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Tote bei Muslimbrüder-Protesten

14. August 2014

Zum Jahrestag der gewaltsamen Räumung ihrer Protestlager in Kairo hat die Muslimbruderschaft zu Demonstrationen aufgerufen. Dabei kam es erneut zu Zusammenstößen mit der Polizei, mindestens drei Menschen starben.

Zusammenstöße zwischen Muslimbrüdern und Sicherheitskräften in Kairo
Bild: el-Shahed/AFP/Getty Images

Bei neuen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Anhängern der Muslimbruderschaft sind in Kairo mindestens zwei Menschen getötet worden. Nach Angaben von ägyptischen Sicherheitsbeamten erschossen Unbekannte einen Polizisten von einem Motorrad aus. Zudem sollen ein Anhänger der Muslimbrüder und ein unbeteiligter Passant bei Zusammenstößen getötet worden sein.

Die Muslimbruderschaft hatte am Jahrestag des "Rabia-Massakers" - der gewaltsamen Auflösung ihrer Protestlager - zu Demonstrationen aufgerufen. Die Polizei habe Ansammlungen mit Tränengas aufgelöst, berichteten Muslimbrüder. Mindestens 19 Demonstranten wurden an verschiedenen Orten in Kairo festgenommen.

Am Donnerstag waren der Tahrirplatz, der Rabia-Platz sowie große Zufahrtstraßen der Stadt mit Dutzenden Panzerfahrzeugen abgeriegelt. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenseite Al-Ahram haben mehrere Hundert Mursi-Anhänger Straßen in Kairo mit brennenden Reifen blockiert und sich zu Demonstrationen versammelt. Auch in Alexandria und weiteren Städten Unterägyptens sei es zu Blockaden und Protesten gekommen.

"Eine der größten Tötungen in jüngerer Geschichte"

Vor einem Jahr waren mehrere Protestlager der Bruderschaft, darunter das namensgebende Lager auf dem Rabia-Platz, gewaltsam aufgelöst worden. Nach Angaben von Human Rights Watch starben dabei mindestens 817 Menschen, wahrscheinlicher sei aber eine Opferzahl von mehr als 1000, erklärte der Geschäftsführer von Human Rights Watch, Kenneth Roth. Es handele sich um "eine der größen Tötungen von Demonstranten an einem einzigen Tag in der jüngeren Geschichte" weltweit.

Die Demonstranten waren Anhänger des Präsidenten Mohamed Mursi, der vom jetzigen Amtsinhaber und damaligen Armeechef Abdel Fattah al-Sisi abgesetzt wurde. Seitdem verfolgt Ägypten die Muslimbrüder als erklärte Terroristen. Nach Regierungsangaben sollen mindestens 500 Menschen, überwiegend Soldaten und Polizisten, in den Zusammenstößen nach der Absetzung Mursis getötet worden sein.

In mehreren Massenprozessen wurden bislang Hunderte Anhänger der Bruderschaft zum Tode verurteilt. Menschenrechtsorganisationen und westliche Regierungen verurteilten die Gerichtsentscheide. Amnesty International spricht von einem System, das an die "dunkelsten Stunden" der Ära des ägyptischen Langzeitherrschers Husni Mubarak erinnere. Erst am Samstag wurde der politische Arm der Bruderschaft, die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit, verboten.

ab/kle (afp, dpa, kna, rtr)

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