Anschlag auf Kulturinstitut in Kabul
11. Dezember 2014In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind bei einem Bombenanschlag auf ein französisches Kulturzentrum mehrere Menschen getötet worden. Ein jugendlicher Selbstmordattentäter habe sich in einer voll besetzten Aula in die Luft gesprengt, sagte der amtierende Innenminister General Ayub Salangi der Deutschen Welle. Seine Vermutung, bei einem der Getöteten handele es sich um einen Deutschen, wollte das Auswärtige Amt in Berlin nach einer Meldung der Deutschen Presseagentur weder bestätigen noch dementieren.
Frankreichs Außenminister Laurent Fabius erklärte in Paris, er verurteile den "barbarischen" Terrorakt aufs Schärfste. Mehrere Menschen seien getötet und zahlreiche weitere verletzt worden. Franzosen seien nicht unter den Toten. Die afghanischen Behörden hatten zuvor von mindestens einem Toten und 16 Verletzten gesprochen. Sowohl in Paris als auch in Kabul sei ein Krisenstab gebildet worden. Ähnlich wie Fabius äußerte sich auch der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier. "Der Anschlag ist besonders perfide, weil er in einem Kulturinstitut erolgte, wo Afghanen und Helfer der internationalen Gemeinschaft zu freundschaftlichem Austausch zusammenkommen."
Kulturzentrum mit Hindernissen
Das von Frankreich betriebene Lycée Esteqlal ist eine von zwei Schulen in Afghanistan, in denen Französisch als Fremdsprache gelehrt wird. Sie liegt in der Nähe des Präsidentenpalastes, eines Luxushotels und des afghanischen Innenministeriums. Die Schule war zur Tatzeit wegen einer Theateraufführung vom afghanischen Militär schwer bewacht. In dem Gebäude ist neben der Oberschule auch das Kulturzentrum des französischen Staates in Kabul untergebracht. Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamischen Taliban. Ihre Begründung: Die Aufführung sei unmoralisch gewesen und habe die Werte des "Heiligen Krieges" beleidigt.
Wieder mehr Anschläge in Kabul
Erst am Donnerstagmorgen hatte sich nahe Kabul ein Selbstmordattentäter der islamistischen Taliban in die Luft gesprengt und mindestens sechs afghanische Soldaten getötet. Der Attentäter war zu Fuß unterwegs; der Anschlag richtete sich gegen einen Bus, in dem die Soldaten unterwegs waren. Ein Sprecher der Taliban übernahm in einer Erklärung die Verantwortung für den Angriff.
Die beiden Angriffe ereigneten sich etwas mehr als zwei Wochen vor dem Ende des NATO-geführten Kampfeinsatzes in Afghanistan. In den vergangenen Wochen hatte es in der afghanischen Hauptstadt wieder vermehrt tödliche Anschläge gegeben. Die Islamisten griffen dabei neben einheimischen und ausländischen Soldaten auch Diplomatenfahrzeuge und Wohnanlagen an, in denen Ausländer residieren.
gmf/qu (afp, dpa, rtr)