Es ist eines der beeindruckendsten Comebacks der Sportgeschichte: Golfstar Tiger Woods gewinnt nach elfjähriger Leidenszeit erstmals wieder ein Major-Turnier - an dem Ort, wo seine einzigartige Karriere einst begann.
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Natürlich trägt er rot. Seit 23 Jahren macht er das: ein rotes Shirt auf der Finalrunde – eine Farbe, die er zum einen mit seiner Zeit als Student an der Stanford University verbindet. Und die zum anderen als Symbol für seine aggressives Spielweise steht. Auch an diesem 14. April 2019 trägt Tiger Woods also rotes Shirt zu schwarzer Hose - an diesem für ihn so denkwürdigen Tag, an diesem für ihn so denkwürdigen Ort.
Hier, wo er 1997 seinen ersten großen Triumph feierte, als jüngster Masters-Sieger der Golfgeschichte - mit einem Rekord-Vorsprung von zwölf Schlägen. Als erster afroamerikanischer Sieger. Hier, dem prestigeträchtigsten Golftunier der Welt, wo der Sieger das Green Jacket, das Symbol für den Sieger an der Magnolia Lane, vom Vorjahressieger übergestreift bekommt. Hier, wo er 2001, 2002 und 2005 siegte, gewinnt er am Sonntag zum fünften Mal das Masters in Augusta. Damit überholt er Arnold Palmer, der hier vier Mal gewann und der zuvor mit ihm auf Platz zwei der ewigen Siegerrangliste gelegen hatte. Er liegt aber noch einen Triumph hinter Golf-Legende Jack Nicklaus.
Noch wichtiger ist aber, was er nach der vierten und letzten Schlussrunde über diesem roten Shirt nach dieser Schlussrunde tragen kann: Das Green Jacket. Das Symbol für den Sieger an der Magnolia Lane, dem prestigeträchtigsten Golfturnier der Welt.
Rückenprobleme, Ehe-Aus, Medikamentensucht
Für den prominentesten Golfer der Welt ist es womöglich der wichtigste Triumph in seiner Karriere – und von denen hatte der mittlerweile 43-Jährige viele. Es ist jedoch der erste Major-Sieg seit elf Jahren. Eine Zeit, die das Leben von Tiger Woods drehten, in der er sich selbst - von großen Rückenproblemen belastet - vom weltweiten Sportstar zum medikamentenabhängigen, notorischen Fremdgänger entwickelte.
Das Polizeifoto, geschossen im November 2009, auf dem Tiger Woods unter Medikamenten- und Alkoholeinfluss lethargisch in die Kamera blickte, ist an diesem geschichtsträchtigen Abend von Augusta vergessen. Hier steht wieder ein strahlender Tiger Woods, der seine Faust stolz in die Luft reckt, angespornt von den heimischen Zuschauern, die ihren Publikumsliebling endlich wieder siegen sahen.
Drohendes Unwetter
Wegen drohenden Unwetters über der Anlage im US-Bundesstaat Georgia entschlossen sich die Veranstalter bereits am Samstag, die Startzeiten für den Sonntag deutlich nach vorne zu verlegen. Zudem wurde in Dreier-Flights und sowohl von Loch eins als auch von Loch zehn gestartet. Mit einem Schlag Rückstand auf den Italiener Francesco Molinari ging Woods auf die Schlussrunde. Das zwölfte Loch war entscheidend, wo sowohl Molinari als auch Tony Finau sowie Brooks Koepka (beide USA) ihre Abschläge ins Wasser setzten, während sich Woods souverän das Par holte.
Mit zwei Schlägen Vorsprung und unter stehenden Ovationen des Publikums zieht Woods am 18. Loch sein Pitching-Wedge (kurzes Eisen) selbst aus seiner Schlägertasche, entscheidet sich für die sichere Variante bei dem Annäherungsschlag zum Grün. Rund fünfeinhalb Meter vom Loch entfernt bleibt der Ball liegen. Mit glasigen Augen betritt er das Grün. Sein erster Putt geht knapp rechts am Loch vorbei. Aus 30 Zentimetern versenkt er den Ball nach 275 Schlägen zum denkwürdigen Sieg. Jeweils einen Schlag mehr benötigen seine Landsleute Dustin Johnson, Xander Schauffele und Brooks Koepka (alle 276 Schläge).
