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Togo nutzt seine Stärken in der Wirtschaft und im Fußball

Rolf Wenkel28. Mai 2006

Togo darf sich freuen: Wirtschaftlich geht es seit Jahren aufwärts - und dann kam auch noch die unverhoffte WM-Qualifiaktion. Manche Familie hofft, dass einer ihrer Jungs durch Fußball reich werden kann.

Fischfang als Einkommen in TogoBild: picture-alliance/dpa

Immer, wenn ein David gegen einen Goliath Fußball spielt, kann der Kleine sicher sein, alle Sympathien auf seiner Seite zu haben - das gilt auch für die Sperber, wie die Spieler des Nationalteams von Togo genannt werden. Sechs Mal hat die Nationalelf am Afrika-Cup teilgenommen - nicht ein einziges Mal sind die Sperber über die Vorrunde hinausgekommen. Umso überraschender kamen für viele die Siege über Senegal und Kongo und damit die Qualifikation für die WM in Deutschland.

"Wir waren alle überrascht, dass Togo sich für die WM qualifiziert hat, aber die haben es auch verdient durch eine kämpferische Leistung, und sie haben auch Glück gehabt. Man ist begeistert in Togo, im ganzen Land ist man überglücklich, auch wenn man nicht unbedingt hier bei der WM mithalten kann", sagt Jaques Goumai, Ex-Nationalspieler von Togo, der seit zwölf Jahren in Deutschland lebt. Der Tag der WM-Qualifikation ist in Togo zum Nationalfeiertag erklärt worden.

Es geht aufwärts

Togo ist ein kleines Land, das zwischen Ghana und Benin an der westafrikanischen Küste liegt, mit etwa 4,5 Millionen Einwohnern. Es ist etwa so groß ist wie Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland zusammen genommen. Ein Land, das trotz seiner geringen Größe auf dem wirtschaftlichen Spielfeld ganz geschickt seine Stärken nutzt.

Wirtschaftlich geht es schon seit Jahren aufwärts, seitdem ehemals staatliche Unternehmen für privates Kapital geöffnet worden sind. Der Export floriert, es sind vornehmlich Agrarprodukte, Jahr für Jahr legt das Bruttoinlandsprodukt um drei bis vier Prozent zu. 60 Prozent der Bevölkerung arbeiten im Agrarsektor, daneben verfügt das Land am Golf von Guinea über die viertgrößten Phosphatvorkommen der Welt. Handel und Transport sind die dritte Stütze der Wirtschaft, viele Nachbarstaaten wickeln ihren Handel über den Tiefseehafen von Lome ab, der als einer der sichersten an der westafrikanischen Küste gilt.

Jedes Auswärtsspiel belastet die Vereinskasse

Und wie in allen westafrikanischen Staaten ist Fußball der mit Abstand beliebteste Sport - auch wenn Togo nur 20.000 aktive Fußballer hat, und die Vereine unter großer Geldnot leiden. Nicht jeder Club hat das Glück, von der Regierung oder der Togo Telecom gesponsert zu werden, jedes Auswärtsspiel belastet die Vereinskasse.

Jacques GoumaiBild: picture-alliance/dpa

Deshalb ist die Vermittlung von Spielern ins Ausland für Vereine, Berater, aber auch für die Familien ein willkommenes Geschäft. Viele Eltern hoffen auf eine Fußballkarriere ihrer Söhne - und auf finanzielle Unterstützung. "Die Menschen in Togo haben heute verstanden, dass man durch Fußball berühmt und reich sein kann, und auch die Familie. Nicht nur eine kleine, sondern auch eine größere kann man damit ernähren. Deshalb versuchen heute die Familie, die Eltern, die Oma oder der Opa, den Jungen auch zu unterstützen, um ihn seinen Weg gehen zu lassen", sagt Goumai.

Wechsel in die frankophonen Länder

Jaques Goumai hat vor zwölf Jahren beim Drittligisten in Fulda angefangen, hat später nach Bad Homburg gewechselt und mit St. Pauli in Hamburg sogar mal in der ersten Liga gespielt. Doch das bleibt für viele der jungen afrikanischen Kicker nur ein Traum. Gewechselt wird in die anderen frankophonen Länder Kamerun und Senegal, in Europa reicht es bestenfalls für Zweitligavereine, vornehmlich in Deutschland, Frankreich und der Schweiz.

Togos Nationalspieler Emmanuel Adebayor (l.) im Zweikampf gegen Felicien Kabundi aus dem Kongo beim Afrika-Cup 2006Bild: AP

Doch nicht jeder setzt sich durch in Europa, wo selbst in den dritten Ligen nur eines zählt: Leistung. Anpassungsschwierigkeiten, Verletzungen durch Überbeanspruchung und Naivität im Umgang mit Spielerberatern sind Probleme, mit denen auch togoische Spieler zu kämpfen haben. Deshalb hat Goumai seine aktive Laufbahn beim Wuppertaler SV beendet und bemüht sich jetzt an der Sporthochschule in Duisburg um einen Trainerschein: Sein Traum ist es, mehr jungen Spielern aus Togo den Weg nach Europa zu öffnen.

Chancen für die Spieler auf Verträge

Sechs, sieben Spieler der aktuellen Nationalmannschaft kennt er noch aus seiner aktiven Zeit, und er weiß, dass das Turnier in Deutschland, das von einer Milliarde Menschen in der ganzen Welt verfolgt wird, für die Spieler eine Riesenchance ist, sich für andere Aufgaben zu empfehlen: "Durch dieses Turnier haben die Jungens die große Chance, bei einem großen Club zu spielen."

Wenn Goumai durch die WM auf Wechselchancen für Spieler aus Togo hofft, bleibt er bei den Möglichkeiten des Teams im Wettkampf realistisch. Er glaubt nicht, dass Togo es dem Senegal nachmachen und bis ins Viertelfinale vordringen kann. "Ich denke, gut dabei zu sein, ist für mich das Wichtigste, und mit dem neuen Trainer, dem Deutschen Otto Pfister, wird sich im taktischen Bereich und im Abwehrbereich bis zum Mittelfeld viel ändern. Ich hoffe, dass wir mindestens ein Törchen machen, was uns sehr viel Freude machen würde, ansonsten: die großen Erwartungen sind nicht auf meiner Seite."

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