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Politik

Tote bei Wahl in Afghanistan

20. Oktober 2018

Gewalt und Chaos überschatten die Parlamentswahl in Afghanistan. Eigentlich sollte die Abstimmung schon zu Ende sein. Um den Wählern die Stimmabgabe doch noch zu ermöglichen, wird in einigen Regionen die Wahl verlängert.

Afghanistan Parlamentswahlen
Wahllokal im Freien in der Provinz KhostBild: Getty Images/AFP/F. Zahir

Geplant war, dass die Afghanen am Samstag bis 16 Uhr Ortszeit (13.30 MESZ) ihre Stimme abgeben konnten. Viele Bürger standen bereits vor Öffnung der Wahllokale Schlange, um von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen - trotz Drohungen der Taliban. Mit Angriffen versuchten die radikalen Islamisten die Abstimmung zu boykottieren.

Selbstmordattentat in Kabul

Landesweit wurden Menschen bei Anschlägen getötet und verletzt. Der folgenschwerste Anschlag wurde im Norden von Kabul vor einer Wahlstation verübt. Dort riss ein Selbstmordattentäter mindestens 15 Menschen mit in den Tod.

In der Hauptstadt explodierten weitere Sprengsätze in der Nähe von Wahllokalen. Auch aus Kundus im Norden des Landes, der zentralen Provinz Ghor und der Provinz Tachar werden Angriffe gemeldet. Raketenangriffe oder den Beschuss von Wahlstationen gab es den Angaben zufolge auch in den Provinzen Badachschan und Fariab.

Warten auf die Stimmabgabe in der Provinz HelmandBild: picture-alliance/AP Photo/A. Khaliq

Organisatorische Mängel und technische Pannen

Zehntausende Soldaten und Polizisten sind im Einsatz, um die Abstimmung abzusichern. Nach Angaben des Innenministeriums wurde die Zahl der zur Sicherung der Wahl abgestellten Sicherheitskräfte kurzfristig von 54.000 auf 70.000 erhöht. Ein Drittel der Wahllokale konnte wegen der angespannten Lage dennoch nicht öffnen. Viele Wähler mussten unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen.

Die Wähler müssen sich einer Sicherheitskontrolle unterziehenBild: Getty Images/AFP/F. Zahir

Aber nicht nur Gewalt, sondern auch schwere Organisationsmängel belasten die Abstimmung. In vielen Wahllokalen zeigte sich ein chaotisches Bild. Nach Angaben der Kandidatin für die Provinz Kabul, Mariam Suleimancheil, waren im Kabuler Stadtteil Dehsabs zwar die Wahlbeobachter pünktlich vor Ort, nicht aber das durchführende Personal. Bei Twitter veröffentlichte sie Bilder von auf dem Boden liegenden Wahlurnen. "Niemand weiß, was mit dieser Wahlstation ist - totales Chaos", schrieb sie. Ähnliches berichtete die Kandidatin Saleha Soadat aus dem Westen Kabuls. In den vielen Wahlzentren funktionierten die Geräte zur biometrischen Wählererfassung nicht, räumte die Wahlkommission ein.

Biometrische Erfassung der FingerabdrückeBild: DW/F. Zahir

Lokale Medien berichteten von Protesten verärgerter Menschen vor mehreren Wahlstationen. Manche Wahlstationen hatten auch falsche oder nicht vollständige Wählerlisten erhalten. Neben den technischen Problemen sollen auch viele Lehrer, die als Wahlpersonal eingeteilt waren, nicht in die Wahllokale gekommen sein. Die Taliban hatten am Mittwoch Lehrern und Schulleitern mit Gewalt gedroht, sollten sie ihre Schulen als Wahlbüros zur Verfügung stellen.

Verlängerung bis Sonntag

Die Wahlkommission kündigte eine Verlängerung der Abstimmung bis Sonntag in den von Gewalt und organisatorischen Mängeln betroffenen Regionen an. Die Unabhängige Wahlbeschwerdekommission des Landes äußerte sich besorgt über die mangelnde Aufsicht über den Wahlprozess, technische Fehler und die ungenügende Sicherheit der Wähler. Präsident Aschraf Ghani appellierte an die Bevölkerung, trotz aller Probleme von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.

Wählerinnen in der Provinz HeratBild: Getty Images/AFP/F. Zahir

Die Afghanen sind aufgerufen, die 250 Sitze in der Volksvertretung, der Wolesi Dschirga (Haus des Volkes), neu zu besetzen. Mehr als 2500 Kandidaten stehen zur Wahl. Wegen Verzögerungen bei der Wahlrechtsreform war die Parlamentswahl über drei Jahre immer wieder verschoben worden. Das vorläufige Ergebnis wird für November erwartet.

Es sind erst die dritten Parlamentswahlen seit dem Sturz des Taliban-Regimes 2001. Bereits frühere Abstimmungen waren wegen Stimmbetrug und Wahlmanipulation heftig umstritten gewesen.

qu/uh (rtr, dpa, afp ,ape)

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