Was folgt? Viele, viele Umarmungen, sein Sohn, seine Tochter, die Mama, die Sportkollegen. Dann klatscht er sich mit Fans ab und am Ende auch mit den ehemaligen Turniersiegern, die alle im Grünen Jacket Spalier stehen. Als letztes mit Bernhard Langer, mit 61 Jahren der älteste Teilnehmer an diesem Wettbewerb, der hier in Augusta immerhin zweimal als Sieger den Platz verließ.
Damals, 1997, war es Nick Faldo, der ihm in das Grüne Jacket über sein rotes Shirt und dem rotem Pullover verhalf. An diesem Abend ist es Patrick Reed, dem diese Ehre gebührt und ihm jenes Kleidungsstück übergibt, das jeder Golfprofi einmal tragen möchte. Fast wichtiger als das Grüne Jacket ist für Tiger Woods aber ein anderes Kleidungsstück, eine andere Farbe: das rote Shirt.
Tiger Woods: Himmel, Hölle und zurück
Golfstar Tiger Woods war der erste Einkommens-Milliardär der Sportwelt. Nach großen Erfolgen folgte ein tiefer Absturz. Sein Comeback an die Spitze war beispiellos. Nun muss er um die Fortsetzung seiner Karriere bangen.
Bild: Ryan Kang/AP/picture alliance
Früh übt sich
Schon im Alter von sechs Monaten soll Tiger Woods die Golfschwünge seines Vaters nachgeahmt haben, schon mit zwei Jahren zeigt er im TV volle Schläge. Mit 13 haben bereits alle großen Fernsehsender über ihn berichtet. Trotz der Publicity lässt sich der Kalifornier nicht beirren, verbessert sein Spiel stetig und gewinnt in den USA alle Nachwuchstitel, die man gewinnen kann.
Bild: picture alliance/AP/B. Galbraith
Durchgestartet
Mit 20 Jahren wird Woods Profi, nachdem er zuvor zum dritten Mal den US-Amateur-Titel gewonnen hat. Der erste Sieg auf der PGA-Tour lässt nicht lange auf sich warten: bereits zwei Monate später, beim Las Vegas Invitational. Nun kennt nicht nur die Fachwelt seinen Namen - von überall richten sich die Blicke auf den attraktiven 1,85-Meter-Mann.
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Der erste Meilenstein
Im April 1997, also ein halbes Jahr nach seinem Profi-Debüt, triumphiert Tiger Woods zum ersten Mal beim Masters und darf sich das berühmte grüne Jackett überstreifen lassen. Mit 21 Jahren ist er der jüngste Champion, der das Turnier in Augusta gewinnen konnte. Weitere 13 Major-Siege sollten folgen. Woods ist jetzt ein Superstar.
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Der Grand Slam
Im April 2001 holt sich Woods den zweiten Sieg beim legendären Masters in Augusta im US-Bundesstaat Georgia. Zu diesem Zeitpunkt hält Woods alle Titel der vier Major-Turniere gleichzeitig - das ist bis heute keinem weiteren Spieler gelungen.
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Traumhochzeit mit Schwedenmodel
Im Oktober 2004 heiratet Woods das schwedische Model Elin Nordegren auf der Karibikinsel Barbados. Er hatte sie drei Jahre zuvor über seinen Golfkollegen Jesper Parnevik kennengelernt, bei dem sie als Kindermädchen jobbte. Mit Elin zusammen bekommt er zwei Kinder, Töchterchen Sam (*2007) und Sohn Charlie Axel (*2009).
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Unfall mit Fragezeichen
Das Image des Strahlemanns bekommt Risse. Im November 2009 fährt er mit seinem Auto gegen einen Hydranten und einen Baum vor seinem Haus in Florida. Medien berichten von mehreren außerehelichen Affären. Er verliert wichtige Sponsorenverträge, die Ehe scheitert. Woods spricht von Sexsucht und nimmt sich eine Auszeit. Erst zum Masters im April 2010 kehrt er auf den Golfplatz zurück.
Bild: picture alliance/dpa/Florida Highway Patrol
Der letzte Titel - für lange Zeit
Das Bridgestone Invitational im Firestone Country Clum in Akron, Ohio, gehört nicht zu den allerwichtigsten Golfturnieren auf diesem Planeten. Aber geschichtsträchtig ist es dennoch. Denn hier holt sich Tiger Woods den 79. PGA-Titel seiner Karriere - und keiner kann ahnen, dass es für lange Zeit der letzte sein soll. Denn kurz darauf beginnt sein Leiden.
