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Politik

Tote bei Protesten gegen Sudans Militär

17. November 2021

Der Unmut der Sudanesen über den dreisten Militärputsch lässt nicht nach - die gewaltsame Reaktionsweise des Armeeregimes allerdings auch nicht.

Protestzug in der Hauptstadt Khartum gegen die Militärherrschaft im Sudan
Protestzug in der Hauptstadt Khartum gegen die Militärherrschaft im SudanBild: AFP/Getty Images

Im nordostafrikanischen Sudan haben erneut Tausende Menschen gegen die Machtübernahme durch das Militär demonstriert. In der Hauptstadt Khartum erschossen Sicherheitskräfte dabei mindestens vierzehn Menschen. Dutzende weitere Demonstranten erlitten nach Auskunft des Zentralkomitees der sudanesischen Ärzte (CCSD) Schussverletzungen, einige befänden sich in kritischem Zustand. 

"Das Volk wählt die Zivilregierung"

Die Sicherheitskräfte hätten außerdem Tränengas gegen die Demonstranten eingesetzt und wichtige Brücken und Straßen gesperrt, berichtete der Fernsehsender Al-Dschasira. In den sozialen Medien waren Aufnahmen brennender Reifen zu sehen. Die Demonstranten skandierten "Nein zur Militärherrschaft" und "Das Volk wählt die Zivilregierung". Auch in der östlichen Hafenstadt Bur Sudan gingen Demonstranten gegen die neuen Machthaber auf die Straße.

"Die freie Presse bleibt, die Tyrannen müssen fliehen" steht auf dem Plakat des Demonstranten in der MitteBild: Marwan Ali/AP/picture alliance

Das Militär hatte am 25. Oktober geputscht und die Macht in dem afrikanischen Land mit rund 44 Millionen Einwohnern übernommen. Machthaber General Abdel Fattah al-Burhan ernannte sich per Dekret zum Vorsitzenden eines Übergangsrates. Der Kommandeur der aus einer Miliz hervorgegangenen militärischen Spezialeinheit Rapid Support Forces, Mohamed Hamdan Dagalo, wurde zum Stellvertreter ernannt. Sowohl Al-Burhan als auch Dagalo sollen in der Vergangenheit an schweren Menschenrechtsverletzungen beteiligt gewesen sein.

Bis zu dem Putsch stand Al-Burhan gemeinsam mit dem nun entmachteten Regierungschef Abdullah Hamduk an der Spitze einer Übergangsregierung. Deutschland, die USA, die EU und die Vereinten Nationen dringen auf eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung.

Der sudanesische Militärmachthaber Abdel Fattah al-Burhan Bild: /AP/dpa/picture alliance

Im April 2019 war der Langzeit-Machthaber Omar al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten und einem Militärputsch aus dem Amt getrieben worden. Das Militär, angeführt von Al-Burhan, und die zivile Opposition einigten sich in einem Verfassungsabkommen auf eine gemeinsame Übergangsregierung, die den Weg zu Wahlen 2022 ebnen sollte. Demnach hätte sich Al-Burhan noch dieses Jahr aus der Übergangsregierung zurückziehen und die Führung des Landes Zivilisten überlassen müssen.

"Den Zug wieder auf die Gleise setzen"

Zudem plante die zivile Regierung umfangreiche Wirtschaftsreformen, durch die das Militär erhebliche ökonomische Verluste hätte hinnehmen müssen. Die Armee war auch gegen die von dem entmachteten Hamduk vorangetriebene Aufarbeitung von Menschenrechtsverstößen. 

Auch US-Außenminister Blinken forderte in Nairobi erneut die Wiedereinsetzung der zivilen Regierung im SudanBild: Simon Maina/AFP/Getty Images

US-Außenminister Antony Blinken rief das sudanesische Militär einmal mehr dazu auf, die zivile Regierung wiedereinzusetzen. Erst dann könne das Land wieder Zugang zu der dringend benötigten internationalen Hilfe erhalten. "Es ist wichtig, dass der bisherige Übergangsprozess im Sudan die Legitimität wiedererlangt, die er zuvor hatte", sagte Blinken bei einer Pressekonferenz in Nairobi. Dazu müsse das Militär aber "den Zug wieder auf die Gleise setzen". Blinken äußerte sich in Kenia zu Beginn einer Afrika-Reise, die ihn auch noch nach Nigeria und in den Senegal führt.

sti/uh (afp, ap, rtr)