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TikTok-Countdown: 75 Tage bis zum Verbot?

4. April 2025

Donald Trump zeigt sich zuversichtlich, dass der Verkauf von TikTok gelingt. 170 Mio. US-Nutzer fürchten sonst das Aus. Eine Fristverlängerung um 75 Tage verschafft der beliebten App nun etwas mehr Zeit.

Symbolbild TikTok-App
Die Tage von TikTok in den USA könnten gezählt sein, wenn nicht in 75 Tagen eine Einigung über das US-Geschäft des Unternehmens erzielt wirdBild: Michael M. Santiago/Getty Images/AFP

Ginge es nach dem Gesetz, gäbe es TikTok in den USA nicht mehr

Im vergangenen Jahr forderte die US-Regierung unter Präsident Joe Biden den Verkauf des US-Geschäfts der chinesischen Video-App TikTok. Andernfalls sollte die App aus Gründen der nationalen Sicherheit landesweit verboten werden.

Besorgnis erregte nicht nur der Umgang mit den Daten amerikanischer Nutzer, sondern auch die mögliche Einflussnahme durch die chinesische Regierung.

Der parteiübergreifend unterstützte Vorschlag, den chinesischen Eigentümer ByteDance zum Verkauf an einen nicht-chinesischen Käufer zu zwingen, wurde schließlich im April von Biden per Gesetz unterzeichnet.

TikTok in den USA - eine Frage der nationalen Sicherheit?

03:03

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Das Bundesgesetz richtet sich gegen "von ausländischen Gegnern betriebene Anwendungen" und nennt explizit TikTok und ByteDance. Laut Definition dürfen Einzelpersonen oder Unternehmen aus einem Land, das von den Vereinigten Staaten als "ausländischer Gegner" eingestuft wird, maximal 20 Prozent eines Unternehmens besitzen. China wird von den USA als ein solches Land eingestuft.

Das Gesetz, das vom Obersten Gerichtshof bestätigt wurde, gab dem Unternehmen Zeit bis zum 19. Januar 2025, um sein US-Geschäft zu verkaufen - einen Tag vor der Amtseinführung von Präsident Donald Trump.

Countdown zum Verkauf

Kurz bevor die Frist im Januar ablief, wurde die App für kurze Zeit abgeschaltet. Erst als Trump ein Dekret unterzeichnete, das dem Unternehmen mehr Zeit für die Verkaufsverhandlungen einräumte, tauchte die App im Februar wieder in den App-Stores auf. Die neue Deadline sollte eigentlich am 5. April ablaufen. Doch US-Präsident Donald Trump hat am Tag davor die Frist für TikTok verlängert, um einen nicht-chinesischen Käufer zu finden und so ein Verbot in den USA abzuwenden. Er räumte weitere 75 Tage ein, um eine Lösung zu finden. "Meine Regierung hat sehr hart an einem Deal zur Rettung von TikTok gearbeitet, und wir haben enorme Fortschritte erzielt", sagte Trump auf Truth Social - nur wenige Stunden, bevor die Frist ablief.

Bisher befindet sich die App offiziell noch immer in chinesischer Hand. Chinesische Regierungsvertreter haben sich öffentlich gegen einen Verkauf ausgesprochen und deutlich gemacht, dass es sich bei dem unternehmenseigenen Algorithmus um eine Technologie handelt, die in China bleiben müsse. Noch ist nicht klar, ob sie ihre Haltung geändert haben.

Präsident Trump sprach dennoch kürzlich über einen Verkauf. Im März erzählte er Journalisten, die USA verhandle mit interessierten Käufern. "Wir verhandeln mit vier verschiedenen Gruppen. Viele Leute wollen die App. Die Entscheidung hängt an mir", behauptete er, ohne Namen oder nähere Einzelheiten zu nennen.

Nach einem Treffen im Weißen Haus, bei dem es um den möglichen Verkauf ging, kündigte Trump an, noch vor Ablauf der Frist einen Plan vorzulegen. Für den Ex-Präsidenten, der TikTok bereits 2020 verbieten wollte, damals jedoch an Bundesgerichten scheiterte, bedeutet das eine bemerkenswerte Kehrtwende.

Wem gehört TikTok?

