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PolitikAsien

Die schwersten Erdbeben weltweit

Andreas Noll
8. Oktober 2023

Nur wenige Wochen nach dem verheerenden Erdbeben in Marokko mit etwa 3000 Toten wurde Afghanistan von schweren Erdstößen erschüttert. Eine weitere Naturkatastrophe dieser Art in den vergangenen 100 Jahren.

Ein Mann steigt über Trümmer
In Marokko wird der Wiederaufbau Jahre dauern - Rabat will 120 Milliarden Dirham (circa 11 Milliarden Euro) vor allem für Umsiedlungen bereitstellenBild: FETHI BELAID/AFP

08. September 2023: Erdbebenkatastrophe in Marokko

Ein Erdbeben der Stärke 6,8 erschütterte Marokko kurz vor Mitternacht. Das Epizentrum lag gut 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch im Atlasgebirge. Nach marokkanischen Behördenangaben kamen etwa 3000 Menschen ums Leben. Rund 50.000 Häuser sollen dabei ganz oder teilweise zerstört worden sein. Rund 300.000 Menschen sind nach UN-Schätzungen von dem Erdbeben und den Nachwirkungen betroffen.

Die Hilfe im Erdbebengebiet lief nur schleppend an, da die marokkanische Regierung die angebotene internationale Hilfe nur teilweise annahm. Rabat akzeptierte nur von den vier "befreundeten" Ländern Spanien, Großbritannien, Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten akute Unterstützung.

6. Februar 2023: Erdbebenkatastrophe in Syrien und der Türkei

Fast 60.000 Tote wurden geborgen und 126.000 Menschen verletzt, nachdem die Erde im Südosten der Türkei und im Norden Syriens bebte. Ingenieure in der Türkei hatten türkische Behörden und das türkische Präsidialamt vor Erdbeben in der Region gewarnt, aber keine Antwort erhalten. Für sie waren das Erdbeben vom 6. Februar 2023 erwartbar und die Zerstörung nicht überraschend.

Tausende Gebäude wurden zerstört, darunter zwei Krankenhäuser in der Türkei. Die Wasser-, Abwasser- und Energieversorgung der elf betroffenen Provinzen brach teilweise zusammen. Insgesamt war ein Umkreis von etwa 400 Kilometern betroffen, darunter die Städte Gaziantep, Adana, Antakya, Kahramanmaraş, Malatya, Kilis, Osmaniye, Diyarbakır, Adıyaman und Şanlıurfa in der Türkei sowie Aleppo, Idlib, Homs und Hama in Syrien.

Vollständig zerstört: Das Dorf Besnia in Syrien nach dem Erdbeben am 6. Februar 2023Bild: OMAR HAJ KADOUR/AFP

11. März 2011: Drama um Fukushima

In Erinnerung geblieben ist das große Seebeben am 11. März 2011 vor der japanischen Region Tōhoku als größte Nuklearkatastrophe der vergangenen 25 Jahre. Mit einer Stärke von 9,1 auf der Momenten-Magnituden-Skala löste das Beben aber auch Tsunami-Wellen aus, die auf einer Fläche von mehr als 500 km² die japanische Pazifikküste überfluteten. Rund 22.000 Menschen verloren in Folge der kombinierten Naturkatastrophe ihr Leben - rund 400.000 Gebäude wurden vollständig zerstört oder stürzten ein. Nachdem das Kernkraftwerk Fukushima von einer 14 Meter hohen Tsnuami-Welle getroffen war, kam es dort zu mehreren Unfällen und demAustritt von Radioaktivität. Als Reaktion auf das Reaktorunglück änderten mehrere Staatenihre Energiepolitik.

12. Januar 2010: Ausgerechnet Haiti

Wenn es heute zu schweren Erdbeben kommt, läuft die internationale Hilfsmaschinerie schon wenige Stunden später auf Hochtouren. Das war auch am 12. Januar 2010 der Fall, nachdem in Haiti um 16:53 Uhr Ortszeit die Erde bebte. Mit einer Stärke von 7,0 der Momenten-Magnituden-Skala zählt das Beben nicht zu den stärksten der vergangenen 100 Jahre, aber zu den folgenreichsten.

