Vor dem Finale Deutschland - England
9. September 2009Der Traum ist zum Greifen nah. Noch ein Sieg und Deutschland hat den EM-Titel erfolgreich verteidigt. Zum fünften Mal nacheinander. Immer wieder dabei war Silvia Neid, zuerst als Spielerin, dann als Co-Trainerin und schließlich als Bundestrainerin. Für sie ist jedes Finale immer wieder neu und äußerst aufregend. "Wenn das nichts Besonders mehr für mich wäre, dann müsste ich meine Rente einreichen und mir einen anderen Job suchen", stellt sie klar. "Ich hasse es, zu verlieren."
Die Joker stechen
Der Weg ins Finale war für die Deutschen nicht ganz so glatt verlaufen wie erwartet. Ein mühsames 2:1 gegen Italien im Viertelfinale und dann sogar ein Halbzeit-Rückstand gegen Norwegen im Halbfinale, der dann doch noch zum 3:1-Sieg gedreht werden konnte. Auch wegen der geschickten Auswechseltaktik von Bundestrainerin Neid. "Wir haben erkannt, dass wir einen Rückstand drehen können. Das kann für das Endspiel noch ganz wichtig werden."
Einem Rückstand hinterherzulaufen, das war ungewohnt, und es hat die Mannschaft zusammengeschweißt. Dennoch: Viel gefeiert wurde nicht nach dem Einzug ins Finale. "Wir haben zwar den nächsten Schritt gemacht, aber noch nichts erreicht", stellt Simone Laudehr klar. "Aber wenn wir das Finale gewonnen haben, dann haben wir Partylaune."
England ist krasser Außenseiter
Der Gegner heißt England – erst einmal standen die Britinnen im Endspiel, den Titel haben sie jedoch verpasst. Deutschland hat noch nie gegen England verloren: In 18 Partien gab es 16 deutsche Siege. Dennoch: In den letzten Jahren haben sich die Engländerinnen in Europas Spitze gespielt, warnt Torfrau Nadine Angerer. "England ist ein sehr starker Gegner, wir kennen uns gut. Es wird wohl zu einem sehr spannenden Endspiel kommen."
Auch für die Engländerinnen war der Weg ins Finale etwas holprig: In der Vorrunde verloren sie noch mit 1:2 gegen Italien und erreichten gegen Schweden nur ein 1:1. Im Halbfinale setzte sich England erst nach der Verlängerung gegen die Niederländerinnen durch: Wie Deutschland mit einem Jokertor. Die eingewechselte Jill Scott traf mit dem Kopf. "Zum Glück ging er rein", sagte die Torschützin mit dem Spitznamen "Crouch", weil sie ähnlich wie der berühmte Tottenham-Stürmer Peter Crouch ihre Tore mit einer Art Roboter-Tanz feiert.
12.000 Euro Prämie für den EM-Titel
Die deutschen Spielerinnen dürfen sich schon jetzt über eine Prämie von je 10.000 Euro freuen. Für den EM-Sieg gibt es noch mal 2.000 Euro mehr.
Und es gibt noch eine weitere gute Nachricht aus dem deutschen Lager: Spielmacherin Linda Bresonik kann im Finale auflaufen. Die Mittelfeldspielerin hatte sich im Halbfinale gegen Norwegen verletzt, sich aber nur eine Überdehnung der vorderen Kapsel des Sprunggelenks zugezogen.
Zu hoffen bleibt, dass das 40.000 Zuschauer fassende Olympiastadion besser gefüllt ist als die Stadien in den Halbfinal-Spielen: Das deutsche Spiel gegen Norwegen wollten gerade einmal 2.765 Fans sehen. DW-RADIO überträgt das Endspiel der Europameisterschaft live ab 18.05 Uhr MESZ.
Autorin: Olivia Fritz
Redaktion: Joachim Falkenhagen