarctic Survey/dpa/picture alliance
Unter Hunderte Meter dickem Eis haben Forschende in der Antarktis zufällig an extreme Bedingungen angepasste sessile Tiere (ähnlich den Schwämmen) entdeckt - 260 Kilometer Entfernung zum offenen Meer, Dunkelheit und Minusgrade. Zu welcher Art die sesshaft an den Fels gebundenen Wesen gehören, wie und wann sie an die abgelegene Stelle gelangten, wovon sie sich ernähren - das ist bisher unklar.
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Sieht zwar aus wie ein Seepferdchen - ist aber keins! Der Rote Seedrache ist ein seltener Meeresfisch. Er wurde 2015 das erste Mal beschrieben, aber erst jetzt haben Forscher vor der Küste Westaustraliens auch lebende Exemplare bewundern können. Die Tiere wurden in 50 Metern Tiefe beim Fressen beobachtet.
Bild: picture-alliance/dpa/Scripps Oceanography/UC San DiegoAuch die "echten" Seepferdchen sind durchaus ungewöhnlich. Sie sind eine der wenigen Arten, die vertikal schwimmen. Da das aber nicht wirklich gut klappt, sind sie nur schlechte Schwimmer. Die Männchen tragen bei den Seepferdchen die befruchteten Eier aus und gebären die Jungen.
Bild: picture-alliance/ dpaDer Zitteraal ist überhaupt kein Aal, sondern ein Neuwelt-Messerfisch. Aber seine Gabe lässt seine Beute erzittern: Er erzeugt Stromstöße mit Spannungen von bis zu 600 Volt. Damit tötet er zum Beispiel kleine Fische. Forscher fanden jetzt, dass er mit seinem Stromorgan gleichzeitig auch Beute ortet - ähnlich wie Fledermäuse mit ihrem Echolot.
Bild: imago/Olaf WagnerDer barschverwandte Schützenfisch lebt in Brackwasser und hat sich einen anderen Trick überlegt, seine Beute zu erlegen: Er spuckt einen Wasserstrahl in die Luft. Getroffene Insekten fallen ins Wasser - und schon hat der Schützenfisch sein Mittagessen. Größere Fischexemplare spucken zwei bis drei Meter weit.
Bild: picture-alliance/dpa/I.Rischawy/Universität BayreuthDieser Fisch versteckt sich im Sand und wartet darauf, dass Beute an seinem Kopf vorbeischwimmt. Dann schießt er blitzschnell nach oben und genießt sein Essen. Himmelsgucker haben große Köpfe mit einem großen, nach oben gerichteten Mund. Und erst diese Riesenaugen! Wer die Art in der Natur findet, sollte vorsichtig sein: Sie ist giftig.
Bild: picture-alliance / OKAPIA KGGiftig und gut in der Tarnung? In beidem ist der Steinfisch Experte! Er sieht aus wie ein von Algen überwucherter Stein - aber wer drauftritt, bekommt seine Giftstacheln zu spüren. Das Gift tut unheimlich weh und kann auch Menschen töten.
Bild: gemeinfreiKugelfische haben so eine Art Gummimagen - sie können ihn blitzschnell mit sehr viel Wasser füllen, wenn sie sich bedroht fühlen. So werden sie größer und kugelrund. Sie produzieren aber auch das Gift Tetrodotoxin; kleinste Mengen töten Menschen schnell. In Japan sind Kugelfische trotzdem eine Delikatesse - wenn sie jemand zubereitet, der weiß, wie das geht.
Bild: picture alliance/Arco ImagesEin Anglerfisch lockt Beute mit einer Art Angel an: einem fleischigen Auswuchs am Kopf, der sich Illicium nennt. Der leuchtet sogar, um Beute neugierig zu machen. Die Opfer nähern sich an und - zack - landen sie im Riesenmaul des Raubfischs. Anglerfische leben fast überall auf der Welt - sogar in der Tiefsee.
Bild: Flickr/Stephen ChildsWer verrückt aussehende Fische sucht, ist in der Tiefsee genau richtig! Hoher Druck, kaum Licht und nur wenig zu Fressen - Tiere müssen sich gut anpassen, um hier zu leben. So wie der bis zu 35 Zentimeter lange Viperfisch. Wenn in der Tiefsee doch einmal Beute vorbeikommt, will er sichergehen, sie auch zu erwischen - daher hat er einen so großen Mund und so viele scharfe Zähne.
Bild: picture-alliance/dpaJa, Plattfische sind platt - keine Frage. Schollen sind zudem extrem gut getarnt und verbuddeln sich im Sediment. Während sich eine kleine Scholle entwickelt, wandert ein Auge um den Kopf herum auf die andere Seite, damit beide Augen auf einer Seite des Fischs liegen.
Bild: picture-alliance/dpa/H.BäsemannSchlammspringer konnten sich offensichtlich nicht entscheiden, ob sie Wasser oder Land bevorzugen - und haben sich für beides gleichzeitig entschieden. Sie leben auf Mangrovenwurzeln oder - wie der Name schon sagt - im Schlamm. Ihre Brustflossen sind ungewöhnlich kräftig, sodass sie sich damit übers Land bewegen können. Sie atmen durch die Haut wie Amphibien. Aber sie sind ganz klar Fische.
Bild: picture-alliance/dpa/MAXPPPWer würde diese Kopfform nicht skurril nennen? Forscher glauben, dass der flache, zur Seite auseinandergezogene Kopf mit den zwei Augen am Ende den Hammerhaien eine bessere Umsicht verschafft. So sehen sie mehr.
Bild: imago/imagebroker