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Todesstrafe für Vietnams Immobilienmagnatin Truong My Lan

11. April 2024

Es ist der größte Finanzskandal in der Geschichte Vietnams. Truong My Lan ist laut Gericht für immensen Schaden verantwortlich. Ein solch drakonisches Strafmaß ist jedoch ungewöhnlich.

Truong My Lan, umgeben von Sicherheitskräften
Truong My Lan während der Urteilsverkündung Bild: AFP

Das Volksgericht in Ho-Chi-Minh-Stadt hat die Immobilienmanagerin Truong My Lan zum Tode verurteilt. Die Jury befand die 67-Jährige der Bestechung, Veruntreuung und der Verletzung von Bankvorschriften für schuldig. "Die Handlungen der Angeklagten haben das Vertrauen in die Führungsstärke der Kommunistischen Partei (KP) Vietnams und den Staat untergraben", hieß es bei der Urteilsverkündung. Sie soll in den vergangenen Jahren mit Hilfe von Finanzfunktionären 42.000 Menschen geschädigt haben.

"Riesiges Netz organisierter Kriminalität"

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Lan, die Präsidentin der Immobilienfirma Van Thinh Phat ist, Berichten zufolge als Drahtzieherin eines riesigen Netzes der organisierten Kriminalität. Konkret soll das staatliche Geldinstitut Saigon Commercial Bank (SCB) dadurch einen Schaden von 677 Billionen Vietnamesischen Dong (etwa 25 Milliarden Euro) erlitten haben. Das Gericht legte von dieser Summe Lan persönlich 11,5 Milliarden Euro zur Last - das entspricht etwa drei Prozent des 2022 erwirtschafteten Bruttoinlandsproduktes des kommunistischen Landes.

Laut staatlichen Medienberichten kontrollierte Lan de facto zeitweise die Saigon Commercial Bank über zahlreiche Vollmachtgeber. Sie wies die Verantwortlichen des Geldinstitutes demnach an, Kredite an Tausende von Briefkastenfirmen zu genehmigen, bevor sie Beamte bestach und die Gelder in bar abzweigen ließ. Ihre Komplizen sollen rund 2500 Kredite bewilligt haben.

Truong My Lan (3.v.l.) und weitere Angeklagte im Gerichtssaal vor der Urteilsverkündung Bild: AFP

Der Zeitung "Thanh Nien" zufolge wurden 85 Mitangeklagte zu Freiheitsstrafen zwischen drei Jahren auf Bewährung und lebenslanger Haft verurteilt. Unter ihnen sind Beamte der Zentralbank, Ex-Regierungsmitglieder sowie Führungspersonal der SCB. Unter anderem sollen Bestechungsgelder im Wert von umgerechnet fünf Millionen Euro Bargeld den Besitzer gewechselt haben, versteckt in Styroporbehältern.

Mehr als 1000 Immobilien beschlagnahmt

Die Staatsanwaltschaft beschlagnahmte mehr als 1000 Immobilien Lans. Sie selbst war im vergangenen Oktober verhaftet worden. Geschädigte können seither nach Polizeiangaben kein Geld mehr von ihren Konten der SCB abheben.

Lan bestreitet sämtliche Vorwürfe und beschuldigte vor Gericht Untergebene. Bereits vor Verkündung des Urteils hatte ein Familienmitglied erklärt, man werde Berufung einlegen. Nun hieß es, man werde weiter kämpfen und sehen, was man tun könne.

KP-Generalsekretär Nguyen Phu Trong sagte der Korruption im Land den Kampf an (Archivbild) Bild: SNA/IMAGO

Der Generalsekretär der Kommunistischen Partei, Nguyen Phu Trong, hat 2016 eine breit angelegte Anti-Korruptionskampagne in Vietnam eingeleitet. Allein seit 2021 gab es 1700 Verfahren gegen mehr als 4400 Personen, darunter bekannte Geschäftsleute und Regierungsbeamte. Im März trat Vietnams Präsident Vo Van Thuong von seinem Amt zurück - wegen Verstrickung in einen Korruptionsskandal.

Dass bei Finanzverbrechen die Todesstrafe in Vietnam verhängt wird, ist allerdings ungewöhnlich. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International geht davon aus, dass in dem südostasiatischen Land jedes Jahr einige Dutzend Todesurteile auch vollstreckt werden.

se/pg (dpa, rtr, afp)

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