1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
Politik

Tonga: Archipel im Ausnahmezustand

17. Januar 2022

Vulkanausbrüche, Wirbelstürme, Überschwemmungen: Das Königreich Tonga ist alles andere als ein Südseeparadies. Der Inselstaat ist besonders stark vom Klimawandel betroffen. Wichtige Fakten im Überblick.

Tonga - Vulkan Ausbruch
Satellitenaufnahme der unterirdischen Vulkaneruption am 15. Januar im Pazifischen Ozean bei TongaBild: Japan Meteorolog/AP/picture alliance

Wo genau liegt Tonga?

Tonga gehört zur pazifischen Inselregion Polynesien und liegt östlich von Fidschi, südlich von Samoa und nördlich von Neuseeland. Das Archipel, früher unter dem Namen Freundschaftsinseln bekannt, gehört zum Einzugsgebiet des Pazifischen Feuerrings - einem Vulkangürtel, der den Pazifischen Ozean von drei Stellen umgibt. Der Inselstaat mit einer Gesamtfläche von 747 Quadratkilometern besteht aus 172 Eilanden, 36 davon sind bewohnt. Das tropische Klima auf Tonga gliedert sich grob in zwei Jahreszeiten: Eine feuchtheiße Phase von Dezember bis April und eine weniger regenintensive Jahreszeit von zwischen Mai und November.

Wer lebt auf Tonga?

Auf den 36 bewohnten Inseln des Archipels leben rund 105.000 Menschen. 97 Prozent der Bevölkerung sind Polynesier, die restlichen drei Prozent setzen sich laut einer Volkszählung aus dem Jahr 2016 aus Chinesen, Europäern sowie Bewohnern anderer pazifischer Inseln zusammen. Die Bevölkerung ist jung, das Durchschnittsalter liegt bei 24 Jahren. Zum Vergleich: In Australien beträgt das Durchschnittsalter 38 Jahre, in Deutschland 44 Jahre.

Warum erlebt Tonga so viele Erdbeben?

Entlang des 40.000 Kilometer langen Pazifischen Feuerrings treten immer wieder Erdbeben und Tsunamis auf. Im Weltrisikobericht 2021 der Nichtregierungsorganisation "Bündnis Entwicklung hilft" belegt Tonga Rang drei der Länder mit dem weltweit höchsten Risiko, dass ein extremes Naturereignis zu einer Katastrophe wird.

Allein in den vergangenen zwölf Jahren ereigneten sich drei Naturkatastrophen. Am 13. Februar 2010 wurde Tonga von einem Erdbeben der Stufe 6,3 erschüttert. Zwei Tage später fegte ein Zyklon mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 228 Stundenkilometern über die Inseln.

Am 11. Januar 2014 verwüstete erneut ein Wirbelsturm das Archipel. Besonders betroffen waren die Inselgruppe Ha'apai und deren Hauptinsel Lifuka. Der immer wieder aktive unterirdische Vulkan Hunga Tonga-Hunga Ha'apai brach am 15. Januar 2022 erneut aus und löste ein Seebeben aus.

Eine riesige Aschwolke stieg nach dem Vulkanausbruch aus dem Meer auf. Erschütterungen waren an Chiles Küsten zu spürenBild: Tonga Geological Services/REUTERS

Der durch den globalen Klimawandel ausgelöste Meeresspiegelanstieg und die zunehmende Anzahl von Wirbelstürmen, Überschwemmungen und Niederschlägen gehören zu den wichtigsten Existenz- und Umweltproblemen des Landes. Nach Angaben des Klimaportals der Weltbank werden sich die extremen Wetterereignisse in den nächsten Jahrzehnten weiter verstärken.

Womit wirtschaftet Tonga?

Tonga wird von der Weltbank als ein Land mittleren Einkommens im unteren Bereich eingestuft (Lower Middle Income Country, MIC). Als MICs gelten Länder mit einem nationalen Pro-Kopf-Einkommen zwischen 1.036 US-Dollar und 12.535 US-Dollar pro Jahr.

Die Wirtschaft des Landes befindet sich allerdings aufgrund der jüngsten Entwicklungen in der Krise. Der Tourismus, zweitwichtigster Devisenbringer des Landes, ist aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen strikten Einreiseverboten so gut wie zum Erliegen gekommen. Die stark ausgeprägte Landschaft, die knapp ein Fünftel des Bruttoinlandsproduktes ausmacht, unterliegt Wettereignissen und schwankenden Weltmarktpreisen. Zu den wichtigsten Ausfuhrgütern gehören derzeit Vanille und Fisch.

Devisenbringer Nummer eins für das Land sind die Überweisungen von Tongaern, die im Ausland arbeiten, vor allem in Neuseeland, Hawaii und Australien. Sie stiegen laut der Plattform "The Global Economy" im Zeitraum von 2014 bis 2020 von 102 Millionen US-Dollar auf 142 Millionen US-Dollar an

Wer regiert Tonga?

Tonga ist seit 1875 eine konstitutionelle Erbmonarchie und wurde 1970 unabhängig von Großbritannien. Mit der Wahl vom November 2010 wurde erstmals die Mehrheit der Parlamentsmitglieder in direkter Volkswahl gewählt. Seit dem 15. Dezember vergangenen Jahres verfügt das Land über eine neue Regierung unter Premierminister Siaosi Sovaleni, der vom Parlament gewählt und von König Tupou VI. offiziell ernannt wurde.

Tonga verfügt über ein relativ gut ausgestattetes Bildungssystem: Für alle Kinder bis zum zwölften Lebensjahr besteht Schulpflicht, die Gebühren für weiterführende Schulen sind gering, und es gibt Stipendien für eine weitere Ausbildung im Ausland. Die Alphabetisierungsrate beträgt 98 Prozent. Tonga betreibt zusammen mit elf weiteren Inselstaaten die University of the South Pacific.

Deutschland und Tonga sind durch einen "immerwährenden Freundschaftsvertrag" miteinander verbunden. Der Vertrag wurde 1876 unter König George Tupou I. abgeschlossen und 1977 von der Bundesrepublik Deutschland erneuert. Tonga ist eigenständiges Mitglied im Commonwealth und seit 1999 auch Mitglied der Vereinten Nationen.

Den nächsten Abschnitt Mehr zum Thema überspringen