Große Musikalben sind auch für ihre Cover bekannt. Von "Abbey Road" der Beatles bis zu "Nevermind" von Nirvana: Gestalter von Plattencovern habe eine eigene Kunstform geschaffen. Die besten sind jetzt in Berlin zu sehen.
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Fünf mal Vinyl: Plattencover, die zu Ikonen geworden sind
Vor dem CD- und MP3-Zeitalter hörte man Musik von Schallplatten. Weltberühmte Cover sind damals entstanden. Die Plattenhüllen haben sich - wie die Musik, die drin steckte - ins Gedächtnis von Rock- und Popfans gebrannt.
Bild: Paiseley Park
Prince - Lovesexy (Jean Baptiste Mondino)
"Eine Platte für Gott", nennt Prince (†2016) das Album 1988. Darauf sind gleich drei Hits: "Alphabet St.", "Glam Slam", "I Wish You Heaven". Das Foto ist so so bearbeitet worden, dass es wie ein Gemälde wirkt. In den USA sehen es manche als Pornografie an. Prince sagt dazu lapidar: "Wenn man das Bild ansieht und was Krankes darüber sagt, dann ist man selber krank."
Bild: Paiseley Park
The Beatles - Abbey Road (Iain Macmillan)
Wie viele Kopien, Anlehnungen, Reminiszenzen es von diesem Motiv gibt, ist schwer zu sagen. Von Touristen bis hin zu den Red Hot Chili Peppers haben sich Hunderttausende auf dem inzwischen denkmalgeschützten Zebrastreifen ablichten lassen. Dem Rock- und Popfotografen Iain Macmillan verhalf das Foto zu Weltruhm. Auch dem weißen VW-Käfer links im Bild: Er hat es ins Wolfsburger VW-Museum geschafft.
Bild: Apple Records
Grace Jones - Island Life (Jean-Paul Goude)
Grace Jones ist ein Gesamtkunstwerk - und die Muse des Fotografen Goude. So biegsam wie auf dem Foto ist sie aber nicht. So will Goude für das Cover eine perfekte Illusion schaffen. Lange vor Photoshop setzt er viele Bilder zu diesem Kunstwerk zusammen. Auf der LP (1985) sind die Hits "La Vie En Rose", "Pull Up To The Bumper", "I've Seen That Face Before" und das Pop-Brett "Slave To The Rhythm".
Bild: Island Records
John Coltrane - Blue Train (Francis Wolff)
Keine Jazz-Discothek ohne diesen Klassiker. Das Foto des legendären Saxophonisten hat der Labelchef von Blue Note, der Fotograf Francis Wolff, höchstpersönlich geschossen. Das Artwork des berühmten Covers aber stammt von Blue Note-Designer Reid Miles. Er taucht Wolffs Fotografie in körniges Blau und setzt die Buchstaben in Farbblöcken dazu. "Blue Train" entstand 1957, in der Hochzeit des Hard-Bob.
Bild: Blue Note Records
Kraftwerk - Kraftwerk (Bernd & Hilla Becher)
Das Schönste an den alten Plattenhüllen ist: Man kann sie aufklappen. Eine tolle Spielwiese für Künstler und Gestalter. Das Fotografenpaar Becher und die Elektronikband kennen sich aus Düsseldorf. 1970 kommt das erste nicht ofizielle Album "Kraftwerk" raus, unter anderem mit einem Prototypen des Songs "Ruckzuck". Die Bechers steuern ihre Spezialität bei: Sie setzen ein Umspannwerk in Szene.
Bild: Philips
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Prince: Nackt sitzt die Poplegende auf einem Thron aus Blüten. Rage Against The Machine: Ein Mönch verbrennt sich auf offener Straße. Nirvana: Ein nacktes Baby schwimmt hinter einer Dollarnote her. The Beatles: Vier Männer auf einem Zebrastreifen. Nina Hagen: Ihr Gesicht, schwarz-weiß geschminkt, mit Kippe im Mundwinkel. Sex Pistols: Ein grellgelbes Cover mit pinkem Banner. Pink Floyd: Ein Prisma auf schwarzem Grund. Velvet Underground: Die gelbe Banane im Siebdruck.
Jeder Pop- und Rockmusikfreund, der früher Platten gekauft hat, kennt mindestens eine der genannten Scheiben oder hat sie selber im Regal stehen. Ein Blick auf das Cover, und schon ist die Musik da - die Alben haben sich optisch und akustisch ins Hirn eingebrannt.
Berühmte Kollaborationen
Den Musikern war es wichtig, sich und ihrer Musik über das Artwork ihrer Cover Identität zu verschaffen. Geholfen haben ihnen dabei mitunter bekannte Fotografen und Künstler. Berühmte Paarungen sind unter anderem: Robert Frank und The Rolling Stones, Bernd & Hilla Becher und Kraftwerk, Helmut Newton und INXS, Herb Ritts und Madonna, Annie Leibovitz und Cindy Lauper, Nobuyoshi Araki und Björk, Jeff Wall und Iggy Pop, Anton Corbijn und U2, William Klein und Serge Gainsbourg, Weegee und George Michael, Jean-Paul Goude und Grace Jones, Irving Penn und Miles Davis, Ryan McGinley und Sigur Ros. Auch Künstler wie Andy Warhol und Robert Rauschenberg haben ihre Spuren in der Popmusikkultur hinterlassen.
Viel Platz für Gestaltung
Eine Schallplattenhülle mit den Maßen 31,5 x 31,5 cm gab den Gestaltern viele Möglichkeiten - vor allem, wenn die Plattenhüllen auch noch zum Aufklappen waren: Neben der Musik gab es noch viel mehr, was Bands und Sänger ihren Zuhörern über sich vermitteln konnten: Songtexte, Manuskripte oder Entwürfe der Songs, Fotomontagen oder einfach nur Collagen aus vielen kleinen Bandfotos.
Auf die heutigen CD-Cover passt so etwas nicht mehr drauf. Und beim Musidownload liefern die Plattformen briefmarkengroße Versionen der Originalcover. Die Kunst ist verloren gegangen. Die Ausstellung "Total Records - Vinyl und Fotografie" im C/O Berlin (Amerikahaus) holt sie alle wieder zurück, die Ikonen des Vinylzeitalters - und stellt auch unbekanntere Werke dazu. Zu sehen sind an die 500 Plattencover von den 1950ern bis in die 2000er. Vom 10. Dezember 2016 bis zum 23. April 2017.