Tokio, Olympia und die Zukunft
21. Oktober 2016In diesen Tagen ist er fast auf jeder Titelseite der japanischen Zeitungen: Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, IOC. Umgeben von fleißigen japanischen Helfern eilt er in Tokio von Termin zu Termin, trifft den japanischen Premierminister Shinzo Abe oder die energische Gouverneurin von Tokio, Yuriko Koike.
Rund 26 Milliarden Euro oder drei Billionen Yen könnten die Olympischen Spiele in Tokio kosten, hatten Experten vor kurzen ausgerechnet. Ein Schock für die japanische Öffentlichkeit. Die frisch gewählte Gouverneurin Tokios, erste Frau in diesem Amt, hatte sich den Rat der Experten geholt, denn sie war mit dem Versprechen angetreten, die Kosten für die Olympischen Spiele in 2020 strikt zu kontrollieren. Doch die explodieren gerade.
IOC Chef wiegelt ab
"Natürlich hat niemand, wirklich niemand, ein Interesse an steigenden Kosten", versuchte Thomas Bach bei seinem Besuch in Tokio die Gemüter zu beruhigen Der IOC Präsident versprach, eng mit den japanischen Organisatoren zusammen zu arbeiten, um die Kosten zu begrenzen.
"Das IOC hat ein starkes Interesse daran, dass die Olympischen Spiele in Tokio bestmöglich und nachhaltig organisiert werden. Deshalb werden wir all unsere Expertise und unser Engagement in die Beratung einbringen”, sagte Bach in Tokio. Die Beratung, so das Versprechen des IOC Präsidenten, werde eine deutliche Reduzierung der Kosten bringen.
Weltforum für Sport und Kultur
Eigentlich war Thomas Bach in Tokio, um auf dem Weltforum für Kultur und Sport zu sprechen (World Forum on Sports and Culture). Die Veranstaltung wurde von der japanischen Regierung organisiert, um für die Olympischen Spiele zu werben. Künstler und bekannte Sportler waren eingeladen, um ihre Ideen vorzutragen. Einige Diskussionen wurden gemeinsam mit dem Genfer Weltwirtschaftsforum veranstaltet. Klaus Schwab, Gründer des Weltwirtschaftsforums, sprach in Tokio von der Verantwortung, die heute Sportler und Kulturschaffende haben.
Junge Vorbilder
"Sie sind Vorbilder für junge Menschen", betonte Schwab. IOC Präsident Thomas Bach nickte und freute sich, das Schwab seine junges Netzwerk nach Tokio eingeladen hatte, die "Young Global Leaders". 600 junge internationale Führungskräfte, darunter der norwegische Kronprinz Haakon oder der deutsche Finanzstaatssekretär Jens Spahn, diskutierten über die Rolle des Sports in der Gesellschaft, über dessen wirtschaftliche Bedeutung und tauschten kreative Ideen aus.
Städte der Zukunft
"Wie soll die Stadt der Zukunft gestaltet sein?", war das Thema einer Diskussion, die von DW-Moderatorin Amrita Cheema geleitet wurde. Einfach nur in den Ausbau von Bahnen oder Straßen zu investieren, reiche nicht aus. Darin waren sich die Gäste einig. Städte müssten heute auch Begegnungsstätten für jung und alt sein und ausreichend Raum für physische Aktivitäten bieten.
"Moderne Technologie kann die Lebensqualität in einer Stadt zusätzlich steigern", sagte Kohei Nishiyama, Gründer von Elephant Design, einem japanischen Design- und Beratungsunternehmen. Allerdings dürfe sie kein Selbstzweck sein. Die Olympischen Spiele 2020 würden dies deutlich machen.
Visionen, die wenig kosten
Derzeit fehlen Tokio aber keine Visionen, sondern Milliarden, die der Bau der Olympischen Stätten kosten soll. Ursprünglich wurde für die Spiele mit Kosten von rund sechs Milliarden Euro gerechnet, jetzt wird vom Vierfachen ausgegangen. Eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der japanischen Regierung, des IOC und des Tokioter Organisationskommitees soll nun kostengünstigere Lösungen finden. Denn die Olympischen Spiele in der Megametropole Tokio sollen den Japanern und der Welt zwar eine Entdeckungsreise in die Zukunft bieten – "Discover tommorow" ist das Motto - doch auch in der Zukunft müssen die Kosten bezahlbar bleiben.