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"Totale Überwachung" in Athen

Bernd Riegert, Brüssel6. August 2004

Angesichts der Terrorgefahr ist es kein Wunder, dass die Griechen 1,2 Milliarden Euro für das umfangreichste Sicherheitspaket ausgeben, das es je bei Olympischen Spielen gab. Und: Die NATO hilft dabei kräftig mit.

Aufklärungsflugzeuge überwachen den griechischen LuftraumBild: AP


Die NATO hat mit der intensiven Überwachung des Luftraums über Griechenland begonnen. Etwa zehn AWACS-Flugzeuge kreisen im Schichtdienst über dem östlichen Mittelmeer, um Verkehrsflugzeuge oder andere Flugobjekte, die von Terroristen gekapert worden sein könnten, zu entdecken. Sollten die fliegenden Radarstationen ein verdächtiges Flugzeug finden, könnte eine Kommandozentrale der Allianz im griechischen Larissa, Abfangjäger aus Griechenland und anderen NATO-Staaten aufsteigen lassen.

ABC- Abwehr bei Giftgas Anschlägen oder ähnlichen KatastrophenBild: presse

Sicherheit vor den Küsten und in der Luft

Luftabwehrraketen rund um AthenBild: AP

Rund um Athen sind zudem Luftabwehrraketen vom Typ Patriot aufgestellt worden. Nach einer erfolglosen Warnung würde geschossen. Der Befehl kann aber nur von der griechischen Regierung kommen, so NATO-Sprecher James Appathurai. "Die NATO wird nicht aktiv auf irgendwelche Vorfälle reagieren. Wenn unsere Flugzeuge etwas aufspüren, dann werden wir die griechischen Behörden informieren", so Appathurai, "die dann entscheiden, was zu tun ist."

Höchstens 20 Minuten soll es nach Übungsläufen dauern, bis ein spezieller Krisenstab die Genehmigung zum Abschuss erteilt. Um Angriffe per Schiff auf die olympischen Sportstätten abzuwehren, kreuzen rund zwölf Patrouillenboote der NATO und noch einmal 35 Schiffe der griechischen Marine vor den Küsten.

Anti-Terror-Bataillon in Bereitschaft

ABC- Abwehr bei Giftgas Anschlägen oder ähnlichen KatastrophenBild: AP

Im Badeort Halkida, 90 Kilometer nordöstlich von Athen, hat sich unterdessen ein so genanntes Anti-Terror-Bataillon der NATO eingerichtet. Von hier aus sollen die Soldaten aus Belgien, Tschechien, Ungarn, Italien, Polen und Spanien in Marsch gesetzt werden, sollte es zu einem Giftgas-Angriff oder einer ähnlichen Katastrophe kommen. "Wir werden Teile eines Bataillon zur Abwehr von atomaren, biologischen und chemischen Waffen verlegen, das bei Angriffen mit Massenvernichtungswaffen helfen soll", betont Appathurai.

Eine Kampftruppe stellen diese etwa 200 Soldaten aber nicht dar, so die NATO in Brüssel. Die Wahrscheinlichkeit, das es zum Ernstfall kommt, schätzt James Appathurai als eher gering ein. "Wir sind ganz zuversichtlich, dass die Griechen alles Menschen mögliche getan haben, um Sicherheit zu gewährleisten. Wir haben keine eindeutigen Hinweise auf bevorstehende Angriffe, aber man muss immer vorbereitet sein."


Rund 1,2 Milliarden Euro wendet Griechenland für die Sicherheit der ersten olympischen Sommerspiele nach den Terroranschlägen von New York und Washington auf, viermal soviel wie vor vier Jahren in Sydney. Über Athen kreist ein Luftschiff, das Telefonate abhören und Chemikalien aufspüren kann. Über 1500 Kameras zeichnen jede Bewegung in der Stadt auf.

Operation "Distinguished Games"

Griechenland Premier Karamanlis stolz auf SicherheitsvorkehrungenBild: AP

Wegen dieser "totalen" Überwachung, die von Griechenlands Premier Kostas Karamanlis stolz verkündet wurde, hagelt es auch Kritik. Viele Athener sehen ihre bürgerlichen Freiheiten beschnitten. Jacques Rogge, der Präsident des internationalen olympischen Komitees verteidigt die aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen, denn sie würden "die Stimmung der Spiele nicht verderben. Sie sind nötig. Ich lobe die griechische Regierung für ihre Anstrengungen. Das ist das, was die Welt erwartet bei Olympischen Spielen."

Die NATO, die zum ersten Mal in diesem Umfang Hilfe für eine zivile Veranstaltung leistet, hat der Mission einen Namen verpasst: Operation "Distinguished Games", die etwas anderen Spiele.

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