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Politik

Tote bei Selbstmordanschlag in Afghanistan

5. Oktober 2020

Während Vertreter von Regierung und Taliban in Doha über einen Friedensplan verhandeln, nimmt die Gewalt im Land am Hindukusch kein Ende. Jetzt wurde ein Anschlag auf einen afghanischen Provinzgouverneur verübt.

Afghanistan l Zerstörtes Fahrzeug aus Gouverneurs-Konvoi
Zerstörtes Fahrzeug aus Gouverneurs-KonvoiBild: Noorullah Shirzada/AFP/Getty Images

Rahmatullah Jarmal, der Gouverneur der afghanischen Provinz Laghman, war gerade mit seinem Fahrzeugkonvoi unterwegs, als er attackiert wurde. Der Angreifer raste in seinem mit Sprengstoff gefüllten Wagen in die Kolonne des Politikers. "Der Gouverneur war auf dem Weg in sein Büro, als sein Auto gerammt wurde. Vier seiner Leibwächter und vier Zivilisten wurden getötet, 28 verletzt", sagte sein Sprecher. Gouverneur Jarmal blieb demnach unverletzt.

Insgesamt wurden bei dem Selbstmordanschlag mindestens acht Menschen getötet. Die meisten Verletzten sind nach Angaben des Innenministeriums Zivilisten. Bislang bekannte sich niemand zu der Attacke.

Zweiter Anschlag innerhalb von drei Tagen

Die Provinz Laghman liegt östlich der afghanischen Hauptstadt Kabul und gilt als verhältnismäßig ruhig. Die militant-islamistischen Taliban kontrollieren jedoch Gebiete und verüben regelmäßig Anschläge. Am Samstag wurden bei einem Bombenanschlag in der Provinz Nangarhar mindestens 15 Menschen getötet, darunter auch viele Kinder. Mindestens 40 weitere Zivilisten wurden verletzt, einige schwer.

Aufräumarbeiten nach dem Anschlag in MihtarlamBild: Noorullah Shirzada/AFP/Getty Images

Insgesamt starben laut UN-Angaben in der ersten Jahreshälfte fast 1300 Zivilisten. Laut der unabhängigen Menschenrechtskommission Afghanistans wurden in den ersten sechs Monaten 533 Zivilisten gezielt ermordet.

Der aktuelle Anschlag in der Provinz Laghman ereignete sich, während der afghanische Präsident Ashraf Ghani zu Gesprächen mit Vertretern von Katar reiste - drei Wochen nach dem offiziellen Beginn von Friedensverhandlungen zwischen der afghanischen Regierung und den radikalislamischen Taliban in Katars Hauptstadt Doha.

Die Taliban und die Regierung in Kabul verhandeln seit dem 12. September über eine friedliche Lösung des seit fast zwei Jahrzehnte andauernden Bürgerkriegs. Die US-Regierung war maßgeblich am Zustandekommen der Gespräche beteiligt. Mit den Vereinigten Staaten hatten die Taliban schon im Februar ein Abkommen geschlossen, das den schrittweisen Abzug der US-Streitkräfte regelt. Es gibt aber immer noch regelmäßig Anschläge und Angriffe, bei denen auch viele Zivilisten sterben.

Weitere Finanzhilfen versprochen

Trotz der angespannten Situation will die deutsche Bundesregierung auch weiterhin beim zivilen Wiederaufbau und der Verbesserung der Lebensbedingungen in Afghanistan helfen. Deutschland hat der Regierung in Kabul jetzt für das kommende Jahr 170,2 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Darauf verständigten sich Regierungsvertreter nach mehrtägigen Verhandlungen, wie das Bundesentwicklungsministerium in Berlin mitteilte.

Im Gegenzug verlange Deutschland politische Reformen, die Stärkung von Menschenrechten und Maßnahmen gegen Korruption. "Wir erwarten die Umsetzung dringend notwendiger Reformen für bessere Regierungsführung, eine Stärkung der Menschenrechte - insbesondere von Frauen und Minderheiten - und einen entschlossenen Kampf gegen Korruption", sagte Staatssekretär Martin Jäger.

Zur Abfederung der sozialen und wirtschaftlichen Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hatte die Bundesregierung bereits im Juni rund 70 Millionen Euro zugesagt. Für November ist zudem eine internationale Geber-Konferenz in Genf geplant, bei der die Unterstützung für Afghanistan und Reformziele für die kommenden Jahre vereinbart werden sollen.

AR/se (afp, dpa, rtr, ap, kna)

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