Traumatisiert, verletzt und verzweifelt: Bewohner der Hauptstadt Port-au-Prince wenige Tage nach dem Beben vom 12. Januar 2010Bild: Getty Images/AFP/J. Barret

Das ärmste Land der westlichen Hemisphäre war denkbar schlecht auf die Naturkatastrophe vorbereitet. In manchen Regionen Haitis wurden bis zu 90 Prozent der Häuser zerstört. Exakte Zahlen über die Todesopfer gibt es bis heute nicht: Internationale Organisationen gehen von einer Zahl zwischen 200.000 und 500.000 getöteter Menschen aus. Das überbevölkerte und unter einer korrupten Elite leidende Land hat sich trotz internationaler Unterstützung bis heute nicht von dieser Katastrophe erholt.

26. Dezember 2004: Tsunami im Indischen Ozean

Bei Beben unter dem Meer oder in Meeresnähe entstehen häufig Tsunamis. Sie führen noch weit entfernt vom Epizentrum zu Todesopfern. Beim Sumatra-Andamanen-Beben 85 Kilometer vor der Nordwestküste der indonesischen Insel Sumatra waren im Winter 2004 keine Verschütteten durch die Erdstöße selbst zu beklagen.

Gewalten der Natur: Dorfbewohner auf den Philippinen blicken auf Fischerboote, die der Tsunami an Land gespült hatBild: picture-alliance/AP Photo/G. Singh

Das Beben entfaltete seine tödliche Wirkung vielmehr durch zahlreiche bis zu 30 Meter hohe Flutwellen, die mehr als 240.000 Menschen in insgesamt 14 Anrainer-Staaten des Pazifiks töteten. Mit einer Stärke von 9,1 war das Beben nicht nur eines der stärksten jemals gemessenen Erschütterungen auf der Welt, sondern auch eines mit einer besonders hohen Zahl an Opfern.

28. Juli 1976: Beben von Tangshan

Am 28. Juli 1976 kam der Tod für Hunderttausende in der Nacht. Um 03:42 Uhr Ortszeit zerstörte ein Beben der Stärke 7,1 fast vollständig die Großstadt Tangshan mit heute mehr als sieben Millionen Einwohnern. Das Epizentrum damals lag 20 Kilometer südwestlich von Tangshan, die Erdstöße waren aber auch noch in der 140 Kilometer entfernten Hauptstadt Peking zu spüren.

Wie Kartenhäuser zusammengefallen: Tangshan nach dem Beben vom 28.07.1976Bild: Imago/Xinhua

Mehr als fünf Millionen Häuser wurden durch das Beben unbewohnbar - die Behörden registrierten offiziell 242.000 Todesopfer. Schätzungen allerdings gehen von bis zu 650.000 Toten aus, womit das Beben von Tangshan das opferreichste Beben der vergangenen 100 Jahre gewesen sein könnte und das zweitverheerendste der Menschheitsgeschichte.

27. März 1964: Karfreitagsbeben in Alaska

Waren die USA beim "Großen Chile-Beben" nur am Rande betroffen, wurde die Supermacht vier Jahre später am Karfreitag zum Epizentrum des zweitstärksten Bebens, das jemals registriert wurde. Das "Große Alaska-Erdbeben" mit einer Stärke von 9,2 zerstörte am 27. März 1964 um 17:36 Uhr Ortszeit Teile der Infrastruktur in Süd- und Zentralalaska.

Abgesackte Straße in Anchorage nach dem Erdbeben vom 27. Mai 1964Bild: U.S. Army

Doch die USA hatten vor fast 60 Jahren Glück im Unglück. Karfreitag waren keine Schüler in den Schulgebäuden - viele Unternehmen waren ebenfalls geschlossen. Trotzdem: In der wichtigsten Stadt Anchorage sackten nach den vier lange Minuten dauernden Erdstößen ganze Straßenzüge ab und die Küstenorte überspülte späte eine riesige Tsunami-Welle. Viele der insgesamt 139 Toten ertranken damals in den Fluten.

