Ob Plastikfahrrad, Harley Davidson Parfüm oder Trump-Brettspiel - ein jetzt in Schweden eröffnetes Museum präsentiert gefloppte Erfindungen und ihre Geschichte. Ein Loblied auf das Scheitern als Teil des Lernens.
Anzeige
Genial oder daneben? - Exponate aus dem Museum des Scheiterns
Ein Museum im schwedischen Helsingborg zeigt gefloppte Innovationen und preist das Scheitern als Teil kreativer Prozesse. Zu sehen sind gute Ideen in schlechter Umsetzung - oder schlicht absurder Unsinn.
Bild: S. Lindberg
Das Plastikfahrrad
Rostfrei sollte es sein und emissionsarm. Als das Plastikfahrrad 1981 zum ersten Mal in Schweden vorgestellt wird, sind die Hoffnungen noch groß. 1982 kommt das "Itera" schließlich auf den Markt und ist ein Flop: Das als Bausatz ausgelieferte Fahrrad ist schlicht nicht stabil genug - die Plastikteile, wie etwa die Tretkurbel, brechen zu schnell. 1985 wird die Produktion eingestellt.
Bild: S. Lindberg
Das Trump-Brettspiel
Das Ziel des Trump-Brettspiels vom Hersteller Hasbro ist ebenso naheliegend wie simpel: möglichst viel Geld machen. Die Kopie des Spieleklassikers Monopoly erschien 1989, wurde aber kein Verkaufserfolg. US-Präsident Donald Trump hingegen dürfte über das Spiel entzückt sein: Auf die Spielgeldscheine ist sein Gesicht gedruckt.
Bild: S. Lindberg
Das Spiele-Handy Nokia N-Gage
Es sollte beides sein: Spielekonsole und Mobiltelefon. Das 2003 erschienene N-Gage der finnischen Firma Nokia wurde als Alleskönner gepriesen. Der hohe Preis und die geringe Auswahl an Spielen sorgten jedoch für geringe Verkaufszahlen. Surfen, Spielen, Telefonieren, Musik hören - das Spiele-Handy vereinte damals alle wichtigen Funktionen eines Smartphones. Eine Idee, die ihrer Zeit voraus war.
Bild: S. West
Das Harley Davidson Parfüm
Eine Kopfnote aus Bergamotte und Minze, die Basisnote eine Mischung aus Patschuli und Sandelholz - so eine Beschreibung aus dem Internet zum seit 1994 erhältlichen Parfüm des Motorradherstellers Harley Davidson. Dass der Duft kein Verkaufserfolg ist, könnte daran liegen, dass die Marke allgemein wohl eher mit dem Geruch von Motoröl, anstatt mit Sandelholz in Verbindung gebracht wird.
Bild: S. Lindberg
Der Stift für Frauen
Der "Bic for Her" ist ein Kugelschreiber - gemacht für das weibliche Geschlecht. Er kommt in Lila und Pink daher und... ja was eigentlich? Der Stift des Herstellers Bic sorgte beim Erscheinen 2012 für Empörung. Nicht das einzige Mal, dass Bic für Aufsehen sorgte: 2015 warb der Konzern zum Frauentag in Afrika mit dem Slogan: "Sieh aus wie eine Dame, benimm dich wie eine Dame, denk wie ein Mann."
Bild: S. Lindberg
Die Rejuvenique-Gesichtsmaske
Sie sieht aus wie ein modernes Foltergerät, soll aber das Gesicht schöner machen. Kleine Elektroschocks sollen die Gesichtsmuskeln stimulieren - eine fragwürdige Idee, deren Wirksamkeit bereits beim Erscheinen 1999 in Frage gestellt wurde. Der Verkauf wurde von der US-amerikanischen Schauspielerin Linda Evans unterstützt.
Bild: S. West
Die Colgate-Lasagne
Eine Tiefkühllasagne von einem Zahnpasta-Hersteller? Schon die Idee klingt nicht nach einem Kassenschlager. Die Verpackung wurde für die Ausstellung rekonstruiert. Das Unternehmen Colgate kann sich nach eigenen Aussagen nicht an ein solches Produkt erinnern - Museumsleiter Samuel West beharrt jedoch auf der Existenz der Flop-Lasagne.
Bild: S. West
7 Bilder1 | 7
"Wer nicht wagt, der nicht gewinnt" - ein Sprichwort von streitbarer Wahrheit, das wohl jeder schon einmal gehört hat. Das "Museum des Scheiterns" zeigt nun Innovationen, die gewagt und verloren haben. Ab Mittwoch, den 7. Juni, werden im schwedischen Helsingborg mehr als 60 Erfindungen aus aller Welt ausgestellt, die sich nicht durchsetzen konnten. Man sollte sich vom Titel der Ausstellung jedoch nicht täuschen lassen. Die Besucher erwartet keine Galerie des Spottes, im Gegenteil.
"Scheitern ist notwendig für Innovationen, es ist ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses", sagte Samuel West, Chefdenker des Museums, kürzlich dem US-amerikanischen Sender CNN. Es gehe darum, aus Fehlern zu lernen und sie nicht zu verteufeln. So sei auch die Idee für das Museum entstanden.
Die Gründe für das Scheitern der dort ausgestellten Stücke sind vielfältig. Oft sind sie Zeugen gesellschaftlicher oder wirtschaftlicher Zusammenhänge. Es gibt aber auch Dinge, die einfach nicht funktionieren und es auch nie taten. Ein Beispiel ist das schwedische Kriegsschiff "Vasa", das bereits bei seiner Jungfernfahrt 1628 bei ruhigem Seegang sank. Oder der Filzstift für Frauen - einfach eine absurde Idee.
Anders verhält es sich etwa bei der ersten digitalen Kamera des Herstellers Kodak. Ein eigentlich erfolgreiches Produkt, das auf ungünstige Umstände trifft: Kurz nach seinem Erscheinen meldet Kodak Insolvenz an. Das Unternehmen hatte sich auf die Herstellung von Druckmaschinen für Fotos und deren Zubehör eingestellt - ein Auslaufmodell. Ein Zeugnis der schnelllebigen und riskanten Marktwirtschaft.
Das Museum will den gescheiterten Ideen eine Plattform geben, um daraus zu lernen, aber auch, um der Realität gerecht zu werden: "Jeder weiß, dass bis zu 90 Prozent aller Innovationen scheitern", sagt West. In Anbetracht unzähliger Museen, die den Erfolg ausstellen und feiern, ist das schwedische Gegenstück vor allem eines: eine willkommene Abwechslung.