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Golffreunde...
Ob George Bush, Bill Clinton, Barack Obama oder Donald Trump. Sie waren oder sind nicht nur US-Präsidenten, sie spielen auch alle Golf. Und sie haben das auch alle schon zusammen mit Tiger Woods getan. Befragt zu seiner politischen Haltung gegenüber Trump, weicht Woods aus: "Wir müssen das Amt als solches respektieren. Egal, wer gerade im Amt ist."
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Sportler verstehen sich besonders gut
Von 2012 bis 2015 ist Tiger Woods mit US-Skistar Lindsey Vonn liiert. Auch sie wird immer wieder von schweren Verletzungen zurückgeworfen, auch sie steht im Rampenlicht, auch sie hat mit psychischen Problemen zu kämpfen. Es gibt also viele Gemeinsamkeiten, eine weitere allerdings führt zur einvernehmlichen Trennung nach drei Jahren: Die Kalender der beiden Supersportler seien zu dicht, heißt es.
Bild: picture alliance/AP Photo/M. Trovati
Immer im Blicklicht
Nachdem er 2014 das Masters in Augusta wegen einer Rücken-OP erstmals in seiner Karriere verpasst hat, schlägt Tiger Woods im Jahr darauf dort wieder auf. Allerdings ohne großen Erfolg und vor allem - offenbar nicht hundertprozentig gesund. Denn schon wenige Monate später muss er schon zum zweiten und dritten Mal unters Messer. Die Schmerzen lassen einfach nicht nach.
Bild: picture-alliance/dpa/Andrew Gombert
Der Tiefpunkt
Mai 2017: Eine Polizeistreife findet Woods schlafend in seinem Auto - bei laufendem Motor. Wegen des Verdachts auf Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss wird er in Gewahrsam genommen. Später stellt sich heraus: Es war ein Mix aus Opioiden, einem Antidepressivum, THC und einem Schlafmittel, das ihn so ermatten ließ. Woods gesteht seine Abhängigkeit und begibt sich in stationäre Behandlung.
Bild: picture-alliance/dpa/AP/Palm Beach County Sheriff's office
Comeback auf den Bahamas
Wie schon ein Jahr zuvor, versucht Tiger Woods, inzwischen 41 Jahre alt, sein neuerliches Comeback bei einem Einladungsturnier auf den Bahamas. Insgesamt hat er nun vier Rücken-Operationen über sich ergehen lassen und ist in der Weltrangliste auf Platz 1199 zurückgefallen. Immerhin - durch Platz neun bei der Hero World Challenge verbessert er sich um über 500 Ränge.
Bild: picture-alliance/AP Images/L. Sladky
Erster Titel seit fünf Jahren
"Ich kann nicht glauben, dass ich es geschafft habe. Es ist ein wahnsinniges Comeback", freut sich Woods nach seinem Sieg bei einem kleineren Turnier im East Lake Golf Club von Atlanta. "Mein Körper war ein Wrack", erklärte er nach dem 80. Turniererfolg seiner Karriere auf der PGA-Tour. Der Triumph im September 2018 bringt ihn auch in der Weltrangliste wieder weiter nach oben - auf Position 13.
Bild: Reuters/J. D. Mercer
Zurück an der Weltspitze
Hätte er das selbst für möglich gehalten? Nach seinem tiefen Absturz, seinen Verletzungen und Selbstzweifeln ist Tiger Woods wieder ganz oben: Beim US Masters 2019 in Augusta triumphiert Woods - dort, wo er 1997 seinen ersten großen Sieg feierte, als jüngster Masters-Sieger der Golfgeschichte. Der Kreis hat sich geschlossen für Tiger Woods.
Bild: Getty Images/A. Redington
Schwerste Verletzungen am Bein
Die Golf-Welt hält für einen Moment den Atem an: Bei einem schweren Unfall
überschlägt sich Woods Ende Februar mit seinem Auto und erleidet komplizierte Trümmerbrüche am Bein, die Airbags retten ihm das Leben. Woods wird operiert, die offenen Frakturen mit Schrauben gerichtet. Für den Golf-Superstar geht es auch um die Fortsetzung der Karriere - zunächst aber darum, wieder laufen zu können.