Sexwale: Außenseiter mit Ambitionen
24. Februar 2016Tokyo Sexwale will gegen den Rassismus in der FIFA angehen. Der hat dort seit ihrer Gründung 1904 Tradition: "Schwarze haben 111 Jahre die Bank gedrückt", sagte der ehemalige Anti-Apartheid-Aktivist anlässlich seiner Bewerbung. "Es steht 111 zu null. Es ist Zeit, den Fußball zu entkolonialisieren. Viel zu lange wurde die FIFA von Weißen angeführt."
Der 62-Jährige heißt mit bürgerlichem Namen Mosima Gabriel Sexwale. Seinen Spitznamen Tokyo verdiente er sich erst später wegen seiner Begeisterung für Karate. 13 Jahre hatte der ehemalige Befreiungskämpfer wegen "Terrorismus"auf der Gefängnisinsel Robben Island verbracht; nach seiner Freilassung im Jahr 1990 war er ein gefeierter Held und beliebter Politiker.
Sexwale ist der einzige afrikanische Kandidat im Rennen um den mächtigsten Posten der Fußball-Welt. In seinem Wahlprogramm verspricht der millionenschwere Unternehmer unter anderem "gutes finanzielles Management" und "Transparenz und Verantwortung".
Eilig befürwortete die South African Football Association (SAFA) am 5. Februar 2015 seine Kandidatur, unterstützte ihn dann aber nicht weiter. Sexwale ließ sich davon nicht beeindrucken. Auch nicht, als sich der Afrikanische Fußballdachverband (CAF) Anfang Februar für seinen Konkurrenten Sheikh Salman bin Ibrahim al Chalifa aus Bahrain aussprach.
Unglückliche politische Karriere
Nach Berichten südafrikanischer Zeitungen sollen Afrikas Verbände unzufrieden darüber gewesen sein, dass Sexwale seine Pläne nur bruchstückhaft offengelegt und die Interessen der Nationen auf seinem Heimatkontinent dabei nicht ausreichend berücksichtigt habe. Der Sportjournalist Mxolisi Ncube sagte im Interview mit der Deutschen Welle, Sexwale fehle die Erfahrung. Er habe nie einem Fußballverein vorgestanden und auch nie mit dem südafrikanischen Dachverband zu tun gehabt, "außer seiner Tätigkeit im Bewerbungskomitee für die WM 2010", so Ncube. "Er spricht nicht von Afrika, sondern will gleich auf Weltniveau springen."
Sexwale aber ließ sich nicht beirren und blieb im Rennen. Er kennt sich mit Niederlagen aus. Als Ministerpräsident einer wichtigen südafrikanischen Provinz hatte er in den 90er Jahren nur eine magere Bilanz vorzuweisen. 2008 wollte er sich für die Regierungspartei ANC als Präsidentschaftskandidat aufstellen lassen, scheiterte aber kläglich an seinem populären Gegenspieler Jacob Zuma. Als Wohnungsbauminister unter Zuma brachte er nicht viel zustande und vor zwei Jahren scheiterte er erneut mit seiner Kandidatur für die ANC-Vizepräsidentschaft.
Geheime Deals und problematische Geschäftspartner
Wesentlich erfolgreicher ist Tokyo Sexwale als Geschäftsmann. Er ist heute einer der reichsten Männer im Land. Investigativ-Journalisten der südafrikanischen Wochenzeitung Mail & Guardian (M&G) hatten Ende des vergangenen Jahres allerdings üble Machenschaften ans Licht befördert: So soll Sexwales Holding Mvelaphanda zusammen mit einem Geschäftsfreund und dem kongolesischen Präsidenten Joseph Kabila große Summen in Offshore-Steueroasen überwiesen haben, an die von Sexwale gegründete Firma Africa Management Limited (AML). Mit Darlehen dieser Firma kaufte ein Strohmann eine Kupfer- und Kobaltmine in der kongolesischen Stadt Kolwezi. Kabila soll dafür kanadische Interessenten aus dem Feld geschlagen haben.
Ein paar Monate später verkaufte der Strohmann die Mine mit großem Profit - der an AML ging. Dieses Geld floss in ein weiteres äußerst dubioses Dreiecksgeschäft, berichtet der M&G- Journalist Craig MCKune. "Als Reaktion haben wir nur tiefe Stille geerntet. Das ist keine Transparenz." Genau die aber hat Sexwale in seiner Wahlkampagne für die FIFA immer wieder versprochen.
Teil des alten Systems
Und damit nicht genug: "Seine Verbindungen zu FIFA-Funktionären zeigen in die falsche Richtung," meint MCKune. "Er kennt Jack Warner sehr gut, eine höchst berüchtigte Person." Der Chef des karibischen Fußballverbandes ist eine Schlüsselfigur im Fifa-Skandal um systematische Bestechung von FIFA-Mitglieder-Verbänden bei den WM-Vergaben. Die US-Justiz hat Warner unter anderem angeklagt, zehn Millionen US-Dollar Bestechungsgeld für sein Votum für die Weltmeisterschaft in Südafrika im Jahr 2010 angenommen zu haben. Sexwales Kandidatur wird zudem von Franz Beckenbauer unterstützt und auch der steht im Moment nicht gut da: Die Ethik-Kommission des Weltfußballverbandes hat vor wenigen Tagen Sanktionen gegen den deutschen Fußball-Funktionär verhängt.
"Ich denke, Sexwale ist nicht der Richtige an der Spitze der FIFA in einer Zeit, in der sie Transparenz und starke Führung braucht", sagt Craig MCKune.
Sexwale selbst hofft bis zum letzten Moment, dass einzelne afrikanische Verbände bei der Wahl des neuen Fifa-Präsidenten in Zürich am Freitag für ihn stimmen werden. "Es gibt 54 Verbände in Afrika und viele werden ihre eigene Wahl treffen", hatte er Anfang des Monats nach der Abwahl durch das CAF-Exekutivkomitee ungerührt vor der Presse gesagt.
Mitarbeit: Thuso Khumalo