22. Mai 1960: Großes Chile-Erdbeben

Erst bei 9,5 stoppte der Zeiger auf der Momenten-Magnituden-Skala: Nie zuvor und bislang auch nie wieder danach haben Erdbebenmessgeräte derart weit ausgeschlagen wie am 22. Mai 1960 an der Südküste Chiles. Beim Beben von Valdivia am Pazifik, das als "Großes Chile-Erdbeben" in die Geschichte eingegangen ist, schoben sich zwei Kontinentalplatten um mehr als 30 Meter gegeneinander und setzten eine gewaltige Menge Energie frei. Energie, die im Frühjahr 1960 ganze Städte innerhalb von nur zehn Minuten in Trümmer legte und die Geografie einer ganzen Region veränderte.

Geteilte Straße: Einwohner betrachten Erdrisse in Valdivia nach dem Erdbeben vom 22. Mai 1960Bild: Getty Images/AFP

Zwischen 1600 und 6000 Menschen sind damals in der Erdbebenregion ums Leben gekommen - rückblickend hat Chile damit das wohl schwerste Beben der Menschheitsgeschichte vergleichsweise glimpflich überstanden. Der durch das Beben ausgelöste Tsunami tötete später noch 130 Menschen in Japan und 61 auf Hawaii.

16. Dezember 1920: Beben von Gansu

China…immer wieder China. In den 1920er-Jahren kam es zu mehreren schweren Erdbeben in Ostasien. Mit mehr als 200.000 Toten war das Beben von Gansu am 16. Dezember 1920 das folgenreichste einer ganzen Serie von Beben in dieser Zeit. Beim Erdbeben von Gansu, das auch als Beben von Haiyuan in die Geschichtsbücher eingegangen ist, wurden mehr als 200.000 Menschen getötet.

Immer wieder kommt es in der Provinz Gansu zu Erdbeben: Nach dem Beben vom 22. Juli 2013 sitzt eine Bewohnerin auf den Trümmern ihres HausesBild: AFP/Getty Images

Die Erdstöße mit einer Stärke von 7,8 überraschten die Menschen um 20:06 Uhr Ortszeit. Im Zentrum des Bebens in Zentralchina wurden fast alle Häuser zerstört - ein Erdrutsch begrub ein ganzes Dorf unter Schlamm. Rund um das Epizentrum kam es zu einer Vielzahl von Erdrutschen und Bodenrissen - Flüsse wurden aufgestaut oder änderten ihren Lauf.

23. Januar 1556: Trauriger Opferrekord beim Beben vom Shaanxi 

Als die Hofchronisten des chinesischen Kaisers nach dem 23. Januar 1556 ihre düsteren Beobachtungen zu Papier brachten, lag die Welt um sie herum in Trümmern: "An manchen Orten brach die Erde auf und Wasserströme sprangen hervor […]. An anderen Orten versanken Stadtmauern und Häuser im Boden. Oder Berge formten sich, wo vorher ebene Erde war. An manchen Orten gab es viele Beben an einem Tag, an anderen hörten die Beben mehrere Tage lang nicht auf." 

Rund 830.000 identifizierte Menschen sind in der Folge des Bebens von Shaanxi mit einer rückblickend errechneten Stärke von 8,25 ums Leben gekommen. Das Epizentrum lag etwa 80 km nordöstlich von Xi'an, der Hauptstadt von Shaanxi. In einigen Bezirken des Katastrophengebietes sollen mehr als zwei Drittel der Einwohner ihr Leben verloren haben. Bis heute waren bei keinem weiteren Beben so viele Opfer zu beklagen wie im 16. Jahrhundert im Herzen Chinas.

Dieser Artikel wurde am 09.02.2023 erstellt und am 08.10.2023 aktualisiert.

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