TikTok ist eine Tochtergesellschaft des Privatunternehmens ByteDance. Nach Angaben von TikTok befinden sich 60 Prozent der ByteDance-Anteile in den Händen internationaler institutioneller Investoren. Weitere 20 Prozent gehören dem Unternehmensgründer, die restlichen 20 Prozent den Mitarbeitenden von ByteDance.

Da das Unternehmen nicht zur Veröffentlichung offizieller Berichte verpflichtet ist, lassen sich diese Angaben nicht unabhängig überprüfen. Dennoch deutet vieles darauf hin, dass bereits ein erheblicher Teil des Unternehmens ausländischen Eigentümern gehört.

Größter externer Anteilseigner ist das Handels- und Technologieunternehmen Susquehanna International Group, das 15 Prozent der Anteile hält. Einer seiner Gründer, Arthur Dantchik, sitzt im fünfköpfigen Vorstand von ByteDance.

TikTok-Gründer, Zhang Yiming; Die USA fürchten chinesische Einflussnahme durch die Video-App TikTokBild: Chinatopix/AP/picture alliance

Weitere externe Investoren sind Sequoia Capital und General Atlantic, beide mit Hauptsitz in den USA. William E. Ford, der CEO von General Atlantic, sitzt ebenfalls im Vorstand von ByteDance.  

Wer möchte TikTok kaufen?

Gerüchte über mögliche Kaufinteressenten und Angebote in letzter Minute gibt es zuhauf. Immer wieder taucht der Name von Steven Mnuchin auf, einem ehemaligen Finanzminister Trumps. 2020 war er einer der lautesten Befürworter eines TikTok-Verkaufs. Auch Vorschläge, die US-Regierung solle einen Teil des Unternehmens übernehmen, gibt es.

Weitere mögliche Investoren sind Amazon, Microsoft, das KI-Startup Perplexity AI, Walmart, das Wagniskapitalunternehmen Andreesen Horowitz und ein Konsortium unter Führung des milliardenschweren Unternehmers Frank McCourt.

Die Investmentgesellschaft Blackstone Group wird ebenfalls immer wieder genannt. Ihr CEO, Stephen Schwarzman, ist ein gut vernetzter Trump-Unterstützer, dem die Republikaner große Parteispenden verdanken.

Als aussichtsreichster Kandidat für eine Übernahme gilt derzeit Oracle. Das Unternehmen ist bereits an TikTok beteiligt und hatte sein Interesse schon während Trumps erster Amtszeit signalisiert.

Seit 2020 speichert Oracle die Daten US-amerikanischer Nutzer auf Servern innerhalb der USA. Anfang dieses Jahres wurde die Rolle des Unternehmens weiter ausgebaut und um zusätzliche Maßnahmen zur Datensicherheit ergänzt, um die Einhaltung der US-Vorschriften zu gewährleisten. Es gilt als wahrscheinlich, dass Oracle auch künftig eine operative Rolle übernehmen wird - vorausgesetzt, TikTok darf seine Dienste in den USA weiterhin anbieten.

Was fordert Trump von China?

Es ist nicht einfach, TikTok mit einem Preisschild zu versehen, insbesondere wenn der Algorithmus der App nicht zur Verkaufsmasse gehört. Zahlreiche, oft unbekannte Faktoren spielen eine Rolle.

Was macht den TikTok-Algorithmus so gut?

03:19

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Die aktuellen Investoren könnten ihre Anteile aufstocken oder sich mit anderen zusammentun, um ihren Einfluss durch die Zufuhr von frischem Kapital zu stärken. Eine neue Eigentümerstruktur mit einem größeren Anteil an US-Investoren könnte die Eigentumsanteile chinesischer Investoren reduzieren, was einen vollständigen Verkauf verhindern könnte.

Letztendlich jedoch hängt alles davon ab, wie hoch der Preis ist, wie groß der Druck der US-Regierung und ob China einen Verkauf akzeptiert.

Präsident Trump hat auch Zollverhandlungen als Teil des Abkommens ins Spiel gebracht. Chinesische Importe hat er bereits mit Zöllen von insgesamt 54 Prozent belegt. Sollte China einem Verkauf zustimmen, könnte er diese Zölle reduzieren oder von der Verhängung weiterer Zölle absehen.

Kommt in 75 Tagen kein Verkauf zustande, würde das Verbot wirksam und Millionen US-amerikanischer Nutzer müssten auf einen schwarzen TikTok-Bildschirm blicken.

Adaptiert aus dem Englischen von Phoenix Hanzo.

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